Bedburg-Hau-Moyland Die Wunderwelt der Kräuter

Bedburg-Hau-Moyland · Das 18. Kräutergartenfest im Schlosspark von Moyland lud viele tausende Besucher zum Flanieren und Probieren. Bei den Besuchern gab es ein großes Interesse an den angebotenen Führungen durch Expertinnen.

 Historische Kräuterkunde mit Silvia Steinberg: Eine von mehreren swehr gut angenommenen Führungen im Schlosspark Moyland.

Historische Kräuterkunde mit Silvia Steinberg: Eine von mehreren swehr gut angenommenen Führungen im Schlosspark Moyland.

Foto: Markus van Offern

Aus der Knoblausrauke lässt sich köstliche Kräuterbutter zubereiten, der Affodill ist ein mysthisches Kraut zwischen Himmel und Hölle, und das "Kraut der Unsterblichkeit" verhilft vielleicht nicht zu ewigem Leben, jedoch wusste man im alten China, dass es als Tee aufgegossen sehr gesundheitsfördernd ist. Wer beim 18. "Kräutergartenfest" im Park von Schloss Moyland einige der zahlreichen angebotenen Führungen nutzte, konnte viel lernen über essbare Wildkräuter, die Heilkraft der Bäume oder die Kräutergartenanlage des Schlosses. Zwei Tage bestimmte die Welt der Kräuter das Schlossparkgelände und lud mehrere Tausend Besucher zum Flanieren und Probieren ein. Zumindest der erste der beiden Tage bescherte den Veranstaltern ein perfektes Frühsommerwetter, die Anlage zeigte ihr schönstes Bild.

Etwa 20 Besucher schlossen sich der Wildkräuterwanderung durch Niederrhein Guide Gabi Willenberg an. Hier ging es besonders darum, welche Wildpflanzen essbar sind und wie man sie zubereiten kann. Sie lernten, dass die unscheinbare Pflanzenwelt am Wegesrand oft eine kleine Wunderwelt in sich birgt. Unterwegs wurde gekostet, was die Expertin vorbereitet hatte und in einem Bollerwagen mitführte: Brennessel-Creme, Vogelmiere-Pesto, Gundermann-Schokocreme, und die Rezepte in Schriftform mit vielen wichtigen Infos zum Sammeln von Wildkräutern lieferte sie gleich mit. "Das Interesse an der Wildkräuterwanderung ist in den letzten Jahren sehr gestiegen", sagt Gabi Willenberg. Insgesamt fünf Mal führte sie an den beiden Tagen Gästegruppen jeweils 90 Minuten lang durch den Wald um die Parkanlage und zeigte den interessierten Teilnehmern, wie schmackhaft manche Pflanze ist, die man sonst kaum beachtet.

20 Jahre schon führt Hannegret Langenberg durch das Herzstück des Schlossgartens, den quadratisch angelegten Kräutergarten. 350 verschiedene Pflanzen wachsen dort auf insgesamt 16 Beeten. Sie sind aufgeteilt in die Kräuter der Antike, die Pflanzenliste Karls des Großen und die Klosterkräuter. Der Benediktinerin und Universalgelehrten Hildegard von Bingen, die im 11. Jahrhundert lebte, ist ein ganzes Viertel des Gartens gewidmet, und es präsentiert die Pflanzen, die sie nutzte, um ihren Mitmenschen bei allen möglichen Beschwerden und Krankheiten zu helfen. Unerschöpflich sind die Geschichten, die sie von einzelnen Gewächsen erzählen kann. Der giftige Diptam zum Beispiel sondert tagsüber ein ätherisches Öl ab, das man in der Dunkelheit mit einer Flamme zum Leuchten bringen kann ohne dass die Pflanze verbrennt. Die Knospe der Gewürznelke hilft gegen Zahnschmerzen, und die Zistrose, die seit Jahrtausenden genutzt wird und besonders gut im heißen und trockenen Griechenland wächst, hilft einfach gegen alles. Spannend berichtet die Fachfrau, wie man in alter Zeit Ziegen durch die Büsche der Zistrose trieb, um ihr wertvolles Harz zu gewinnen, das dann am Fell der Tiere hängen blieb. Immer wieder lässt sie wie auch die anderen Kräuterexpertinnen der Veranstaltung die Teilnehmer ihrer Führung probieren, riechen, fühlen.

Neben den Führungen, die intensiv genutzt wurden, boten 60 Austeller ihre Produkte zum Thema: Naturseife mit würzigem Duft, selbstgemachtes Eis und Limonaden, kreative Marmeladen wie Orange/Kürbis oder Brombeere/Lavendel. Es gab viele schöne Dinge aus Holz zu kaufen, und wer mochte, konnte einen Workshop zum Thema Korbflechten mitmachen.

Für Kinder war ein Aktionsstand zum Seildrehen interessant, und einen Wiesenkräuterführerschein konnten die Kleinen erwerben. Um alles Erlernte zu Hause auf Balkon, Fensterbrett oder im Garten auch einmal zu verwirklichen, konnte man sich reichlich eindecken mit Kräuterpflanzen aller Art. Seit 1999, also von Anfang an dabei ist Silvia Hoymann mit einem großen Stand. Bei ihr gibt es auch das "Kraut der Unsterblichkeit" oder die "Gedächtnispflanze", Namen, die zeigen, dass die Menschen zu allen Zeiten wildwachsenden Kräutern ganz besondere Kräfte zugesprochen haben.

"Probieren sie mal, das passt sehr gut zu Erdbeeren, Quark und Joghurt", lädt Silvia Hoymann die Besucher ein. "Stevia" heißt das Kraut, das kalorienfrei und ohne Chemie süßt, eine angenehme Überraschung.

(RP)
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