Kleve Ein Geschenk für die Ohren

Kleve · Elbipolis-Ensemble mit Telemann und Vivaldi in der Stadthalle.

Das vierte Reihenkonzert in der Stadthalle Kleve war ein Geschenk für Ohren und Seele. Denn man darf hier guten Gewissens sagen, dass das Elbipolis Barocksenseble mit einer Besetzung von zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Cembalo und Theorbe (Basslaute) sowie mit Blockflötistin Anna Fusek eins der schönsten Konzerte beschert haben, was je in der Reihe zu hören war.

Das Programm "affeti diversi" bestand aus den Werken von Georg Philipp Telemann in der ersten Konzerthälfte und Antonio Vivaldi in der zweiten. Beim Telemann-Divertimento (italienisch für "Vergnügen") erwiesen die Musiker von der ersten Sekunde an ihren leichten, kultivierten Klang. Die "Spielfreude" für das heitere, tanzartige Werk setzte sofort ein - im ansteckenden Sinne - und zog sich wie ein roter Faden durch das Programm. Die Satzbezeichnungen "Vivace" und "Con Giubilo" wurden im Spiel gelebt und der Spannungsaufbau erfolgte geschickt. Die folgende Suite a-Moll für Blockflöte, Streicher und B.C. gelang aus einem Guss mit der süßesten Kirsche obenauf: Anna Fusek spielte selbst virtuoseste Läufe mit Leichtigkeit und "zauberte" verschiedene Mundstücke zu ihren Flöten aus dem Hosenbund. Sie ließ die Luft schwingen, vibrieren und setzte Akzente, die gemeinsam mit dem Elbipolis-Ensemble herausgearbeitet wurden.

In Vivaldis Konzert C-Dur RV 114 bestach Jörg Jacobi am Cembalo mit seinem virtuosen Spiel, das hier - während er mit dem Rücken zum Publikum saß - besonders zur Geltung kam. Im Doppelkonzert d-Moll RV 535 warfen sich Anna Fusek und Geiger Jürgen Groß geschickt die Bälle zu; ein tiefes Verständnis für die Musik und die Epoche wurde gepaart mit dem phänomenalen Spiel aller Beteiligten. Auch das Konzert c-Moll RV 119 für Streicher und B.C. gefiel gleichermaßen: Wie intensive Gespräche über die schönsten Themen, umgesetzt in Musik und im Nachgang erfüllt von dynamischen Gedanken, Impulsen und Affekt. Für das abschließende Konzert C-Dur RV 443 packte Fusek ihre kleinste Flöte, die Sopranino, aus und steigerte das Erleben von Virtuosität und Klangschönheit mit ihren Mitspielern ein weiteres Mal. Unglaublich, wie flink und dabei klangvoll, dabei ausgewogen ausbalanciert und transparent dies klang.

Das Konzert war abwechslungsreich, spannend und ein Hörgenuss für "Schönohren". Was die Spezialisten für Alte Musik mit Anna Fusek an Lebendigkeit und Frische, an Ausdruckskraft und Originalität vermittelten, sucht seinesgleichen. Mit der Zugabe aus "Il Gardellino" imitierte die Flötistin dann auf der Sopranino so gekonnt den Ruf des Distelfinks, dass zum wohlverdienten Applaus ein Schmunzeln einherging.

Ein großes Lob gilt Anna Fusek und Jürgen Groß, dass beide spontan für eine gute halbe Stunde ihre Zeit und Konzentration für die Konzerteinführung hergaben und viele Informationen über Instrumente, Werke und ihr Musizieren beisteuerten.

(RP)
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