Kleve-Materborn Gottesdienst zu Ehren der heiligen Anna

Kleve-Materborn · Zum Namenstag der heiligen Anna gibt es am Sonntag einen Ehrengottesdienst mit anschließender Prozession durch Materborn.

 Das kostbare Armreliquiar wird am Festtag von der Pfarrkirche in die St.-Anna-Kapelle übertragen.

Das kostbare Armreliquiar wird am Festtag von der Pfarrkirche in die St.-Anna-Kapelle übertragen.

Foto: Gottfried Evers

"Stinn, Köb än Ann süppen üt een Kann." - "Christine, Jakobus und Anna trinken aus einer Kanne." Diese alte Volksweisheit sagt aus, dass die Namenstage dieser drei Heiligen am 24., 25. und 26. Juli nacheinander folgen, am heutigen Freitag also Sankt Anna. In Materborn ist am Sonntag, 28. Juli, das traditionelle Annafest der Pfarrgemeinde "Zur Heiligen Familie". Es beginnt um 9 Uhr mit einer Festmesse unter Mitwirkung des Kirchenchores Materborn und der Musikkapelle "König David" aus Keppeln im Park von Burg Ranzow.

Nach dem Festgottesdienst zieht die Prozession durch Materborn. Seit etwa 1480 gab es in Materborn eine Kapelle, die der heiligen Anna geweiht war. Es handelt sich hierbei somit um eine der ersten Anna-Kapellen, da die Verehrung der Heiligen Anna in Westeuropa insgesamt erst relativ spät einsetzte. "Ihre wachsende Bedeutung in der Volksfrömmigkeit im Verlauf des 15. Jahrhunderts stand im Zusammenhang mit dem Bedürfnis der Zeit nach einer stärker das mütterliche Element vertretenden Heiligen, die bei familiären Nöten um Hilfe und Fürsprache angerufen werden konnte", heißt es in einem Kirchenführer, den der Förderkreis "Pfarrkirche St. Anna Materborn e.V." herausgegeben hat.

Die seelsorgliche Betreuung der Kapelle oblag der Klever Stiftskirche. Erst 1862 erhielt Materborn mit Wilhelm Windhausen (1837-1915) einen eigenen Vikar. Augenfälligstes Zeichen seines 27-jährigen Wirkens wurde die Anfang der 1880er Jahre erbaute neugotische St.-Anna-Kirche. Die für die Gemeinde zu klein gewordene Kapelle, die fortan überflüssig schien, wurde teilweise abgerissen. Nur der Chor blieb erhalten und bildet die heutige St.-Anna-Kapelle. In der Broschüre des Förderkreises beschreibt Helga Ullrich-Scheyda sehr schön eine Kostbarkeit, nämlich das Armreliquiar. Diese Anna-Reliquie wird am eigentlichen Festtag, am 26. Juli, von der Pfarrkirche in die St.-Anna-Kapelle übertragen und kommt von dort am Sonntag, 28. Juli, zur Festmesse nach Burg Ranzow, um in der anschließenden Prozession durch die Straßen von Materborn getragen zu werden.

Bei der Reliquie handelt es sich um ein etwa 16 cm langes Stück der Speiche des rechten Unterarms, welche Herzog Adolf von Kleve und seine Gemahlin Maria von Burgund dem von ihnen als Grablege gegründeten Karthäuserkloster auf der Grav-Insel bei Wesel geschenkt hatten. Während des 80-jährigen Krieges gelangte sie nach Köln, wo Mitte des 17. Jahrhunderts die ursprüngliche gotische Fassung von dem Goldschmied Hermann Lieker durch das barocke, aus Silber getriebene, teilweise vergoldete und gravierte Reliquiar ersetzt wurde. 1853 kam das 36 cm hohe Reliquiar in Form eines Ärmels und einer Hand in den Xantener Domschatz. 1886 konnte Vikar Windhausen es gegen Bezahlung des Silberwertes erwerben. Die Annaverehrung in Materborn mit einer Prozession am Sonntag nach dem St.-Anna-Fest erlebte hierdurch einen großen Auftrieb. Die im Zweiten Weltkrieg verloren gegangene Hand wurde ersetzt.

(RP)
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