Kleve Ein Jubiläumsfest wird zum Politikum

Kleve · 1150 Jahre wird Uedem im kommenden Jahr alt. Die Gemeinde möchte das gebührend feiern: Mit einem Festakt und dem Wiederaufbau eines Stücks der alten Stadtmauer. Um die Finanzierung gab es im Rat dann aber heftigen Streit.

 Hoch her ging es am Donnerstag im Rathaus der Gemeinde Uedem: 1,5 Stunden lang diskutierten die Ratsmitglieder über die Feierlichkeiten zum 1150. Geburtstag des Ortes - inklusive Unterbrechungen zur Beratung.

Hoch her ging es am Donnerstag im Rathaus der Gemeinde Uedem: 1,5 Stunden lang diskutierten die Ratsmitglieder über die Feierlichkeiten zum 1150. Geburtstag des Ortes - inklusive Unterbrechungen zur Beratung.

Foto: Gottfried Evers

Eigentlich sollte alles ganz harmonisch laufen: Noch am Montag hatten sich die Vorsitzenden der Ratsfraktionen getroffen, um eine gemeinsame Haltung zu Kosten und Ablauf der Feierlichkeiten des 1150. Geburtstags von Uedem auszuloten. In der Ratssitzung sollte ein Zeichen gesetzt, der eigens ins Leben gerufene Arbeitskreis mit einem klaren Auftrag gestärkt werden. Eigentlich.

Spätestens als Architekt Klaus Völling den Kostenrahmen für die Wiederherstellung eines Teils der alten Uedemer Stadtmauer im Viehpark präsentierte, wurde auch den letzten Ratsmitgliedern klar: Die Vorstellungen, die man sich bisher zu den baulichen Kosten gemacht hatte, waren ziemlich utopisch.

Maximal 86 000 Euro wollte man bisher insgesamt ausgeben, 26 000 Euro davon stammen aus Fördertöpfen des Kreises. 8000 Euro waren bereits für archäologische Untersuchungen verbraucht und 10 000 Euro lediglich als Absicherung gedacht, zum Beispiel falls Unwetter die Feier verhindern oder weniger Zuschauer kommen. An Ideen mangelte es im Arbeitskreis anscheinend nicht. Dort hatte man sich einiges einfallen lassen: Ein Fußballspiel gegen die Uwe Seeler-Traditionself stand genauso im Raum (Kostenpunkt 15 000 bis 20 000 Euro) wie ein Konzert der a-Capella-Band "Wise Guys" (Kosten um die 35 000 Euro).

Für die Wiederherstellung der Stadtmauer im Viehpark schlug Architekt Völling im Rat dann aber vier Varianten vor, die zwischen 38 000 und 70 000 kosten sollen. Die beiden günstigsten Varianten, die Mauer durch Sitzbankelemente oder ausschließlich durch Stahlkonstruktionen anzudeuten, verwarf der Rat sofort. "Dann können wir es auch gleich sein lassen", meinte Jörg Lorenz (SPD). Lediglich die Variante für 38 000 Euro wäre im bisher angedachten Kostenrahmen geblieben. Einig wurde eine Mehrheit schließlich bei Modell zwei: Das sieht einen verkleinerten Mauerstumpf und eine Stahlkonstruktion zur Veranschaulichung der Ausmaße der alten Uedemer Stadtmauer vor. Zum Hintergrund: Noch vor der Stadtrechtsverleihung 1359 durch den Grafen Johann von Kleve wird man in Uedem wahrscheinlich mit dem Bau einer Stadtmauer und dreier Tore begonnen haben. Der Mauer war ein Wassergraben vorgelagert. Mauer, Tore, Türme und Graben sind noch auf Karten aus dem Jahr 1733/34 zu erkennen. Die letzten oberirdischen Reste der Stadtmauer und eines Turmes waren 1945 abgerissen worden. Das Viehtor mit den beidseitig anschließenden Stadtmauern ist auf einem Stich Paul van Leinders nach Einer Zeichnung von Jan de Beijer 1744/61 dargestellt.

Klar ist aber: Die Rekonstruktion der Mauer und ein großes Fest gleichzeitig sind nicht zu finanzieren. Wie zu hören ist, ist die Partie gegen die Uwe-Seeler-Traditionself mittlerweile vom Tisch, stattdessen soll eine andere - weniger teure - Bundesliga-Traditionself gegen eine Uedemer Auswahl antreten. Ob es zum "Wise Guys"-Konzert kommt, ist noch unklar.

Mehr als 1,5 Stunden diskutierte der Rat die Entwicklungen - inklusive Sitzungsunterbrechung, in der sich die Fraktionsvorsitzenden noch einmal zur Beratung zurückzogen. Um dem Arbeitskreis größeren Spielraum bei den Planungen zu geben, hob man schließlich bei zwei Gegenstimmen der Grünen die Finanzierungsgrenzen zwischen Fest und Stadtmauer auf, die Absicherung wurde von 10 000 auf 5000 Euro reduziert.

Demnach werden von den 86 000 Euro Etat 55 000 Euro für die der Stadtmauer verwendet. Rechnet man die 8000 Euro für archäologische Untersuchungen und die 5000 Euro Absicherung hinzu, bleiben für die reinen Festlichkeiten 18 000 Euro übrig.

Jetzt ist es an der Kreativität der Ehrenamtlichen in Uedem, daraus im kommenden Jahr ein unvergessliches Jubiläum zu machen.

(RP)
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