Plage in Kranenburger Kirche Die Fliegen sterben wie die Fliegen

Kranenburg-Zyfflich · Die Fliegenplage im Kranenburger Gotteshaus hat sich entspannt, den sinkenden Temperaturen sei Dank. Die toten Insekten können aufgekehrt werden. Doch: Noch ist nicht entschieden, wie die Tiere endgültig vernichtet werden sollen.

Mit der Kälte kommt der Tod. Die Fliegenplage in der Zyfflicher Pfarrkirche neigt sich dem Ende zu. Am Donnerstag wurde aufgeräumt. Mit einem großen Besen kehrt Rentner Gerd Hansen (68) die Tiere, die im Mittelschiff liegen, auf einen Haufen zusammen. Tot sind nicht alle. Lethargisch krabbeln noch einige über den Boden. Fliegen können sie nicht mehr. An den Wänden sitzen deutlich weniger Tiere. Die meisten schwirren jetzt vor den Fenstern. Noch haben die Insekten die Luftherrschaft in dem Gotteshaus.

Hansen, der Mitglied im Pfarrgemeinderat ist, hat seit Ausbruch der Massenvermehrung die Kirche kaum mehr verlassen. "Heute ist der erste Tag, an dem sich die Situation merklich verbessert hat", sagt der 68-Jährige. Doch selbst wenn die Quälgeister weniger werden, die Plage ist damit nicht beendet. Derzeit sind allein die sinkenden Temperaturen dafür verantwortlich, dass die Population schrumpft.

Kranenburg: Fliegenplage in Kirche
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Bislang hatten drei Kammerjäger mit überschaubarem Erfolg versucht, das Problem zu lösen. Auch die Frage nach dem "Warum" konnten sie nicht beantworten. Mit Andreas Dahl war am Donnerstag der vierte Fachmann in Zyfflich. Er hatte eine Erklärung für das Phänomen. "Der September war mit teilweise über 30 Grad extrem warm", sagt er. Die Fliegen bevorzugten kühle Temperaturen und da käme ihnen eine große, kalte Kirche gerade recht. Und die Tiere lassen sich nicht lumpen, was die Familienplanung betrifft: "Jede Fliege dieser Art legt 140 bis 400 Eier. Wenn man das hochrechnet, ist man schnell bei einer Plage mit diesem Ausmaß", sagt Dahl.

Hinzukommt, dass die Kirche nachts angestrahlt wird. Licht locke die sie ebenfalls an. "Jetzt, wo es schlagartig kälter geworden ist, wollen sie wieder raus und sitzen vor den Fenstern", erklärt der Kammerjäger. Die Fliegen wüssten nicht, was sie draußen erwartet. Zudem sei es hinter der Verglasung durch die Sonneneinstrahlung noch relativ warm. Der Vorschlag von Dahl, um die Population endgültig zu vernicht: Ein Gerüst aufbauen, die obere Hälfte der Kirche mit einem Insektizid streichen. Wenn die Tiere damit in Kontakt kommen, gehen sie den Weg alles Irdischen. Danach soll die Kirche vernebelt werden mit einem Mittel, das selbst die letzte Fliege in jeder Ritze tötet.

Keine Chemiekeule gegen die Flieger

Pfarrer Christoph Scholten lehnt jedoch die Lösung des Problems durch chemische Mittel ab. "Für die Menschen ist dies nicht gut und für die Kunstwerke wohl ebenfalls nicht. Da bekämpfen wir Pest mit Cholera." Am Donnerstag bekam Scholten einen Anruf von einem Kammerjäger aus Essen, "der will mit einem elektrischen Fliegenfänger die Schwärme töten", sagt der Geistliche, der ein gefragter Mann war. Das Gotteshaus mit den Fliegen lockte etliche Fernsehsender an, die alle mit ihm sprechen wollten.

Auch Gerd Hansen ist wenig begeistert davon, mit der chemischen Keule sich der Tiere zu entledigen. "Wenn es nach mir geht, warten wir ein paar Tage. Die fallen jetzt alle von der Decke, wir kehren sie zusammen und fertig", sagt er. Doch besteht die Gefahr, dass die Plage dann irgendwann wieder ausbricht. Für den Rentner ist überraschend, dass die Fliegen sich nicht überall in der Kirche niedergelassen haben. "Bei Jesus am Kreuz, da sitzen keine", ist ihm aufgefallen.

Das derzeit nationale Interesse an der Plage von Zyfflich könnte dafür sorgen, dass einem bevorstehenden großen Fest in St. Martin mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Ab Dezember wird das 1000-jährige Bestehen der Kirche gefeiert. "Da sollte ich alle Journalisten, die heute da waren, zur Pressekonferenz einladen. Mal gucken, wer kommt", sagt Scholten. Denn auf die Fliegen kann er nicht und will er nicht bauen. Die machen jetzt die Mücke.

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