Wirtschaftsförderung Kreis Kleve Und Rp Präsentieren Serie "bauen & Wohnen" (17) Eine Kaserne wird Gochs neuer Stadtteil

Kleve · Revitalisierung von Innenstadtflächen: In Goch startet das Mammutprojekt mit dem Anlegen eines Sees. Das alte Gelände der Gemüseversteigerung soll Straelens zweite City werden. In Rees wird aus einem Busparkplatz ein neues, kleines Zentrum.

 Hier wurde vor gut 100 Jahren Straelens heutige Position als Blumen- und Gemüsestadt begründet.

Hier wurde vor gut 100 Jahren Straelens heutige Position als Blumen- und Gemüsestadt begründet.

Foto: Seybert Gerhard

Kreis Kleve Beim Thema Revitalisierung von Innenstadtflächen gehört das, was in Goch geschieht, zu den größten Vorhaben. Auf einer Fläche von 27 Hektar soll in den kommenden Jahren nicht weniger als ein völlig neuer Stadtteil entstehen. Bis 2006 wurde das Areal noch von der Bundeswehr genutzt, anschließend lag die einstige Reichswaldkaserne brach. Drei Jahre später begann die Stadt Goch unter Bürgerbeteiligung mit dem Mammutprojekt. Seit 2015 sind die alten Gebäude verschwunden, in diesen Tagen läuft die Ausschreibung für die Anlage des 1,6 Hektar großen Sees, der gleichermaßen Startschuss für die erste Bebauungsphase und dekorativer Mittelpunkt des noch namenlosen neuen Stadtteils sein wird.

Dass es sich bei solch einem umfangreichen Plan um eine langfristige Angelegenheit handelt, zeigt auch, dass sich nun schon der zweite Bürgermeister damit beschäftigt. Angestoßen hatte es vor sieben Jahren noch Karl-Heinz Otto (CDU), inzwischen ist Ulrich Knickrehm (Bürgerforum Goch) erster Ansprechpartner: "Mit dem Gebiet verfügt die Stadt Goch über ein Areal, auf dem in den nächsten Jahren im Zusammenspiel von Modernisierung, Erhaltung, Lückenverdichtung und Neuerschließung von Bauland ein ganz neuer Stadtteil mit einer hohen Lebensqualität entstehen kann. Zusammen mit dem in diesem Zusammenhang erfolgenden Ringschluss wird sich so das Bild unserer Stadt nachhaltig verändern", urteilt der Erste Bürger.

 Im Nordosten der Gocher Innenstadt, zwischen Emmericher Weg und Pfalzdorfer Straße, sollen die 27 Hektar, die einst Reichswaldkaserne waren, im Laufe der kommenden Jahre zu einem neuen Stadtteil entwickelt werden.

Im Nordosten der Gocher Innenstadt, zwischen Emmericher Weg und Pfalzdorfer Straße, sollen die 27 Hektar, die einst Reichswaldkaserne waren, im Laufe der kommenden Jahre zu einem neuen Stadtteil entwickelt werden.

Foto: GOOGLEMAPS

In Straelen liegt der Fokus auf einem Gebiet, wo vor gut 100 Jahren Straelens heutige Position als Blumen- und Gemüsestadt begründet wurde. Einst liefen dort die Versteigerungsuhren, um die Produkte der Gärtner aus der Region in den Handel zu bringen. Zuletzt erstreckten sich auf dem Areal die weitläufigen Hallen der UGA, bevor sich die Vermarktungsorganisation, mittlerweile unter Landgard firmierend, in Herongen niederließ. Die alten UGA-Gebäude wurden abgerissen, seit Dezember 2014 ist der rund 80.000 Quadratmeter (acht Hektar) große "Gemüseplatz" an der Großmarktstraße leer.

Für die Stadtplaner ist die Fläche nichts weniger als ein Filetstück. Straelens zweite Innenstadt soll dort entstehen. Eigens dafür wurde die Straelener Projektentwicklungsgesellschaft (SPG) gegründet, in der die Stadt mit 49 Prozent und die Voba Wohnbau GmbH mit 51 Prozent als Partner das Vorhaben nach vorne bringen wollen. Wohnen und nicht störendes Gewerbe sind die angedachten Nutzungen. Unerwartete Probleme beim Lärmschutz - im Süden des Gebietes grenzen einige Firmen an, die Bestandsschutz genießen - führten zu einer Verzögerung. Jetzt wird ein zweiter Anlauf unternommen, und dabei sind auch Bürgerideen gefragt. Vorschläge zielen zum Beispiel auf einen Wasserspielplatz, einen Lebensmittelmarkt, ein Ärztehaus - und ein Denkmal für Hans Tenhaeff, den Gründer der Straelener Versteigerung.

Einen Traum gibt es in Rees schon lange: Auf dem leerstehenden früheren Busparkplatz der Niag mitten in der Stadt soll ein Komplex mit Geschäften, Büros und Wohnungen entstehen. Ansprechend gestaltet, soll er Kunden in die City ziehen und durch eine Verbindung zur Dellstraße dann auch zu den weiteren Geschäften leiten. Bestandteil dieser Überlegungen ist das Postgebäude, das direkt an der Dellstraße liegt und quasi die Verbindung zum Niag-Gelände darstellt. Daher spielt das Gebäude im Gesamtkonzept aus Sicht der Stadt eine zentrale Rolle.

Nachdem vor einigen Jahren ein Investor abgesprungen war, weil es bei dem Projekt nicht so recht voranging, ist die Stadt jetzt zuversichtlich, mit dem aktuellen Interessenten den Komplex realiseren zu können. Die Firma Hüls hat mit dem Hammersen-Viertel in Bocholt für Aufsehen gesorgt. Hier ist quasi ein Viertel entstanden, das Hansestädten an der Küste nachempfunden ist.

Jetzt hat Hüls auch ein Konzept für Rees entwickelt. Positiv für das Projekt wird sicher sein, dass die Kommune selbst mit einsteigen will. Sie plant nämlich, das Sozialamt in das neue Gebäude zu verlegen. Damit könnte der Investor auf einen langfristigen Mieter bauen. Für das kommende Jahr sollen die benötigten Haushaltsmittel eingeplant werden. Da die Stadt Rees bereits Eigentümerin des Niag-Geländes ist, könnte das Areal an den Investor verkauft oder mit dem Kaufpreis verrechnet werden, so dass dann noch eine Investition von 1,5 Millionen Euro für die Stadt anstünde.

Mit einem solchen Schachzug könnten gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Denn zum einen würde die Stadt Rees die Platzprobleme ihrer Verwaltung lösen sowie ihren Service verbessern und zum anderen das Projekt des Investors ankurbeln und beschleunigen.

(RP)
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