Kranenburg-Nütterden Ehepaar Stalder übergibt Aktion Anatuya

Kranenburg-Nütterden · Nach mehr als 42 Jahren möchten Werner und Elisabeth Stalder die Verantwortung für "ihre" Hilfsaktion einem Jüngeren übertragen. Hans-Jürgen-Jacobs ist der Nachfolger, die Pfarrgemeinde St. Antonius Abbas dankt Spendern.

 Werner und Elisabeth Stalder haben sich 42 Jahre lang unermüdlich für die Hilfsorganisation eingesetzt.

Werner und Elisabeth Stalder haben sich 42 Jahre lang unermüdlich für die Hilfsorganisation eingesetzt.

Foto: Evers/Privat

So ganz überzeugt scheint er selbst nicht. Schließlich ist der Name Stalder im Kleverland - zumal in Kirchenkreisen - nahezu ein Synonym für die Aktion Anatuya der Pfarre St. Antonius Abbas Nütterden. Aber Werner Stalder und seine Frau Elisabeth haben sich entschlossen, dass 42 Jahre als Beauftragte für die Hilfsorganisation genug sind und sich ab September Jüngere um die wichtige Mission kümmern sollen. Viel hat sich seit 1974, als Bischof Georg Gottau erstmals in die niederrheinische Kirchengemeinde kam, in dem argentinischen Bistum verändert. "Erledigt" sind die Aufgaben aber noch längst nicht. Und deshalb sind die Stalders froh, dass sie in Hans-Jürgen Jacobs einen Nachfolger für ihre Arbeit gefunden haben.

Nach den jahrzehntelangen Erfahrungen, die Werner und Elisabeth Stalder mit "ihrer" Aktion Anatuya gemacht haben, erzählten sie der Rheinischen Post gerne noch mal, was in all diesen Jahren geschehen ist. Lateinamerika - über dessen Armut war in den 70- er und 80-er Jahren mehr zu hören als heute. Dabei ist die Region, um die sich die Aktion kümmert, noch immer bitterarm. Wenngleich Hilfe aus dem Ausland punktuell eine ganze Menge zum Besseren bewirken konnte. Begonnen hatte das Projekt zehn Jahre zuvor in Kellen, nachdem Bischof Gottau beim Konzil deutschen Bischöfen anvertraut hatte, dass er "eine Gemeinde mit großherzigen Menschen" suche. 1974 zog das Ehepaar Stalder nach Nütterden und kümmerte sich fortan von dort aus um die Aktion Anatuya. 2003 schloss sich die Gemeinde Kranenburg-Mehr an.

 Das argentinische Bistum ist bitterarm. Es mangelt an sauberem Trinkwasser.

Das argentinische Bistum ist bitterarm. Es mangelt an sauberem Trinkwasser.

Foto: Evers Gottfried

"Kümmern" - das bedeutet natürlich in erster Linie um Spenden werben und Aktionen organisieren, bei denen Geld für den guten Zweck zusammenkommt. Regelmäßig kommt ein Bischof aus der Partnerregion, feiert mit den Freunden in Kranenburg Gottesdienste und informiert über das, was im armen Norden von Argentinien mit den Spendengeldern geschieht. "Ein Schwerpunkt war immer der Bau von Zisternen, denn das Grundwasser in jener Gegend ist wegen der Bodenbeschaffenheit dort zum Trinken nicht geeignet", weiß Stalder. Ein anderes Riesenproblem sei die Bauweise der Hütten: In deren Holz- und Strohdächern nisten sich Wanzen ein, die durch ihren Biss die gefährliche, häufig vorkommende Chagas-Krankheit verursachen.

Das Gegenmittel: neue feste Häuser aus Hohlblocksteinen, bezahlt mit dem Geld vom Niederrhein. Insgesamt rund 90 Zisternen, in denen das Regenwasser aufgefangen wird, und 100 Häuser wurden von den gespendeten 653 0000 Euro gebaut. Auch die Schulspeisung wurde ein wichtiger Pfeiler der Hilfe, denn nicht zuletzt, um eine warme Mahlzeit zu bekommen, laufen zahlreiche Kinder viele Kilometer durch Sand oder Schlamm bis zur Schule, wo sie dann zusätzlich mit Bildung "gefüttert" werden.

Werner Stalder hat zahlreiche dicke Ordner in seinem Büro stehen, in denen ungezählte Briefe, Bestelllisten und Rechnungen abgeheftet sind. Die Verwendung wohl jeden einzelnen Euros könnte er nachweisen - nicht zuletzt dieser Sorgfalt ist es sicher zu verdanken, dass die Spendenbereitschaft in Nütterden noch immer groß ist. Und mehrfach war der umtriebige Senior schon selbst (einmal auch mit der Ehefrau) vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu machen. Natürlich immer als Selbstzahler. "Es ist wunderbar, dass auch unsere Grundschule und die Sternsinger Anatuya unterstützen, es gibt Kollekten, Erntedank-Spenden und vieles mehr. Tolle Benefiz-Fußballspiele mit Borussia Dortmund, dem MSV Duisburg, Borussia Mönchengladbach und einigen anderen haben wir veranstaltet. Dazu habe ich einfach die Manager der Clubs angerufen und bin auf große Bereitschaft gestoßen", freut sich Stalder noch heute.

Ein Konzert mit Olivia Molina, der Verkauf alter Schallplatten, Beiträge beim christlichen Sender Radio Horeb und immer wieder die Berichte in der RP haben ebenfalls zum Erfolg der Aktion beigetragen. Und natürlich der mitreißende Elan Werner Stalders, dem Pfarrer Dr. Joseph Kallunkamakal "Engagement mit Herzblut" attestiert.

Elisabeth Stalder hat viele Male Bischöfe und andere Gäste aus Argentinien in ihrem Haus untergebracht und versorgt. Beide bitten, dass die Unterstützer der Aktion nun auch ihrem Nachfolger Vertrauen entgegenbringen. Und weiter großherzig spenden.

(RP)
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