Kranenburg Grüne wollen weniger Windkraftanlagen

Kranenburg · Die Kranenburger Ratsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und FDP stehen hinter dem Projekt, im Reichswald eine Konzentrationszone für Windenergie auszuweisen. Doch wollen die Bündnisgrünen den Windpark verkleinern.

 Stehen hinter den Plänen, Windkraftanlagen im Reichswald zu errichten (v. l.) Thomas Kietz (FDP), Barbara Ketelaer (FDP-Fraktionschefin), Michael Mayer (Büdnis 90/Die Grünen) und Michael Baumann-Matthäus (Fraktionschef Bündnis 90/Die Grünen).

Stehen hinter den Plänen, Windkraftanlagen im Reichswald zu errichten (v. l.) Thomas Kietz (FDP), Barbara Ketelaer (FDP-Fraktionschefin), Michael Mayer (Büdnis 90/Die Grünen) und Michael Baumann-Matthäus (Fraktionschef Bündnis 90/Die Grünen).

Foto: Gottfried Evers

Das Dilemma, in dem Michael Baumann-Matthäus steckt, ist spürbar. Der Fraktionschef der Grünen im Kranenburger Rat befürwortet den Plan, im Reichswald Windkraftanlagen zu errichten. Doch räumt er ein: "Die Ausweisung von Vorrangzonen in Waldgebieten ist in meiner Partei umstritten." Offenbar ist er auch unentschieden. Generell sei es richtig, der Windenergie "substanziell Raum" zu verschaffen, wie es in einem Erlass der Landesregierung stehe. Doch setzte sich Baumann-Matthäus dafür ein, nicht wie vorgesehen zwölf Anlagen in den Reichswald zu bauen. Er will die Zahl der Windräder reduzieren. "Das ist nach unseren Einschätzungen auch notwendig und sinnvoll. So können wir die Akzeptanz beim Bürger erhöhen", sagt der Grüne. Sein Parteikollege Andreas Mayer formuliert es so: "Es geht darum, zwischen Klima- und Landschaftsschutz abzuwägen. Einen Tod muss man sterben." Mayer lässt lieber die zu schützende Landschaft sterben.

Bündnis 90/Die Grünen und die Kranenburger FDP stellten ihre Positionen zum Windpark vor.Die Meinung der beiden Parteien ist nahezu identisch. Sie befürworten das Projekt und betonen, dass es keine Alternative für die Gemeinde Kranenburg gebe, als der Änderung des Flächennutzungsplans zuzustimmen. "Nur dadurch haben wird die Möglichkeit zu steuern, wo Anlagen gebaut werden. Ändern wir den Plan nicht, können an mehreren Orten Windräder errichtet werden. Wir wollen keine Einzelanlagen", sagt Barbara Ketelaer, Fraktionschefin der Liberalen.

Der entscheidende Punkt ist für beide Parteien, dass man selbst keinen Einfluss habe, ob im Reichswald die Vorrangzone ausgewiesen wird. "Die Anlagen kommen, oder sie kommen nicht. Das ist unabhängig davon, ob wir den Flächennutzungsplan ändern. Nicht die Gemeinde entscheidet über den Bauantrag, sie ist nicht die Genehmigungsbehörde", betont Baumann-Matthäus. Er will, dass Kranenburg davon profitiert, falls das Projekt genehmigt wird.

Die Bürger seien bei dem Thema nicht ausreichend informiert, lautet ein Vorwurf des Grünen. "Wenn man fragt, wer Windkraftanlagen im Wald will, wird keiner sagen 'ich bin dafür'. Es ist ein hochemotionales Thema. Die Leute wissen aber teilweise nicht, wie die Situation ist", sagt Baumann-Matthäus. Der Frage, ob es nicht Aufgabe der Politik sei, diese Problematik den Menschen näherzubringen, entgegnet der Fraktionschef, dass die Bürger auch bereit sein müssten, sich intensiv damit zu beschäftigen.

Doch sind auch Fehler im Verfahrensablauf gemacht worden, räumt der Kranenburger Grünen-Chef ein. Die Belange der Niederländer seien nicht ausreichend berücksichtigt worden. Auf die hätte man stärker eingehen müssen, so Baumann-Matthäus. Ketelaer bewertet dies anders: "Unser Bürgermeister steht im regelmäßigen Austausch mit seinen niederländischen Kollegen."

Für Andreas Mayer ist klar, dass auf dem Land die erneuerbare Energie durch Windkraft für die Städte produziert werden muss. "Die haben dort keine Möglichkeit. Das muss hier passieren", erklärt er. Aber Kranenburg habe nicht viele Möglichkeiten, da durch Kiebitz, Schnepfe oder Gänse weite Teile des Gemeindegebiets ausgeschlossen sind, deshalb müsse der Wald herhalten.

Die Einstellung von Michael Baumann-Matthäus zu dem Thema ähnelt der eines national bekannten und geschätzten Grünen. Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, sagte einst mit einem Hauch Betroffenheit in der Stimme, dass kein Weg daran vorbeiführe, das Landschaftsbild zu verschandeln, um die Energiewende voranzubringen.

(jan)
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