Kleve Ein Jahr geben für den Umweltschutz

Kleve · Das "Freiwillige Soziale Jahr" ist ziemlich bekannt. Es gibt aber auch das "Ökologische Jahr". Lea (18) und Lennart (19) haben ihres gerade begonnen. Die "Arbeitgeber" suchen übrigens gezielt Bewerber mit Mittlerer Reife.

 Lennart Enzweiler und Lea Mispelkamp bei der Arbeit, die unter anderem aus dem Beobachten der Natur besteht. Die beiden haben sich auch schon um die Flöße der Trauerseeschwalben gekümmert, Wasserpegel kontrolliert und Gebäude auf Vordermann gebracht.

Lennart Enzweiler und Lea Mispelkamp bei der Arbeit, die unter anderem aus dem Beobachten der Natur besteht. Die beiden haben sich auch schon um die Flöße der Trauerseeschwalben gekümmert, Wasserpegel kontrolliert und Gebäude auf Vordermann gebracht.

Foto: Markus van Offern

Sie sind erst seit kurzen im Einsatz im Ort Bienen bei Rees, doch ihre Arbeit ist schon sichtbar. Am Naturschutzzentrum des Kreises Kleve erstrahlen die Sockel neben dem Eingangstor in neuer Farbe. Die beiden neuen Freiwilligen hatten die Mauer dafür von Schmutz und Pflanzenresten befreit.

Lea Mispelkamp (18) aus Duisburg-Baerl und Lennart Enzweiler (19) aus Moers-Hülsdonk haben sich beide nach dem Abitur für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr, kurz FÖJ, entschieden und sich beim Naturschutzzentrum in Bienen beworben. Auf diese Weise gewinnen sie in einem Jahr viele neue Erfahrungen und haben noch ein bisschen Zeit, um sich für ein Berufsziel zu entscheiden. Aus dem gleichen Grund entscheiden sich viele für ein "Freiwilliges Soziales Jahr", und nicht selten zieht es die Teilnehmer dann sogar ins Ausland. Lea und Lennart haben sich stattdessen dafür entschieden, ihre Zeit in den Dienst für die Umwelt zu stellen.

"Ich bin auf einem Biohof aufgewachsen und habe großes Interesse am Thema Nachhaltigkeit. Bei meinem Berufswunsch schwanke ich momentan allerdings noch zwischen den beiden Bereichen Biologie und Architektur", erzählt Lea. Auch für Lennart steht sein endgültiges Studienfach noch nicht fest: "Ich interessiere mich aber sehr für das Fach Biologie. In diesem Jahr möchte ich mir darüber klar werden, ob mir dieser Bereich auch auf Dauer Spaß machen würde."

Seit Anfang August leben die beiden unter der Woche im Naturschutzzentrum. "Wir haben jeder ein eigenes Zimmer. Am Wochenende können wir dann nach Hause fahren", berichtet Lea. Der Arbeitstag der beiden Freiwilligen beginnt um 8.30 Uhr und endet um 17 Uhr, freitags ist sogar schon um 16 Uhr Schluss. "Außerdem müssen wir alle paar Wochen den Wochenenddienst in einem der Infocenter übernehmen. Das ist aber in Ordnung, da wir uns immer abwechseln. Und dann haben wir zwischendurch noch Seminare, bei denen wir uns mit anderen Freiwilligen treffen", erklärt Lennart.

Die Arbeit im Naturschutzzentrum ist durchaus abwechslungsreich - das konnten die neuen Freiwilligen bereits in der ersten Arbeitswoche merken. "Es ist sehr interessant und wir durften auch gleich mit anpacken", freut sich Lea. So haben Lennart und sie unter anderem die Flöße der Trauerseeschwalben an Land geholt und gesäubert, den Wasserpegel kontrolliert, die elektrische Befischung und den Wahrsmannshof kennen gelernt - ein "Natur- und Umweltbildungszentrum", das Besuchern die Vorgänge in der Umwelt näherbringen soll.

Genug Freiwillige zu finden ist für das Naturschutzzentrum in Bienen eigentlich kein Problem. Nur eines würden die Verantwortlichen sich wünschen: Dass sich mehr Bewerber mit Mittlerer Reife finden. Das Zentrum hat nämlich die Vorgabe, "die Hälfte der Stellen - das ist bei uns eine - mit einem Freiwilligen zu besetzen, der einen Abschluss der Sekundarstufe eins hat", erzählt Johanna Amende, die die FÖJ-ler betreut. "Meist haben wir nur Bewerbungen von Leuten mit Abitur." Sie spekuliert: "Das könnte vielleicht daran liegen, dass wir hier doch weit außerhalb sind und das für Jugendliche unter 18 ohne Führerschein unattraktiv ist."

Nur, weil sich lediglich Abiturienten und überhaupt keine jüngeren Leute mit Mittlerer Reife beworben hatten, gab es in diesem Jahr eine Ausnahmeregelung für das Naturschutzzentrum. So kamen Lea und Lennart zu ihren Posten.

(RP)
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