Kalkar Ein Käfig voller Narren vor Kalkarer Rathaus

Kalkar · Zumindest im Karneval darf man's offen aussprechen: Narren sind die bei der Stadtverwaltung und die, die in der Politik das Sagen haben. Deshalb müssen sie das Rathaus jetzt anderen überlassen.

Allerlei komische Eier galt es auszubrüten, bevor Ansgar Boßmann und sein Elferrat den Schlüssel fürs Rathaus bekamen.

Allerlei komische Eier galt es auszubrüten, bevor Ansgar Boßmann und sein Elferrat den Schlüssel fürs Rathaus bekamen.

Foto: Gottfried Evers

Sie sehen sich offenbar selbst als schräge Vögel, diejenigen, denen die Kalkarer ihr Schicksal anvertrauen. In parteiübergreifender Einigkeit hatten sich am Altweibernachmittag Verwaltungsleute und ein paar Kommunalpolitiker in einem Käfig vor dem Rathaus verschanzt und bewachten den Schlüssel, den die Narren-Armee ihnen abluchsen wollte. Aber die Verteidigung war nicht minder entschlossen, den Angreifern die Stirn zu bieten. Eine halbe Stunde brauchte es, um Bürgermeisterin Britta Schulz schachmatt zu bekommen - und eigentlich hatte sie auch dann noch Oberwasser, denn das Rätsel, das zur Schlüsselübergabe führte, war ja von ihr ausgehext worden.

Schmucke schwarz-rote Gardistinnen mit aufgepflanzten Hellebarden bewachten den Käfig ungerührt. Ansgar Boßmann und sein KKG-Elferrat, traditionell am Rammbock aufgereiht, hatten es sich wohl etwas zu einfach vorgestellt, eine Frau vom Thron zu stürzen. "Warum willst Du überhaupt hier rein, wo es doch sowieso nichts mehr zu holen gibt?" rief die Bürgermeisterin Boßmann entgegen. Aus ihrem goldenen Käfig heraus verlangte sie von den Narren, einige Eier auszubrüten. Mal sehen, was dabei zum Vorschein käme. Erst einmal waren es Garde-Mädchen, die sich auf den bunten Strohhut hockten, der auf einem Stuhl lag. Nach minutenlangem Wärmen und Hoffen waren ausgebrütet: ein Gänseei, ein paar Überraschungseier und ein grünes faules Ei. Das alles führte nicht weiter. Generalmajor Bernhard Schulte Berge, stellvertretender Kommandeur der Kaserne, ließ schließlich noch ein Football-Ei schlüpfen, bis letztlich das einzige Teil zum Vorschein kam, das zählte: der Schlüssel! Und den geben die Kalkarer Narren jetzt bis Dienstag nicht mehr aus den Händen.

Ein Riesenspaß war der Straßenkarneval, der sogar ohne Regen auskam.

Ein Riesenspaß war der Straßenkarneval, der sogar ohne Regen auskam.

Foto: Evers, Gottfried (eve)
Der Umzug lebte nicht zuletzt von den farbenfrohen Fußgruppen.

Der Umzug lebte nicht zuletzt von den farbenfrohen Fußgruppen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Jugend der Stadt hatte ihren Spaß schon vorher. Tonnen von Süßigkeiten schmissen die bestens gelaunten Karnevalisten von ihren Wagen und aus den Handkarren der Fußgänger unters Volk. Die Waldwichtel des Kolping-Kindergartens waren ebenso freigiebig wie die Messdiener von Heilig Geist, der Altkalkarer BSV präsentierte sich als Circus, der Wagen der Stadtverwaltung war ein Dschungel bunter Vögel, über die es nur eines zu sagen gab: "Bei denen piept's wohl!" "Politisch" kamen allenfalls "Die Fraggles" daher, die feststellten: "Ob Kalkar, Kleve oder Hau - überall nur Straßenbau". Die Eisbären vom SuS Kalkar sorgten sich um den Klimawandel und die Männer des KKG-Senats, auf einem vielsitzigen Fahrrad unterwegs, um ihre Fitness: "Jetzt müssen wir uns wieder abstrampeln!"

(RP)
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