Kleve Ein echter Dürer für das Kurhaus Kleve

Kleve · Das Museum hat einen Sensationsfund gemacht: Bei der Aufarbeitung der 5000 Werke umfassenden Sammlung Wörner hat das Team einen Albrecht Dürer gefunden. Es handelt sich um einen Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert.

 "Christus vor Kaiphas" aus dem Zyklus "Die kleine Passion" von Albrecht Dürer (1509-1511), Holzschnitt (126 mal 97 Millimeter).

"Christus vor Kaiphas" aus dem Zyklus "Die kleine Passion" von Albrecht Dürer (1509-1511), Holzschnitt (126 mal 97 Millimeter).

Foto: Gottfried Evers

Als Leonard Friedrichs, Juniorkurator des Museums Kurhaus Kleve, sich die Mappe mit den Druckgrafiken der Sammlung Wörner vornahm, wusste er nicht, wie ihm wenig später geschah. Blatt für Blatt arbeitete er die einzelnen Holzschnitte durch. Begutachtete die Motive und bewertete die Qualität der Arbeiten sowie den allgemeinen Zustand der Werke. Auf einmal verharrte er in sich, dachte anschließend laut: "Das hier sieht aus, wie ein Dürer."

"Das ist ein echter Dürer", schrie Valentina Vlasic, wissenschaftliche Mitarbeiterin, auf. Die Freude war groß. Denn mitten in den Vorbereitungen für die kommende Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve und im Museum B.C. Koekkoek-Haus hat das Team um Harald Kunde einen Sensationsfund gemacht: Ein echter Dürer aus dem 16. Jahrhundert.

"Genauer gesagt handelt es sich um den Holzschnitt ,Christus vor Kaiphas' aus dem Zyklus ,Die kleine Passion', sagt Leonard Friedrichs. Er sagt es voller Stolz. Schon längst hat er sich mit der Materie des deutschen Malers, Grafikers und Kunsttheoretikers, der mit seinen zahlreichen Gemälden, Zeichnungen, Kupferstichen und Holzschnitten zu den herausragendsten Vertretern der Kulturepoche Renaissance (15. und 16. Jahrhundert) gehört, vertraut gemacht. Auch wie das Blatt in die Sammlung Wörner gekommen ist, weiß er zu berichten: "Sie haben es 1992 auf einer Messe erworben." Und während Friedrichs das alles erzählt, klappt er vorsichtig die dünne Mappe des n Blattes auf. Dort ist auf der linken Seite die Anzeige der Messe zu sehen. Auf der rechten befinden sich unterhalb der Druckgrafik selbst Daten zum Werk, die Rose Wörner mit einem Bleistift handschriftlich notiert hat.

"Manchmal gibt es sogar ausführliche Beschreibungen zum Werk und zum Künstler", sagt Vlasic und ergänzt: "Während ihr Mann oft den Drang verspürte neue Kunstwerke zu erwerben und daraufhin Galerien besuchte, war Rose es, die im Nachgang jedes Blatt mit viel Liebe zum Detail beschriftete, passepartourierte und thematisch in Mappen einsortierte."

Und es sind viele Mappen, wie die beiden Juniorkuratoren Hannah Eckstein und Leonard Friedrichs seit März erfahren haben. 30, 40, 50 Stück. Dazu Gemälde, Skulpturen, Kleinbronzen und -plastiken sowie Gläser des Jugendstils. Insgesamt umfasst die Sammlung, die nach dem Tod von Rose Wörner im März 2015 seit Ende des vergangenen Jahres im Besitz des Freundeskreises der Klever Museen ist, 5000 Werke. 5000 Werke, die 500 Jahre Kunstgeschichte vom Mittelalter bis zur Moderne dokumentieren. Darunter Arbeiten von Heinz Mack, Emil Nolde und Käthe Kollwitz.

Und jetzt eben auch von Albrecht Dürer. "Das ist ein großes Glück", sagt Vlasic.

(RP)
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