Bedburg-Hau. Ehrung für "praktizierte Menschenliebe"

Bedburg-Hau. · Bedburg Hauer Stele wurde an den Ausländerinitiativkreis der Gemeinde verliehen. Die Helfer bieten Deutschkurse, beraten bei Behördengängen, übernehmen Patenschaften, geben Tipps für die Freizeitgestaltung.

 Willi van Beek, Annegret Ries, Helga Robosch und Karin Wilhelm (von links) bei der Preisübergabe.

Willi van Beek, Annegret Ries, Helga Robosch und Karin Wilhelm (von links) bei der Preisübergabe.

Foto: Gottfried Evers

Wer sich ehrenamtlich engagiert zum Wohle der Gemeinschaft, ist eine Stütze der Gesellschaft, also eine tragende Säule - dies befand zum vierten Male nun der SPD-Ortsverband Bedburg-Hau und verlieh den von ihm ins Leben gerufenen Bürgerpreis "Bedburg-Hauer-Stele" dem Ausländerinitiativkreis (AIK), der sich seit 23 Jahren um ausländische Mitbürger, die in unserer Gesellschaft Fuß fassen möchten, kümmert.

Eine "unglaublich gute Wahl" nannte der Bedburg-Hauer Bürgermeister Peter Driessen den diesjährigen Träger der Auszeichnung. Besonders im Jahre 2015, als der große Flüchtlingsstrom nach Deutschland kam, hätten die ehrenamtlichen Helfer des AIK Menschlichkeit in vorbildlicher Weise gezeigt, als sie besonders den Flüchtlingen aus Syrien, Eritrea, Albanien und Palästina zur Seite standen.

Zur feierlichen Preisverleihung hatte der SPD Ortsverband die Mitglieder des AIK, in Bedburg Hau lebende Flüchtlinge und Betroffene in die Gaststätte Bucksteeg "Zu den Kastanien" in Schneppenbaum geladen. In ihrer Laudatio für den Ausländerinitiativkreis, der inzwischen von 10 Mitgliedern im Jahre 1993 auf 60 angewachsen ist, hob die Vorsitzende Karin Wilhelm besonders die menschliche Zuwendung hervor, die die Helfer des AIK den Flüchtlingen schenkten. "Sie haben sehende Augen, ein weites Herz, offene Ohren und helfende Hände", betonte sie. Wie sie weiter ausführt, bieten die Helfer Deutschkurse an, halten Sprechstunden ab, um bei Asylverfahren und anderen Behördenangelegenheiten zu beraten. Auch die Freizeitgestaltung komme nicht zu kurz, es gäbe eine Näh- und Handarbeitsstube, man gehe gemeinsam ins Schwimmbad und unternehme Ausflüge, zum Beispiel ins "Irrland" nach Twisteden. Als Karin Wilhelm berichtete, es habe einige Erklärungen gebraucht, um den Flüchtlingen den Doppelsinn des Begriffs "Irrland" zu erklären, schmunzelten alle Anwesenden. Einige Helfer haben eine Fahrradwerkstatt eingerichtet, wo sie den Flüchtlingen helfen, ihre Fahrräder, oft einzige Fortbewegungsmittel, zu reparieren. Patenschaften für Einzelne würden auch übernommen, man begleite bei Arztbesuchen und Behördengängen. Finanziert werde der AIK durch Zuschüsse der Gemeinde, Förderprogramme der Stadt Kleve, Zuwendungen der Kirchengemeinden und Privatspenden. Den Ausflug ins "Irrland" zum Beispiel habe ein 90jähriges "Geburtstagskind" möglich gemacht.

Zur aktuellen Situation des AIK berichtet der Sprecher des Leitungsteams Gerd Timmer, dass durch die stark gestiegene Zahl der ausländischen Mitbürger im letzten Jahr der Initiativkreis sich neu organisieren musste. In enger Zusammenarbeit mit dem Integrationsbeauftragten der Gemeinde Bedburg Hau, Klaus Reinders, seien geordnete Arbeitsbereiche, wie Sprachförderung, individuelle Beratung, Freizeitgestaltung, Kontakt zu Kindergärten und Schulen gebildet worden um den Einsatz der inzwischen 60 Helfer effektiver zu machen. Zu Spitzenzeiten waren in der Gemeinde Bedburg-Hau 250 Flüchtlinge untergebracht. Momentan beläuft sich die Zahl auf 170. Zwischenzeitlich haben einige eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Nun helfe man auch bei der Jobsuche. "Der AIK hofft hier auf die Unterstützung durch ortsansässige Firmen und Betriebe", sagt Gerd Timmer.

Zwei "Frauen der ersten Stunde" Helga Rogosch und Annegret Ries, nahmen stellvertretend für alle Mitglieder des AIK den Preis - neben der dreieckigen, schwarz-braun marmorierten Stele gab es einen Sachpreis und 250 Euro - entgegen. Karin Wilhelm dankte den ehrenamtlich helfenden Bürgern für ihr Engagement und die "gelebte und praktizierte Menschenliebe". Keiner verlasse seine Heimat ohne triftigen Grund, und in einem fremden Land mit fremder Kultur und Sprache, ohne Arbeit und ohne Wohnung habe man nur eine Chance, anzukommen, wenn man Hilfe bekomme. Dass so viele Bürger in Bedburg-Hau diese Hilfe schenkten, sei dem SPD-Ortsverband sehr wichtig und kostbar.

(RP)
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