Bedburg-Hau Eine meisterliche Textilkünstlerin

Bedburg-Hau · Agnes Reppmann-Monreal aus Bedburg-Hau hat den Goldenen Meisterbrief erhalten. Die 85-Jährige Stickereimeisterin ist eine der letzten ihrer Zunft. Ihre Werke sind in einer Dauerausstellung im Kevelaer Museum zu bewundern.

 Agnes Reppmann mit einigen ihrer Werke bei einer Ausstellung im Kulturbahnhof Korschenbroich aus dem Jahr 2010. Die Sammlung der Stickereimeisterin ist dauerhaft im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte Kevelaer zu sehen.

Agnes Reppmann mit einigen ihrer Werke bei einer Ausstellung im Kulturbahnhof Korschenbroich aus dem Jahr 2010. Die Sammlung der Stickereimeisterin ist dauerhaft im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte Kevelaer zu sehen.

Foto: Michael Reuter

Es waren bewegte Zeiten, als Agnes Reppmann-Monreal in Trier ihre Prüfung zur Stickereimeisterin bestand. Zwischen Israel und seinen Nachbarn tobte der Sechstagekrieg. Der Student Benno Ohnesorg wird von dem West-Berliner Polizisten Kurras erschossen. Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II., wird zum Kardinal ernannt. Und Eintracht Braunschweig wird deutscher Fußballmeister. Nun wurde Agnes Reppmann-Monreal von der Handwerkskammer Trier der Goldene Meisterbrief verliehen.

Die Urkunde kam per Post. Das wollte dasEhepaar Reppmann so, denn eine Fahrt in die Eifel wäre im hohen Alter doch etwas zu anstrengend geworden - Agnes Reppmann-Monreal ist 85 Jahre alt, ihr Mann wird bald 90.

Agnes Reppmann-Monreal eine der letzten ihrer Zunft. "Stickereimeisterin - das ist ein Beruf, der zum Aussterben verurteilt ist", sagte die Bedburg-Hauerin einmal. Sie hat diesen Beruf jedenfalls gerne und mit viel Leidenschaft ausgeübt. Nachdem sie in Trier das Paramentenstickereihandwerk gelernt hatte, arbeitete sie viele Jahre als Stickmeisterin und zeigte in verschiedenen Ausstellungen ihre kunstvollen Werke der Öffentlichkeit.

Seit 1980 arbeitete Agnes Reppmann-Monreal als freischaffende Künstlerin in ihrer Werkstatt in Bedburg-Hau. Moderne Entwürfe und insbesondere die Goldstickerei zeichnen ihre Arbeiten aus. Ihre Motive gestalten sich durch Inspirationen der Natur. "Nadelmalerei", so bezeichnet sie ihren Beruf, "wie der Maler mit den Farben malt, male ich mit der Nadel." Im vergangenen Jahr fertigte sie ihre letzte Arbeit an.

2008 wurde Agnes Reppmann-Monreal mit dem Sonderpreis des Freundes- und Förderkreises der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ausgezeichnet. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert und wird an Ausnahmekünstlerinnen aus verschiedenen Kunstsparten vergeben.

Im Museum der Künstlerin sind rund 3000 Exponate ausgestellt. Zum Gesamtbestand gehören sowohl ihre eigenen Arbeiten, als auch zahlreiche gesammelte Textilien, Gardinen, Nadel- und Klöppelspitzen, Perlstickereien und Liturgie-Gewänder, die teils noch von ihrer Urgroßmutter stammen. Bei einem Besuch im Jahr 2008 war die spätere Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sehr beeindruckt von der vielfältigen und großen Sammlung und lobte die künstlerische Arbeit in besonderem Maße: "Aus den Bildern leuchtet die Wertschätzung, die Frau Reppmann-Monreal ihrer Inspirationsquelle Natur und den kostbaren Materialien entgegen bringt - diese überträgt sich direkt auf den Betrachter", unterstrich damals die SPD-Bundestagsabgeordnete.

Heute ist die Sammlung der Stickereimeisterin im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte Kevelaer zu finden. Als Dauerausstellung ist dort auch ihre Werkstatt ausgestellt mit Handwerksgerät und prächtigen Werkstücken, darunter hochwertige Arbeiten meisterlicher Paramentenstickerei. Jetzt kommt noch ein weiteres Exponat hinzu: der Goldene Meisterbrief.

(RP)
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