Kleve/Goch Kleve guckt beim Public Viewing in die Röhre

Kleve/Goch · In diesem Sommer wird es in Goch und Kleve wohl kein "Rudelgucken" zur Fußball-WM geben. Anstoßzeiten, unkalkulierbares Wetter und große Privat-Fernseher sprechen dagegen. Veranstalter fürchten finanzielle Verluste.

 Fans beim Public Viewing (Archivbild).

Fans beim Public Viewing (Archivbild).

Foto: Evers Gottfried

Die Fußball-Weltmeisterschaft naht mit großen Schritten. Viele Fans bringen derzeit ihre Vorfreude in den sozialen Medien zum Ausdruck. Sobald das Thema WM auf den Tisch kommt, findet sich schnell jemand, der fragt, ob es in der Region Public-Viewing-Veranstaltungen gibt. Wir haben uns erkundigt.

Bei den Ordnungsämtern in Goch und Kleve sind bislang noch kein Anträge für eine solche Veranstaltung gestellt worden. Damit darf als ziemlich sicher gelten, dass es kein Public Viewing geben wird, denn ein solches Event ist nicht auf die Schnelle zu organisieren.

Kaum jemand weiß das besser als Georg van den Höövel. Der Gocher hat bereits mehrere "Rudelgucken" veranstaltet, unter anderem im Gocher Stadtpark aber auch auf dem Platz am Klever Bahnhof. "Für ein großes Public Viewing braucht man einen Vorlauf von neun Monaten. Alleine schon die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten, nimmt viel Zeit in Anspruch", sagt van den Höövel. Darauf habe er dieses Mal einfach keine Lust. "Ich werde nichts machen", betont er.

Aber liegt das wirklich nur an der Bürokratie? Van den Höövel wiegelt ab. "Die Zeiten haben sich geändert. Heute kommen keine 10.000 Besucher mehr zum Public Viewing nach Goch oder Kleve. Auch keine 5000 und keine 3000", ist er überzeugt. Es gebe andere Trends. Die Spiele vor dem heimischen TV-Gerät zu verfolgen, gehöre dazu. "Die Fernseher werden immer größer und besser. Da braucht man keine Großleinwand mehr", sagt van den Höövel.

Auch die Anstoßzeiten machten den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. "Um 16 Uhr müssen viele noch arbeiten", sagt der Gocher. Das unkalkulierbare Wetter am unteren Niederrhein sei ein hohes Risiko. "Ich habe zwar überlegt, ein Zelt für Fußballübertragungen aufzustellen, aber das ist ja auch nicht der Sinn der Sache. Da fehlt das Open-Air-Feeling", sagt van den Höövel.

Nicht zuletzt könne man auch nicht wissen, wie weit die deutsche Mannschaft im Turnier kommt. "Wir haben zwar eine gute Truppe, aber wenn sie nicht ins Halbfinale kommt, lohnt sich ein Public Viewing auf keinen Fall", betont er. Ein kleines Hintertürchen hält sich van den Höövel noch offen: "Falls plötzlich drei Großsponsoren Interesse signalisieren würden, wäre ich dabei. Die Pläne habe ich schließlich in der Tasche", sagt er. Definitiv nicht als Veranstalter eines Public Viewings auftreten werden die Gocher Stadtwerke. "Wir müssen uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren und haben uns deswegen bewusst dagegen entschieden", sagt Stadtwerke-Chef Carlo Marks.

In Kleve hatte zuletzt der Veranstalter Soundbox das Public Viewing zur Europameisterschaft 2016 im Forstgarten durchgeführt. So richtig gelohnt hatte sich das Public Viewing aus unternehmerischer Sicht für Soundbox nicht. "Wir sind finanziell mit einem blauen Auge davon gekommen", räumte Verfondern im Anschluss ein.

Das Interesse der Fußballfans am "Rudelgucken" sei nicht groß genug gewesen, erläuterte Verfondern damals. Pro Deutschlandspiel verfolgten im Durchschnitt 300 bis 350 Fußballbegeisterte das Geschehen auf der Leinwand in der Konzertmuschel. Bei den Spielen ohne deutsche Beteiligung war das Interesse sehr gering.

Trotzdem hätte er zur Weltmeisterschaft 2018 mit seiner Firma einen erneuten Anlauf genommen. Doch da machte ihm die Stadt Kleve einen Strich durch die Rechnung. Sie erteilte keine Genehmigung für einen Fallschirm zum Überdachen der Veranstaltung.

(RP)
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