Kalkar Feierstunde der St.-Eligius-Gilde

Kalkar · Die Schmiede gedachten ins Stadtfest eingebettet ihrer Zunft-Gründung.

 Ungewöhnliche "Ratsherren" trafen sich im Saal des historischen Kalkarer Rathauses: Die St.-Eligius-Gilde feierte ihr 625-jähriges Bestehen. Parallel zum Stadtfest draußen fand der Festakt der Gilde im Ratssaal statt.

Ungewöhnliche "Ratsherren" trafen sich im Saal des historischen Kalkarer Rathauses: Die St.-Eligius-Gilde feierte ihr 625-jähriges Bestehen. Parallel zum Stadtfest draußen fand der Festakt der Gilde im Ratssaal statt.

Foto: Settnik

Ohne eine funktionierende Stadt mit selbstbewussten Bürgern hätten sich diese und andere Gilden wohl nicht gebildet, schließlich war ein gut organisierter Berufsstand für die Entwicklung des Gemeinwesens ganz wichtig. Strukturiertes Handwerk - etwa das der Schmiede und Metallverarbeiter - bildete sich auch in Kalkar erst im späten 14. Jahrhundert.

Da war Kalkar schon längst "Stadt", von Graf Dietrich VI. von Kleve um 1230 gegründet. Parallel zum Stadtfest feierte sich am Wochenende die St.-Eligius-Gilde des Metallhandwerks. Im Ratssaal fand der Festakt statt, auf dem Marktplatz konnte jedermann sich ein Bild davon machen, wie Schmiede früher arbeiteten.

In den Kleidern ihrer Zunft und anderen mittelalterlichen Gewändern verfolgten die geladenen Gäste die Reden von Gildemeister Olaf Giltjes, hörten das Grußwort von Bürgermeisterin Britta Schulz und schließlich den Festvortrag von Gildenbruder Christian Umbach. Er verwies darauf, dass es 1392, im Gründungsjahr der St.-Eligius-Gilde, bereits den Marktplatz, das Rathaus, viele Straßen und natürlich die Kirche schon gab und es eine Ehrensache war (und bis heute ist), einer Zunft oder Gilde anzugehören. ",Lauterkeit' und ,Ehrbarkeit' sind noch immer wichtige Merkmale." Der wohlbekannte Ausspruch "Gott schütze das ehrbare Handwerk" mache aber noch auf etwas anderes aufmerksam: Ohne Gottes Hilfe war kein Heil zu erwarten. Entsprechend ist es für sämtliche Gilden auch im 21. Jahrhundert selbstverständlich, an kirchlichen Ereignissen teilzunehmen. Und die Pfarrkirche zu verschönern, was früher über Altäre, dann über Kirchenfenster und zuletzt durch eindrucksvolle Beleuchtung geschah. Der Umzug zum Stadt- und Gildenjubiläum startete entsprechend selbstverständlich nach der Messe an St. Nicolai.

Wer nicht ins Rathaus geladen war, konnte dennoch auf dem Marktplatz viel über das alte Handwerk und seine Weiterentwicklung erfahren. Alle Gilden und Bruderschaften machten sich um das Fest verdient, boten Schmalzbrote an, kredenzente Holunder-Sekt, malten mit Kindern, erinnerten an den Stadtbrand von 1647 oder grillten gar Spanferkel. Im Mittelpunkt stand des Jubiläums wegen natürlich die St.-Eligius-Gilde, deren Mitglieder Amboss, Blasebalg, Schmiedekarre und diverse Werkzeuge zeigten, wie sie bis etwa 1960 in Gebrauch waren. Schwerter und scharfe Messer schmieden die Männer heute wohl kaum mehr. Aber für Gartenzäune, Treppengeländer oder Pferdefüße sind sie noch immer unverzichtbar.

(RP)
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