Kleve Händler wollen Kleingeld verbannen

Kleve · Die Klever Einzelhändler diskutieren darüber, künftig im Geschäft auf Ein- und Zwei-Cent Münzen zu verzichten. Grund dafür sind zusätzliche Kosten, die von den Banken bei Einzahlung und Ausgabe des Kleingeldes erhoben werden.

 Klever Händler, so wie Gerd Decks und Lothar Quartier (v.l.), diskutieren momentan darüber, künftig auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen zu verzichten.

Klever Händler, so wie Gerd Decks und Lothar Quartier (v.l.), diskutieren momentan darüber, künftig auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen zu verzichten.

Foto: van Offern, Markus

Volle Kassen sind im Einzelhandel ein Segen, jedoch nicht, wenn es sich dabei um Kleingeld handelt. Im Gegenteil: Insbesondere die Ein- und Zwei Cent-Münzen stellen für viele Händler einen erheblichen Kostenfaktor dar. Münzen, die bei den Banken abgeholt oder eingezahlt werden, schlagen teuer zu Buche. Deshalb erwägen einige Klever Händler jetzt, das niederländische Zahlungsmodell zu übernehmen. Heißt: Cent-Beträge auf- oder abrunden. Sollte sich der Einzelhandel geschlossen dafür aussprechen, wäre Kleve bundesweit die erste Stadt, die auf das Kleingeld verzichtet.

Eine gesetzliche Regelung gäbe es allerdings nicht. "Bislang ist es nur ein Vorschlag", sagt Ute-Schulze-Heiming vom Klever Stadtmarketing. Die Händler würden die Beträge entweder zugunsten des Kunden abrunden oder sich auf einen aufgerundeten Preis verständigen — aus Sicht von Schulze-Heiming eine praktikable Lösung. Denn: "Der Wert der Münzen steht in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den sie verursachen."

Bei Metzger Lothar Quartier, der im Kleverland mehrere Filialen betreibt, findet die Idee Zustimmung. "Die Beiträge zu runden, hätte viele Vorteile", sagt er. "Das Portemonnaie des Kunden wäre leichter, der Einkauf ginge zügiger voran und wir müssten nicht ständig für einen Vorrat an Kleingeld sorgen." Der Großteil seiner Kunden würde diese Regelung sicherlich mittragen. "Und da wir 30 Cent pro Münzrolle bei der Bank bezahlen — selbst wenn sie nur 50 Cent wert ist — dürfte sich das auch für uns rechnen."

Bäcker Gerd Derks betreibt sechs Filialen in der Region, drei weitere in den Niederlanden. "Allein unsere Filialen in Deutschland werfen täglich etwa 300 bis 500 Münzen ab", sagt er. "Dadurch entstehen bei der Bank enorme Kosten." Der Verzicht auf Kleingeld, der sich in seinen Geschäften im Nachbarland längst bewährt habe, würde seine Arbeit vereinfachen. "Selbst wenn ich bei einem Stückpreis von 31 Cent für ein Brötchen ständig abrunden müsste, würde sich das noch mit den entfallenden Gebühren ausgleichen", glaubt Derks.

Rund 14 Millionen Münzen erreichen allein die Sparkasse Kleve jährlich. Rund die Hälfte davon sind Ein- und Zwei-Cent Münzen. "Neue Vorschriften zwingen uns, nicht nur Geldscheine, sondern auch Münzen auf ihre Echtheit zu überprüfen", sagt Sparkassen-Sprecher Ludger Braam. Auch die Umlauffähigkeit der Münze müsse sichergestellt sein. "Die Münze darf nicht beschädigt sein", sagt Braam. "Dazu müssen Automaten nachgerüstet und Personal geschult werden. Das ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden." Ab 1. Dezember verlangt die Sparkasse Kleve daher für Einzahlungen am Münzzähler — sobald es sich um mehr als 50 Münzen handelt — einen Cent pro Münze. Kleine Einzahlungen bis zu 50 Münzen sind kostenlos. Die Abgabe von Münzrollen werden schon seit längerem mit 30 Cent pro Rolle abgerechnet. Kinder, Jugendliche, Vereine und Kirchen zahlen nichts.

Bei der Volksbank Kleverland ist die Abholung und Einzahlung ebenfalls kostenpflichtig. Auf jede Münzrolle entfällt eine Gebühr von 50 Cent, unabhängig von der Münzgröße. "Der Aufwand für Ein- und Zwei-Cent-Münzen ist mittlerweile absurd hoch", sagt Volksbank-Generalbevollmächtigter Frank Rosar. "Die Sicherung der Münzqualität mussten wir an ein externes Partnerunternehmen abgeben. Das erzeugt hohe Kosten, die sich natürlich auch in den Bearbeitungsgebühren widerspiegeln." Auch die Volksbank befürworte die Idee. "Die Menge an Kleingeld, die im Umlauf ist, muss reduziert werden."

Während des Weihnachtsgeschäftes werde man diesen Vorschlag zunächst nicht weiter verfolgen, sagt Ute-Schulze-Heiming. "Anschließend werden wir jedoch Kunden und Händler befragen." Ohnehin sei Auf- und Abrunden im Geschäft für den Kunden rein freiwillig. "Die Centmünzen bleiben weiterhin in Deutschland ein gesetzliches Zahlungsmittel."

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