Kleve Elefanten-Mahnmal ist nur noch Mauer

Kleve · Nachdem Zerstörer dem Elefanten-Ehrenmal zugesetzt haben, hat die Stadt Bronze-Kreuze und Engel gesichert. Jetzt muss ein Konzept her, so dieses Ehrenmal einen angemessenen Platz bekommt. Kulturausschuss muss diskutieren.

 Nur noch Mauer: Das von Max Kratz gestaltete Ehrenmal für die Elefanten-Gefallenen ohne Kreuze und Engel.

Nur noch Mauer: Das von Max Kratz gestaltete Ehrenmal für die Elefanten-Gefallenen ohne Kreuze und Engel.

Foto: Gottfried Evers

Es ist nicht irgendein Denkmal: 1959 beauftragte das Elefanten -Werk den renommierten Düsseldorfer Künstler Max Kratz, im Garten von Elefanten-Gründer Gustav-Hoffmann ein Ehrenmal zu errichten, das in Verbundenheit des Unternehmens mit seinen Schüsterkes das Gedenken an die 350 Elefanten-Mitarbeiter wach hält, die an den Fronten des Krieges ihr Leben ließen. An sie erinnerten auf der stillen Gedenkstätte 350 Bronze-Kreuze. Jedes trägt den Namen des gefallenen Schüsterken. Ein übermannsgroßer Erzengel Michael, der das Böse, vielleicht auch den Krieg, in Gestalt des Drachen überwunden hatte, übernahm an diesen Kreuzen die Totenwacht. Jetzt mussten Kreuze und Engel vor Zerstörern und Bundmetall-Dieben gesichert werden. Vom Mahnmal blieben nur die nackten Mauern.

Denn das Denkmal stand zur Jahrtausendwende im Weg. Der Schuhhersteller Clarcks hatte mit großen Versprechungen das elefanten-Werk übernommen und dann abgewickelt. Aus dem Gelände wurde das heutige eoc., es kamen McDonalds, eine Spielhalle, die Einfahrt für den großen Parkplatz. Da war kein Platz mehr für das stille Werk, für die Mahnung gegen den Krieg. Die Stadt, in deren Besitz das Ehrenmal inzwischen übergegangen war, versetzte es auf den alten Friedhof an der Lindenallee. Eigentlich eine gute Idee.

Eigentlich - doch die Stelle erwies sich nicht als die beste für das Mahnmal. Es litt unter Zerstörern, Kreuze wurden gestohlen, andere beschädigt. Heinz Goertz von den Offenen Klevern und Petra Tekath (SPD) mahnten den Erhalt des Denkmals an, Goertz drängte auf eine Lösung, SPD-Fraktionschefin Tekath brachte den entsprechenden Antrag ein. Jetzt sind die Bronzeteile erst einmal gesichert. Aber: "Dieses Stück Kulturgut darf nicht untergehen, die Erinnerung an die Gefallenen muss wach gehalten werden - wir dürfen die Sachen nicht einfach nur einlagern", mahnt Tekath eindringlich. Die Stadt hatte den Steinmetz Tripp beauftragt, die Kreuze sachgerecht abzunehmen. "Wir haben alles dokumentiert, damit wir später wissen, welches Kreuz mit welchem Namen wo an der Gedenkstätte angebracht war", sagt Kleves Rechtsdirektor Wolfgang Goffin im Gespräch mit unserer Redaktion. Erschreckend: Sogar am Erzengel Michael fanden sich Spuren eines Stemm-Eisens, so Goffin.

Doch der Rechtsdirektor legt den Finger in die Wunde: Es fehlt ein Konzept, wie man weiter verfährt. Als Kratz den Auftrag zu dem Ehrenmal in Kleve annahm, stellte er sich der Auseinandersetzung mit der belasteten und belastenden Zeitgeschichte. "Das vom ihm vergegenwärtigte Erschrecken über das Geschehene und der mahnende Ernst haben bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren", schreibt das Kunstmuseum Solingen, das Werke von Kratz in seiner Sammlung hat. Die wohl bekannteste Arbeit Kratz' ist die "Steile Lagerung" als Bergarbeiterdenkmal vor der Hauptverwaltung der RAG in Essen. "Der Kulturausschuss sollte darüber diskutieren", sagt Goffin.

Petra Tekath hatte als mögliche Lösung eine Unterbringung im Schüsterkes-Museum vorgeschlagen. Dort wird man aber nicht das komplette Werk aufbauen können. "Wir können es ähnlich hängen", sagt die SPD-Politikerin. Goffin wiederum denkt über eine Aufstellung vielleicht auch auf dem Friedhof an der Merowingerstraße nach. Aber darüber müsse die Politik entscheiden, sagt er. Wenn das machbar wäre, sagt Tekath, wäre das eine sehr gute Lösung. Klaus Brennecke vom Comitato, damals bei Elefanten, war bei der Einweihung dabei. "Es wäre schön, wenn das Mahnmal als Ganzes erhalten bliebe. Das wäre auch Zeichen, wie die Stadt mit ihren Schüsterkes verbunden ist", sagte er gestern. Er sorgte damals für eine Tafel, die das Werk erklärt.

Das Ehrenmal hätte es verdient, komplett an sicherer Stelle aufgebaut zu werden.

(RP)
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