Niederrhein Gegen die Kleinstaaterei in Europa

Niederrhein · Erstmals fand das Treffen von Verwaltungsspitzen aus der Region Limburg im Kreis Kleve statt. Auch Vertreter der deutschen Seite von Kleve bis Aachen kamen gestern zum Airport Weeze, darunter Regierungspräsidentin Anne Lütkes.

 Auch Theo Bovens, Gouverneur von Limburg, warb in Weeze für den europäischen Gedanken.

Auch Theo Bovens, Gouverneur von Limburg, warb in Weeze für den europäischen Gedanken.

Foto: Markus van Offern

Angesichts des strömenden Regens wäre mancher Teilnehmer am Airport vermutlich lieber gleich in einen Flieger Richtung Süden gestiegen. Andere nahmen das Wetter mit Humor: "Typisch Niederrhein" eben, hieß es. Erstmals fand gestern der " Limburgse Bestuurdersdag" am Niederrhein statt. Das Treffen der Verwaltungsspitzen hat auf der niederländischen Seite Tradition, diesmal tagte man auf deutscher Seite und lud auch die Vertreter von Kleve bis Aachen ein. Für Regierungspräsidentin Anne Lütkes war der Tag ein wichtiges Signal für Europa. So etwas sei wichtig in der aktuell turbulenten Zeit, in der es die Befürchtung gibt, dass immer mehr Abschottung und Kleinstaaterei auf die Tagesordnung kommen. "Wir müssen um die Errungenschaften kämpfen", sagte sie und machte deutlich, wie wichtig grenzübergreifende Zusammenarbeit etwa bei Gefahrenabwehr und Krisenmanagement sei. Aber es gehe auch um ganz konkrete Dinge wie etwa die Verbindungen von Bus und Bahn über die Grenze hinweg.

Bei der Windkraft nutzte sie den Termin, um bei den deutschen und niederländischen Verwaltungsvertretern dafür zu werben, das Thema offen anzugehen. Hier sei nicht eine Verhinderungsstrategie zielführend, vielmehr müsse es um Dialog und Kompromiss gehen. Zum Thema "Flughafen" hielt sich die Regierungspräsidentin zurück. Wie berichtet, gibt es darum gerade eine breite Debatte. Im neuen Landesentwicklungsplan bleibt Weeze weiterhin nur "regionalbedeutsam". Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber hat daher mit einer Beschwerde bei der EU gedroht. Eigentlich wollte sie gar nichts dazu sagen, meinte die Regierungspräsidentin. Immerhin wies sie kurz darauf hin, dass der Flughafen gerade mit dem Land über die Frage streite, ob der Airport regional- oder landesbedeutsam ist. Sie dankte den Verantwortlichen des Flughafen allerdings für die gute Zusammenarbeit beim Thema Flüchtlinge. Bislang sind Asylsuchende in einer Notunterkunft des Landes untergebracht. Am Airport soll eine ständige Unterbringungseinrichtung entstehen. Die Unterkunft werde auf moderne Füße gestellt und werde für die Zukunft dauerhaft Plätze zur Verfügung stellen.

Der Flughafen ist aus Sicht von Weezes Bürgermeister das beste Beispiel für ein grenzüberschreitendes Projekt. "Der Airport war von Anfang an als euregionales Zentrum konzipiert", sagte Ulrich Francken. 40 Prozent der Fluggäste kämen aus den Niederlanden. Weeze sei quasi der zweitgrößte Flughafen der Niederlande, scherzte er.

Zum grenzübergreifenden Aspekt passte bestens, dass Weeze gerade erst als euroaktive Kommune aufgezeichnet wurde. Für Bürgermeister Ulrich Francken ist ganz klar, dass "Europa hier an der Grenze gelebt wird". Es sei fatal, dass Ältere reaktionär reagieren würden. Der Brexit sei ein echter Rückschlag. "Es ist bedauerlich, dass Europa immer mehr in Einzelinteressen zerfällt", sagt Francken.

Damit die rund 600 Gäste auch einen ganz plastischen Eindruck der Grenzregion bekamen, standen diverse Exkursionen auf dem Programm. Es ging dabei um Wirtschaft und Touristik, aber auch ganz konkrete Themen, die die Region betreffen. Etwa die Frage zum Umgang mit dem Kiesabbau. Die Renaturierung eröffne die Chance, diese Bereiche wieder in die Umgebung einzufügen. So könnten neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen, hieß es.

(RP)
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