Bedburg-Hau Gräber mahnen: nie wieder Krieg

Bedburg-Hau · Die sanierte Kriegsgräberstätte der LVR-Klinik Bedburg-Hau wurde gestern feierlich eingeweiht. Botschafter aus Polen, Andreij Dudzinski, und Russland, Vladimir Pyatin, mahnten, die Vergangenheit nicht zu vergessen.

 Gestern wurde die sanierte Kriegräberstätte auf dem Gelände der LVR-Klinik Bedburg-Hau eingeweiht.

Gestern wurde die sanierte Kriegräberstätte auf dem Gelände der LVR-Klinik Bedburg-Hau eingeweiht.

Foto: Gottfried Evers

Ihre Völker entrichteten während des Zweiten Weltkriegs den größten Blutzoll - und doch fanden gestern bei der Einweihung der sanierten Kriegsgräberstätte auf dem Gelände der LVR-Klinik Bedburg-Hau die Botschafter Russlands, Vladimir Pyatin, und Polens, Andreij Dudzinski, versöhnende Worte. Sie forderten die Jugend auf, sich über die Gräber ihrer Vorfahren die Hand zu reichen.

Pyatin erinnerte an die 700 000 russischen Bürger, die in Deutschland den Tod fanden - als Rotarmisten in den Gefangenenlagern, als Zwangsarbeiter, im KZ. Es seien die grauen Grabsteine auf den Kriegsgräberstätten, die als stumme Zeugen an diese Menschen erinnerten, die mahnten, dass diese Bürger den Wunsch nach Frieden und Freiheit mit dem Leben bezahlt haben. "Wir können nur zusammen immer wieder sagen: diese Tragödie darf sich nicht wiederholen", sagte Pyatin und warb zugleich auch für die Völkerverständigung zwischen dem deutschen und dem russischen Volk.

Andreij Dudzinsky blickte zurück auf zwölf Millionen Zwangsarbeiter, die nach Deutschland verschleppt wurden und von denen jeder fünfte aus Polen kam. Es sei richtig und gut, dass Deutschland und Polen zu einer engen Freundschaft gefunden haben, die eine feste Grundlage für die gegenseitigen Beziehungen der Nationen sei. Aber: "Wir wollen und dürfen dabei die Vergangenheit nicht vergessen - sie ist ein wesentlicher Teil unserer Identität", sagte Dudzinsky und verwies auf die berühmte Rede Richard von Weizsäckers zur Befreiung Deutschlands.

Zuvor hatte Bedburg-Haus Bürgermeister Peter Driessen die Gäste der Gedenkstätte begrüßt. "Wir haben diese Kriegsgräberstätte saniert, weil es für die nachfolgenden Generationen wichtig ist, hier ihre Trauerarbeit leisten zu können, weil hier Soldaten und Zivilisten aller Nationen bestattet wurden, vor allem aber, damit wir aus der Geschichte lernen: Nie wieder Krieg!", sagte Driessen.

Dass die Menschheit nicht allzu lernfähig ist, zeigten die Kinder der Gemeinschaftsgrundschule St. Markus und der Sekundarschule Kleve in Bedburg-Hau: Sie dokumentierten eindrucksvoll mit Bildern, dass immer noch Krieg herrscht und Tod, Verderben und Flucht bringt, rahmten mit ihren Liedern die Veranstaltung.

Nachdem Geistliche der orthodoxen, der evangelischen und der katholischen Kirche die Gräber wieder geweiht hatten, enthüllten die Botschafter Polens und Russlands, Bürgermeister Peter Driessen. Landrat Wolfgang Spreen und der stellvertretende Vorsitzende des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Dr. Peter Paziorek, eine Gedenk- und Informationstafel, die vor allem Gemeindearchivar Johannes Stinner ausgearbeitet hat. Sie erklärt die Kriegsgräberstätte und weist auf die Gedenkorte auf dem Gelände, die an ermordete Patienten der Klinik erinnern.

Vor allem aber erzählt sie die Geschichte der letzten Kriegstage, als sich britische Truppen gegen den erbitterten Widerstand deutscher Einheiten durch den Reichswald und dann über die Felder zwischen Kleve und Uedem kämpften. 581 bei diesen Kämpfen gefallene deutsche Soldaten wurden auf dem Friedhof beerdigt. 113 Ziviltote und 87 umgekommene Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene fanden hier ebenfalls ihre letzte Ruhe.

(RP)
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