Kleve Für 430.000 Euro aus der Steueraffäre

Kleve · Die Strafkammer des Landgerichts Kleve wird das Verfahren gegen ehemalige Verantwortliche des 1. FC Kleve nach Zahlung von Auflagen zu den Akten legen. Eine hohe Summe wurde bereits überwiesen.

Das ist der FC Kleve 1863/1903
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Das ist der 1. FC Kleve

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Wenn jetzt noch 75.000 Euro ans Finanzamt gezahlt werden, sind die Voraussetzungen erfüllt, damit die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts das Verfahren gegen ehemalige Verantwortliche und Mitarbeiter des 1. FC Kleve einstellt. Wie die Rheinische Post bereits am vergangenen Samstag berichtete, ist es zu einer Verständigung zwischen den Finanzbehörden und den Angeschuldigten gekommen.

Die Staatsanwaltschaft hatte drei ehemaligen Vorstandsmitgliedern und drei weiteren ehemalige Beschäftigten vorgeworfen, im Zeitraum von August 2005 bis Juli 2008 für den Verein falsche beziehungsweise unvollständige Angaben zu Lohnzahlungen und weiteren geldwerten Vorteilen an die Spieler des 1. FC Kleve gemacht zu haben.

Gemeinsam müssen die Angeklagten jetzt eine Summe von 300.000 Euro für die hinterzogenen Lohnsteuern an die Finanzkasse zahlen. 75 Prozent dieses Betrags sind bereits überwiesen worden. Die restlichen 75.000 Euro sind bis zu einem festgelegten Datum auf ein Konto der Behörde zu zahlen. Mit den 300.000 Euro werden die Ansprüche seitens des Finanzamts erfüllt. In einer Mitteilung des Landgerichts Kleve heißt es, dass mit der Zahlung von 300 000 Euro "ein erheblicher Anteil des von den Finanzbehörden und der Anklage berechneten Steuerschadens durch die Angeschuldigten wieder gut gemacht worden" sei.

Was die strafrechtliche Seite betrifft, so werden die ehemaligen FC-Verantwortlichen zusammen hier noch zusätzlich 130.000 Euro zahlen müssen. Somit kostet den Beschuldigten die Aktion "Schwarzgeld" insgesamt 430.000 Euro.

Am Anfang stand eine Steuerschuld von 1,1 Millionen Euro im Raum. Zur Anklage kamen dann 460.000 Euro Lohnsteuer sowie etwa die gleiche Summe an Lohnnebenkosten. Aus diesen 920.000 Euro sind schließlich 300.000 Euro geworden, mit denen sich das Finanzamt zufrieden gibt.

Warum es das tut, hat nach RP-Informationen auch damit zu tun, dass die Behörde nicht in allen Fällen nachweisen konnte, welcher Spieler in welchem Umfang unversteuerte Zahlungen erhalten haben soll. Zudem sei bei der Ermittlung der Summe in einigen Fällen recht großzügig nach oben aufgerundet worden. So sollen selbst illegale Zahlungen an Spieler in der Anklage auftauchen, die zu dem Zeitpunkt schon für andere Vereine aktiv waren.

Neben zusätzlichen "Sponsoren" sollen die Beschuldigten nach Umfang des ihnen zur Last gelegten Schadens sowie ihren finanziellen Möglichkeiten den Betrag von 300.000 Euro zusammengetragen haben. Durch die Zahlung der jetzt feststehenden Beträge endet ein Fall, der im August 2008 mit der Durchsuchung der Geschäftsstelle des 1. FC begonnen hatte. Für einige Beschuldigte, so etwa für den ehemaligen Vorsitzenden Uwe Dönisch-Seidel, wäre die Eröffnung des Hauptverfahrens und eine eventuelle Verurteilung existenzbedrohend gewesen.

Ausgelöst wurde der Fall durch die von den Fahndern bei der Razzia in der FC-Geschäftsstelle gefundenen sogenannten "Netto-Verträge". Eine nicht unübliche Praxis im Amateurfußball. Neben ordnungsgemäß abgerechneten Lohnzahlungen gibt es zusätzliche, für die eben keine Abgaben gezahlt werden. Hier hatte der 1. FC offenbar zu sauber gearbeitet. Denn in Ordnern befanden sich neben den offiziellen Kontrakten hinter einem Trennblatt und in einer Klarsichthülle die auch schriftlich abgefassten Zusatzvereinbarungen. Geld, das bar gezahlt wird. Ohne Quittung.

(RP)
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