Kalkar Hanselädchen sorgt sich um Fortbestand

Kalkar · Eine zu geringe Eigenkapitalquote hat dazu geführt, dass ungeplante Extrakosten den Griether Laden in Existenznöte brachten. Stadt will helfen, rechtliche Prüfung steht aber noch aus. Events und Café bringen wichtige Einnahmen.

 Das Lädchen am Markt in Grieth hat sich schnell zu einem beliebten Mittelpunkt des Ortes entwickelt. Hinter der Theke stehen Betriebsleiterin Babsy Dickamp und die integrative Kraft Marianne Smitmans.

Das Lädchen am Markt in Grieth hat sich schnell zu einem beliebten Mittelpunkt des Ortes entwickelt. Hinter der Theke stehen Betriebsleiterin Babsy Dickamp und die integrative Kraft Marianne Smitmans.

Foto: Gottfried Evers

Das Team vom Griether Hanselädchen ist sehr zufrieden mit den Umsätzen des Geschäfts und dennoch in großer Sorge um dessen Fortbestand. Daran sind Verluste aus der Anfangszeit des ehrgeizigen Projekts schuld: Deutlich mehr Geld als vermutet war nötig, um den Laden erstmal ans Laufen zu bringen. Und als es erstmal so weit war, stellten sich schnell unerwartete Folgekosten ein: "Wir hatten zu wenig Eigenkapital. Das macht uns bis heute das Überleben schwer", sagt Birgit Mosler. Gemeinsam mit Christian Reintjes bildet sie den Vorstand der Genossenschaft, der das Lädchen führt. Ein Facebook-Aufruf vor einigen Tagen sollte die Griether aufrütteln: "Helft uns über die schwierigen Wintermonate hinweg, indem ihr in den nächsten Wochen so richtig viel bei uns einkauft. . . Ihr trefft mit jedem Einkauf die Entscheidung, ob das Hanselädchen bleibt oder nicht!"

An das "oder nicht" wollen weder Mosler, noch die Mitarbeiter und auch viele Griether nicht denken. Denn das Lädchen am Markt hat sich schnell zu einem beliebten Mittelpunkt des Ortes entwickelt. Grieth geht es wie vielen anderen kleinen Dörfern: Ohne Geschäfte, Gaststätten, Arbeitsplätze und Ärzte nimmt die Lebensqualität ab; junge Leute ziehen ohnehin weg, Senioren immer häufiger auch. Das Euregio-Projekt "Starke Dörfer" (siehe Kasten) soll für Abhilfe sorgen, hat auch das Hanselädchen anfangs unterstützt.

Ältere, aber auch jüngere Bewohner des Dorfes besorgen im Dorfladen gerne die Lebens- und Genussmittel, die sie im Alltag benötigen. Ginge es nach dem Lädchen-Team, würden auch mehr Großeinkäufe vor Ort getätigt. "Unsere Preise unterscheiden sich kaum von denen in ,normalen' Läden", sagt Birgit Mosler, und ein Blick in die Regale bestätigt die Aussage. Auch ist das Sortiment umfänglich: Was der kleine oder größere Haushalt braucht, ist da. Sogar ein Bio-Sortiment soll aufgebaut werden. Regionales Bier (verbunden mit einem Brau-Seminar) ist eine Besonderheit, die sicher außergewöhnlich ist. "Und wenn jemand individuelle Wünsche oder Vorschläge hat, freuen wir uns, wenn er uns dies mitteilt", sagt die Projektinitiatorin. Ein kleiner Kasten für solche Zettel ist im Laden vorhanden. Auch frische und gekühlt zu lagernde Produkte sind vorhanden - und haben schon zu Beginn Probleme bereitet. "Unsere Großkühlung, die wir gebraucht kauften, hat sehr schnell schlapp gemacht. Wir haben sie zweimal reparieren lassen - Kosten, die wir nicht eingeplant hatten."

Sehr gerne würde das Team das Altgerät ersetzen, es brummt und rappelt laut und verbraucht massenhaft Energie. Schlecht für die Umwelt und für die Stromrechnung.

Das Eigenkapital der Genossenschaft setzt sich aus den Einlagen der Genossen zusammen, aber die Summe, die sich daraus anfangs ergab, war schnell ausgegeben. "Uns fehlen 10 000 Euro. Da wir Ende des Jahres einige weitere Anteile verkaufen konnten, haben wir noch mal etwas Luft bekommen. Aber eigentlich brauchen wir mehr", sagt Mosler. Die Stadt hat sich bereit erklärt, Anteile in der benötigten Größenordnung zu kaufen. Die Bezirksregierung prüfe jedoch noch, ob die Stadt sich überhaupt engagieren dürfe. "Das Genossenschaftsrecht ist hoch kompliziert."

Dorfläden haben nicht zuletzt eine soziale Funktion; dort treffen sich Bürger, gerade solche, die sonst nicht viel raus kommen: Ältere, Gehbehinderte, Mütter ohne Auto. Deshalb genießen sie hohe Sympathiewerte, wenngleich sich die Wertschätzung nicht unbedingt im Einkaufsverhalten ausdrückt. "Kommt zum Kaffee trinken, ladet die Familie zum Frühstücken ein, kauft Lebensmittel und besucht unsere Events", bittet Birgit Mosler. Kaffee und Kuchen gibt es täglich (Dienstag ist Ruhetag), Eintöpfe zum Wochenende ab Freitag. Die sind oft schnell ausverkauft.

Am Samstag, 10. März, steht die nächste Veranstaltung an: ein "Angrillen" auf dem Markt mit Live-Musik und Kinderbelustigung. Ein regionaler Metzger liefert dafür das Fleisch. Das Hanselädchen-Team hofft auf hohen Umsatz und wäre froh, wenn weitere Genossen gewonnen würden. Damit die Griether weiter vor Ort einkaufen und sich treffen können.

(RP)
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