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Kleve Ein bunter Blick ins jüdische Leben

Kleve · Wolfgang Krebs schildert in seinem neuen Buch den jüdischen Lebenslauf und seine Feste mit Bildern aus seiner Judaica-Sammlung

 Die Darstellung des Purim-Festes wurde in Kleve gedruckt.

Die Darstellung des Purim-Festes wurde in Kleve gedruckt.

Foto: Gottfried Evers

Simon van den Bergh war ein frommer Mensch. Er ließ in seinem deutschen Margarine-Werk in Kleve nicht nur die koschere Margarine "Tomor" herstellen, er ließ in Kleve auch Bilder vom frommen jüdischen Leben drucken. Vom Purim-Fest, das an die Errettung der Juden vor der Vernichtung während der Babylonischen Gefangenschaft erinnert, vom Schabbat oder von der Vorbereitung auf Bar Mizwa, mit dem der fromme Jude die religiöse Mündigkeit erreicht. Die Motive nahmen van den Berghs Künstler aus Bildern von Moritz Daniel Oppenheim, der unter anderem auch Heine und Goethe porträtierte. Oppenheim erkannte im 19. Jahrhundert die Bedeutung dieser jüdischen Genre-Szenen. Nach seinen Motiven kopierten dann die van-den-Bergh-Drucker ihre Bilder und kolorierten sie nach - als Postkarten für den zweiten Werbekalender der Sana-Gesellschaft in Kleve, der für die koschere Margarine Tomor wirbt.

 Autor Wolfgang Krebs, Buchhändler Eckard Erdmann von der Buchhandlung Hintzen, Franz Engelen, Pagina Verlag und Norbert Lützenkirchen (v.l.).

Autor Wolfgang Krebs, Buchhändler Eckard Erdmann von der Buchhandlung Hintzen, Franz Engelen, Pagina Verlag und Norbert Lützenkirchen (v.l.).

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Im 19. Jahrhundert kamen diese Genre-Karten auf, mit der das assimilierte jüdische Bürgertum aufzeigte, dass es zwar äußerlich kaum noch von seiner christlichen Umwelt zu unterscheiden war, sich aber dennoch der jüdischen Tradition, des Glaubens und der Bedeutung seiner Feste, die auf diesen Postkarten dargestellt waren, bewusst war. Im Umkehrschluss verschickte die besorgte ältere Generation solche Karten an die Kinder und Enkelkinder, um diese an die jüdische Traditionen zu gemahnen, erklärt Wolfgang Krebs. Der ehemalige Technische Beigeordnete und Autor legte jetzt sein neuntes Buch vor: "Der jüdische Lebenslauf und seine Feste. Erläutert anhand von historischen Postkarten", titelt der Band. Die darin gezeigten Karten stammen aus seiner umfangreichen Judaica-Sammlung und sind jetzt in dem neuen Buch des Klevers zu sehen, das eben anhand dieser Karten wie ein wunderbares Bilderbuch das jüdische Leben im Jahresablauf ebenso abbildet, wie den Weg von der Geburt über die Hochzeit bis zum Tod. Krebs hat mit seinen 67 Bildern aus dem fast 150 Postkarten umfassenden Fundus in der Sammlung ein lückenloses Bild der jüdischen Feste und Riten nachgezeichnet.

"Es gibt viele Beschreibungen des jüdischen Lebens - aber diese anhand von Bildern aufzuzeigen, ist wohl einzigartig", sagt Eckard Erdmann von der Buchhandlung Hintzen, die das Projekt unterstützt und wo das im Gocher Pagina erschienene Buch gestern vorgestellt wurde. Denn Krebs kann mit seinen Bilderfolgen sogar die einzelnen Stufen der Feste aufzeigen.

Auch wenn die Bilder teils kitschig wie Heiligenbildchen daherkommen, teils an Karikaturen erinnern oder auch naiv erscheinen mögen, sie sind eingängig. Zumal jedes Bild auf der gegenüberliegenden Seite von einem Text erklärt wird, so dass der Leser einen geradezu kompletten Einblick in den jüdischen Jahreskreis bekommt. In seiner Einführung erklärt Krebs die Herkunft und Bedeutung der 67 Postkarten, von denen zwölf im Buch aus den Kalendern der van-den-Bergh-Werke stammen.

Wolfgang Krebs. Der jüdische Lebenslauf und seine Feste. Erläutert anhand von historischen Postkarten. Pagina-Verlag. ISBN 978-3-944146-94-2, 29.90 Euro.

(RP)
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