Kranenburg-Wyler Flucht aus Syrien endete in Wyler

Kranenburg-Wyler · 19 Zuwanderer aus Syrien, Nigeria, Guinea und Somalia leben in dem alten Zollhaus in Wyler.

 Friedhelm Kahm (l.) und Nel Winkelmann (4. v. l.) koordinieren die Flüchtlingshilfe in Kranenburg. Die in dem alten Zollgebäude untergebrachten Zuwanderer freuen sich über ihren Besuch.

Friedhelm Kahm (l.) und Nel Winkelmann (4. v. l.) koordinieren die Flüchtlingshilfe in Kranenburg. Die in dem alten Zollgebäude untergebrachten Zuwanderer freuen sich über ihren Besuch.

Foto: gottfried Evers

Kranenburgs Bürgermeister Günter Steins und Willi Fleskes, Leiter des Ordnungs- und Sozialamtes im Kranenburger Rathaus, waren sich sofort einig: "Hier im Vorraum können wir gut eine Tischtennisplatte aufstellen", sagten sie, als sie den Flüchtlingen im ehemaligen Zollabfertigungsgebäude an der B 9, Hauptstraße 123, in Wyler einen Besuch abstatteten. Der für Tischtennis vorgesehene Raum im Keller des Gebäudes muss nunmehr in der kälteren Jahreszeit als Wäschetrockenraum genutzt werden. Die 19 Flüchtlinge aus Syrien, Nigeria, Guinea und Somalia sind in ihrem neuen Zuhause angekommen. Die Waschmaschinen werden eifrig genutzt. Die Duschräume sind in einem vorzeigbaren Zustand.

Im Gemeinschaftsraum des Obergeschosses herrscht Leben und Treiben. Von den drei Trakten mit den Unterbringungsmöglichkeiten von rund 70 Personen ist der erste Trakt mit den 19 Zugewanderten großzügig belegt. "Wir konnten unter diesen Umständen auf die Wünsche der Bewohner eingehen", sagt Fleskes. Jeweils seit Ende August und Ende September leben die Asylanten in dieser "Außenstelle" von Kranenburg. Die Kinder besuchen den Kindergarten und die Grundschule in Kranenburg, einige auch die weiterführenden Schulen in Kleve. Vor allem einige jüngere Kinder sprechen schon sehr gut deutsch.

Weil sie in ihrem Heimatland Krieg, Terror und ständigen Bombenalarm erlebten, floh die Familie Alhariri mit den Kindern Layth (17), Mohammed (15), Alaa (13), Khaled (8), Rasan (4), und Meiss (2) über die Türkei, Mazedonien, Kroatien nach Deutschland und kam über Bergkamen, Hamm und Wickede nach Wyler. In ihrem Land scheint acht Monate im Jahr die Sonne, deshalb leiden jetzt vier Kinder an Asthma. "Wir haben das Gesundheitsamt eingeschaltet, aber die Krankheit liegt definitiv nicht am Zustand des Gebäudes", betont Steins.

Nicky Ebose (30) und ihr Sohn Persie (9) kamen mit dem Flugzeug von Nigeria nach Italien, von dort nach Dortmund, waren vier Monate in Linnich und kamen dann in die Grenzgemeinde. Der Grund ihrer Ausreise waren familiäre Probleme und keine Arbeit. Für Persie, der schon gut deutsch spricht, stand die Schuleignungsuntersuchung bevor.

"Die Unterbringung in Wyler ist zwar nicht optimal, aber wir haben eben keine andere Wahl", sagt die junge Frau, die in ihrer Heimat ganzjährig große Hitze kennt und hin und wieder mit ihrer Mutter telefoniert. "Nel Winkelman ist der gute Geist unserer Außenstation in Wyler", sagt der Koordinator des "Runden Tisches", Friedhelm Kahm. Sie betreut regelmäßig ehrenamtlich die acht Zugewanderten aus Syrien, vier aus Nigeria, drei aus Guinea und vier aus Somalia. "Mehrere Bürger aus den Niederlanden unterstützen unsere Arbeit in Wyler", sagt Kahm. So wurden mit sieben Kindern Martinsfackeln gebastelt, von Paul de Kam, der arabisch spricht, wird ein Deutschkurs angeboten, und die "Stichting Overal" in Nimwegen stellt gratis brauchbare Gegenstände des täglichen Lebens zur Verfügung. Jetzt sollen auch Computer für Sprachkurse im alten Zollgebäude installiert werden. Dringend benötigt werden weitere Sprachbegleiter für die deutsche Sprache. Das entsprechende Material wird vom "Runden Tisch" zur Verfügung gestellt.

Zum Essen, Trinken, Spielen und Tanzen lud Marjet de Boer vom "Runden Tisch" nach Wyler ein. "Wir möchten durch Veranstaltungen diesen 'Außenposten' der Unterkünfte für Zugewanderte in die Gemeinschaft von Kranenburg hereinholen und auch in Wyler einige Kontakte zu den dort lebenden Menschen entstehen lassen", wünscht sich Kahm.

(RP)
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