Kleve Duo "Roe & Anderson" legt furiosen Auftritt aus Parkett

Kleve · Das amerikanische Piano-Duo "Roe & Anderson" hat in Kleve einen furiosen Auftritt geboten: An zwei Flügeln auf der Bühne der Stadthalle und mit vollem Körpereinsatz sowohl an einem, als auch an beiden Instrumenten. Bei einer Spannbreite von Bach bis Beatles wurden die Tasten bis ins Extrem angeschlagen.

Der erste Programmteil umfasste klassische Musik rund um Tod und Auferstehung: Mit Bachs Sonatina aus Kantate BWV 106 "Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" eröffneten die Pianisten gemeinsam an einem Flügel. Schon bei dem folgenden "Primavera Portena" von Astor Piazzolla wurde es dynamisch, bis die beiden Tastenkünstler sich regelrecht in Igor Strawinskys "Die Anbetung der Erde" aus "Le sacre du printemps" warfen.

Seit 17 Jahren verbindet die beiden eine enge musikalische Beziehung, die sie gleich in der ersten gemeinsamen Woche an der Juilliard-School in New York entdeckten. Die richtige Chemie, die sie auf der Bühne mit einer Mission für klassische Musik zusammenführt: Etwas Kraftvolles, Packendes und Intensiv-Emotionales in der heutigen Gesellschaft zu kreieren und Ohren für neue Perspektiven zu öffnen.

Die zweite Konzerthälfte galt vor allem modernen Werken: Michael Jacksons "Billie Jean" begann mit Klavierhocker-Percussion und Saitenzupfern im Flügel. Ein nahtlos ineinander übergehendes Dreier-Set englischer Lieder führte von dem Rock-Song "Paranoid Android" der Gruppe Radiohead über Thomas Arnes "The Glitt'ring Sun" aus dem 18. Jahrhundert zu dem vitalen "Viva la vida" der Band Coldplay. Mit "Let it be" der Beatles boten "Roe & Anderson", wie sie selbst ankündigten, einen kleinen Kampf von Gospel-Klavieren, da sie vor allem die erste Zeile des Songtextes, in dem "Mother Mary" vorkommt, zum Anlass nahmen, ihr Arrangement rund um den spirituellen Grundgedanken aufzubauen.

Und das zeichnete das Duo aus: Da erschien Crossover nicht als "Werbegag", sondern als gelebte, musikalische Mission für Sinn und Klang. Pianistisches Können und Hingabe wurden in den eigenen, kraftvollen Arrangements voller Lust am Musizieren offen gezeigt; keine Imitation, sondern das gelungene Herausfordern von Farben, Reibungen und Spannungen. Die Unterschiede der Künstlerpersönlichkeiten verschmolzen auf der Bühne und sie bewahrten sich doch ihre eigenen Extreme, die sie gekonnt miteinander verflochten. Ein organisches Zusammentreffen mit erfrischend neuen Perspektiven auf (Alt-)Bekanntes und Modernes.

Der große Applaus lud "Roe & Anderson" zu drei Zugaben, unter anderem den berühmten "Libertango" und Glucks Ballet aus "Orpheus und Euridice" ein, die dem Konzert - neben Elizabeths Andersons glanzvoller Garderobe - noch mehr Glamour und Leidenschaften aufsetzten.

Info: Das Konzert wurde mitgeschnitten und wird am Dienstag, 9. Mai, auf WDR3 gesendet.

(RP)
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