Rheinberg/Kleve Gestohlene Heilige wiedergefunden

Rheinberg/Kleve · Im Kloster Maria Laach wurden im Februar elf über 500 Jahre alte Sakralfiguren gefunden – ein Unbekannter hatte sie über die Mauer geworfen. Inzwischen steht fest: Die Figuren stammen aus den Bistümern Aachen und Münster.

 Das Kloster Maria Laach.

Das Kloster Maria Laach.

Foto: Imago

Im Kloster Maria Laach wurden im Februar elf über 500 Jahre alte Sakralfiguren gefunden — ein Unbekannter hatte sie über die Mauer geworfen. Inzwischen steht fest: Die Figuren stammen aus den Bistümern Aachen und Münster.

Tätige Reue 45 Jahre nach dem Diebstahl: Unbekannte haben elf mehr als 500 Jahre alte Sakralfiguren wieder zurückgegeben. Acht stammten aus Kirchen im Bistum Aachen und zwei aus dem Bistum Münster. Eine Figur, "Mann mit Seil", konnte noch nicht zugeordnet werden.

Die Rückgabe steht im Zusammenhang mit einem ungewöhnlichen Fund am 29. Februar im Kloster Maria Laach bei Mendig in der Eifel. Ein Benediktiner hatte dort zwei Taschen mit mehreren sakralen Figuren gefunden, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden mit. Die Taschen seien über eine Mauer geworfen worden. Da zu vermuten war, dass die Kunstgegenstände aus Kirchendiebstählen stammten, wurden die Polizeiinspektion Remagen und das Bundeskriminalamt eingeschaltet.

"Das Bundeskriminalamt konnte durch umfangreiche Vergleichsermittlungen in nationalen und internationalen polizeilichen Verlustdateien für Kunstgegenstände die Herkunft der über 500 Jahre alten, kunsthistorisch wertvollen Sakralfiguren aufklären", hieß es beim BKA. Das Bistum Münster habe "in akribischer Recherchearbeit" einige weitere Fundstücke zuordnen können.

Somit sind auch zwei Heiligenfiguren, die Anfang der 70er Jahre aus Kirchen am Niederrhein gestohlen worden waren, jetzt wieder im Besitz des Bistums Münster. Sie wurden am Dienstag vom BKA an den für den Niederrhein zuständigen Kunstpfleger des Bistums, Reinhard Karrenbrock, übergeben. Eine Restauratorin aus Wesel-Bislich wird den Fund begutachten, kündigte ein Bistumssprecher an. Die Figuren stammen aus Altären in Rheinberg und Kleve. Um welche Kirchen es sich genau handelt, wollte das BKA zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Es spricht nach Recherchen unserer Redaktion einiges dafür, dass es sich bei der aus dem Rheinberger Raum stammenden Figur um einen Apostel aus dem Hochaltar von St. Peter handelt.

Kunstpfleger Karrenbrock sprach von einem "großartigen Fund". Es sei sehr selten, dass gestohlene Figuren nach so langer Zeit wieder auftauchen. Xantens Weihbischof Wilfried Theising freut sich, dass die Heiligenfiguren wieder in ihre Heimatkirchen zurückkehren. "Damit konnte man nach so langer Zeit nicht mehr rechnen. Umso größer sind Überraschung und Freude darüber, dass das Bistum durch den ungewöhnlichen Fund in der Eifel zwei Jahrhunderte alte Kulturschätze zurückbekommt", so der Bischof.

Laut BKA werden gestohlene Kunstgegenstände häufig erst nach Jahren und mehrmaligen Besitzerwechseln auf Kunstmessen oder über Auktionshäuser zum Verkauf angeboten. So wurde 2008 vor der Messe "Cologne Fine Art" eine Figur des heiligen Petrus angeboten. Ein Vergleich ergab, dass es sich dabei um eine Skulptur handelte, die 33 Jahre zuvor bei einem Diebstahl entwendet worden war. Ihr Wert wird auf 10.000 Euro geschätzt.

Erst ein Vergleich spezifischer Merkmale ermögliche es, die Identität festzustellen. Neben einer Zusammenarbeit mit Experten für sakrale Kunst sowie den betroffenen Kirchengemeinden böten die umfangreichen Fahndungsunterlagen des BKA oft die letzte Chance, Kunstgegenstände zweifelsfrei zuzuordnen. In diesem Fall aber hat wohl einen Tatbeteiligten das schlechte Gewissen geplagt.

Die acht Kunstwerke aus dem Bistum Aachen stammen laut Diözese aus Kirchen in den Regionen Düren-Eifel, Heinsberg und Kempen-Viersen. Weitere Informationen, etwa um welche Figuren es sich handelt und aus welchen Kirchen sie stammen, habe ihnen das BKA zunächst noch nicht mitgeteilt, sagte eine Sprecherin des Bistums. Sie würden nun von der Amtswerkstatt des Landschaftsverbandes Rheinland genau unter die Lupe genommen. Man rechne damit, im Laufe der Woche mehr zu wissen.

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