Kleve Erdrutsch am Kermisdahl

Kleve · Dramatische Szenen an der Wasserkaskade: 400 Kubikmeter Erde lösten sich und legten offenbar eine Granate frei. Nach mehrstündigen Untersuchungen entpuppte sich das Geschoss als ein Holzstumpf. Heute wird der Hang untersucht.

 Durch ein abgerissenes Kanalrohr wurde der Hang unterspült.

Durch ein abgerissenes Kanalrohr wurde der Hang unterspült.

Foto: Markus van Offern

Was für ein Schreckensszenario verkündete Carsten Luipers, Einsatzleiter der Klever Feuerwehr, gestern um kurz vor 15 Uhr: "Auf der einen Seite haben wir hier den ungesicherten Hang, den wir nicht betreten können, weil die Granate da liegt. Und auf der anderen Seite können wir die Weltkriegsgranate nicht entschärfen, weil der Hang eben ungesichert ist. Nun muss der Kampfmittelräumdienst entscheiden, was das kleinere Übel ist."

Wofür sich die Einsatzkräfte letztendlich entschieden haben, war egal. Fest steht: Das Dilemma am Kermisdahl in Kleve, ausgelöst durch einen massiven Erdrutsch an der Wasserkaskade unterhalb der Straße Eiserner Mann, war etwa drei Stunden später gelöst. Denn das Geschoss, das waren in Wirklichkeit zwei Holzstümpfe.

"Sie sahen wirklich wie eine Granate aus", sagte auch Jörg Boltersdorf am Nachmittag und ergänzte: "Zum Glück können sich die Kampfmittelräumer nun wieder um ihre eigentliche Arbeit kümmern." Damit meinte der Stadtsprecher die Bombenentschärfung an der Ackerstraße (siehe Bericht links). Auch das Technische Hilfswerk und die Feuerwehr konnten anschließend mit den Arbeiten zur Absicherung des Hanges und der Kaskade beginnen. So hatten bereits zwei Löschzüge, die sich am Nachmittag in Alarmbereitschaft befanden, Sandsäcke an einem Kieswerk befüllt.

Grund für den Erdrutsch, bei dem insgesamt 400 Kubikmeter Erdreich in den Kermisdahl gespült worden sind, ist nach Angaben der Stadt Kleve offenbar ein defekter Kanal. Dieser leitet linksseitig der Kaskade Regenwasser in den Kermisdahl. "Wahrscheinlich wurde ein Kanalrohr, aus welchem Grund auch immer, abgerissen. Durch diesen Defekt wurde der Hang unterspült. Er war anscheinend von der Feuchtigkeit so gesättigt, dass nahezu die komplette Böschung linksseitig der Kaskade gestern Nachmittag in den Kermisdahl gerutscht ist", erklärt Jörg Boltersdorf auf Nachfrage unserer Redaktion.

Der abgerutschte Hang sorgte im Übrigen nicht nur wegen der angeblich freigelegten Weltkriegsgranate für reichlich Zündstoff. Denn das Areal befindet sich unterhalb der Straße Eiserner Mann. Dort wohnten bereits früher die reichen Industriellen - wie zum Beispiel die Direktoren der Hoffmann-Schuhfabrik. Und auch noch heute gehört die Straße zu Kleves bevorzugten Wohngegenden. Einzelne Villen säumen links und rechts die Straße. Eine davon galt aufgrund des gestrigen Erdrutsches als einsturzgefährdet. "Das kann ich so nicht bestätigen", sagte Stadtsprecher Jörg Boltersdorf und verwies auf die Untersuchungen, die heute von einem Gutachter gemacht werden: "Er wird den Hang ganz genau untersuchen. Erst danach können wir sagen, welcher Schaden durch den Erdrutsch entstanden ist und welche Maßnahmen wir dann ergreifen müssen."

Die Wasserkaskade am Kermisdahl in Kleve gibt es seit 1951. Sie ist dazu da, das Regenwasser aus der Oberstadt abzuführen, wie Boltersdorf erklärt: "Wenn es viel regnet, dann entwässert sich die gesamte Oberstadt über die Kaskade."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort