Katharina Magiera Es braucht Mut, hochintelligent zu sein

Kleve · Die Lehrerin aus Geldern erklärt, warum Jugendliche eine besondere Begabung verheimlichen.

 Lehrerin Katharina Magiera.

Lehrerin Katharina Magiera.

Foto: Magiera

Ab wann ist ein Mensch hochintelligent oder hochbegabt, und woran merkt man das?

Katharina Magiera Als hochintelligent gilt jemand, der bei einem dafür geeigneten Test ein besseres Ergebnis erzielt als 98 Prozent der Menschen in der gleichen Altersgruppe. Bei so einem Test gibt es zum Beispiel Aufgaben zum Umgang mit Zahlen, Wörtern oder zum räumlichen Vorstellungsvermögen. Den meisten merkt man ihre besonders hohe Intelligenz nicht an, da sie gelernt haben, sich anzupassen. Weil in der Regel nur besonders auffällige Menschen getestet werden, entsteht der Eindruck, Hochintelligente wären merkwürdig. Das ist aber nur ein Vorurteil.

Wie viele junge Menschen betrifft das?

Magiera Rein statistisch gesehen sind zwei von 100 Schulkindern hochintelligent, also nicht einmal eines pro Schulklasse. In einer Gymnasialklasse liegt der Anteil aber viel höher, da dort ja schon leistungsstarke Kinder "vorsortiert wurden". Wobei es auch nicht selten vorkommt, dass hochintelligente Kinder gar nicht mit der Schule klarkommen und auf anderen Schulformen landen. Auch jemand, der hochintelligent ist, muss lernen - das wird oft verwechselt.

Die Organisation "Mensa" will hochintelligente Menschen fördern. Wie? Hilft sie zum Beispiel beim Einstieg ins Berufsleben? Studienwahl?

Magiera Mensa bietet keine Beratung wie zum Beispiel die DGhK, die deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind. Hier finden Eltern und Pädagogen konkrete Hilfestellungen für die schulische Förderung. Mensa gibt hochintelligenten Kindern und Jugendlichen über Camps und Seminarwochen vor allem die Möglichkeit, sich in der Gegenwart von anderen Hochintelligenten "normal" zu fühlen und nicht anpassen zu müssen. Da sich alle Mensaner duzen und ein 15-Jähriger genauso ernst genommen wird wie ein 60-Jähriger, hilft der Kontakt zu erwachsenen Mensanern auch bei der Suche nach einem geeigneten Beruf. Für Studierende gibt es das Mensa-Hochschulnetzwerk MHN.

Warum fällt es Jugendlichen schwer, sich als hochintelligent zu outen?

Magiera Auch erwachsene Mensaner überlegen es sich gut, wem sie von ihrer Hochbegabung erzählen. Über "Hochbegabung" haben leider die meisten Menschen Vorurteile. Für Jugendliche ist das Problem aber besonders groß. Gut, in der Schule zu sein ist für Jugendliche nichts, was cool ist. Wer gute Noten schreibt, bekommt schnell den Neid der anderen zu spüren und gilt als Streber. Und wenn jemand trotz hoher Intelligenz schlechte Noten hat, können das in der Regel nicht einmal die Lehrer nachvollziehen. Das ist auch das Problem bei der Förderung von Hochintelligenten. Eigentlich bräuchten sie andere und schwerere Aufgaben - aber weil sie keine Sonderbehandlung wollen, langweilen sie sich lieber.

DIE FRAGEN STELLTE BIANCA MOKWA.

(RP)
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