Kleve Die Vertreibung der Mönche

Kleve · Im August 1875 zwang der Kreissekretär Mosterts in Begleitung der Gendarmerie die Kapuzinermönche, ihr Kloster zu räumen. Es war die dritte Vertreibung der Mönche aus Kleve. Die Klever nahmen am Bahnhof rührend Abschied.

 Der Innenhof des Klosters der Mönche am Rindernschen Deich.

Der Innenhof des Klosters der Mönche am Rindernschen Deich.

Foto: Evers

Der 15. September 1887 war in der Geschichte der Kapuziner in Kleve ein bedeutsames Datum. Nachdem am Festtag Mariä Himmelfahrt 1875 die Niederlassung der Kapuzinerpatres zwangsweise aufgelöst wurde, kehrten die Mönche zwölf Jahre später, nämlich vor 125 Jahren an besagtem 15. September 1887, nach Kleve zurück. In verschiedenen Publikationen gehen Heinrich van Ackeren, Ernst Hannen und Heinz-Josef Claassen auf dieses geschichtsträchtige Datum ein.

 Einer der Innenräume des Kapuzinerklosters, wie er heute aussieht.

Einer der Innenräume des Kapuzinerklosters, wie er heute aussieht.

Foto: Evers, Gottfried

Die hoch geachteten Kapuzinermönche sind oft aus Kleve vertrieben worden, so in den Jahren 1663, 1802 und 1875. Kaum hatten die Ordensleute mit der Einweihung der am 4. Oktober 1872 dem heiligsten Herzen Jesu gewidmeten Klosterkirche am Rindernschen Deich ihre segensreiche Arbeit aufgenommen, drohte ein politisches Unheil, der Kulturkampf. Vielen Geistlichen wurden die Bezüge gesperrt, andere wurden des Landes verwiesen. Zahlreiche fanden sich vor Gericht wieder, da sie die staatlichen Eingriffe nicht akzeptieren wollten. 1875 wurden als weiteres Druckmittel Orden und Kongregationen verboten.

Am 23. Juni 1875 kündigte der kommissarische Leiter des Landratsamtes Kleve, Frowein, den Kapuzinern die Schließung ihres Klosters zum 3. Dezember 1875 an. Bereits drei Wochen später wurde die Frist auf den 15. August 1875 verkürzt. Die zwangsweise Durchführung des Ausweisungsbefehls wurde zu einem Ereignis in Kleve und Umgebung. Der Kreissekretär Mosterts forderte die Mönche am 15. August 1875 auf, ihr Kloster zu verlassen.

Die Kapuziner weigerten sich und erklärten, dass sie nur der Gewalt weichen würden. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich der Vorsteher Pater Titus, die Patres Angelus und Franciscus und die Laienbrüder Alexius, Daniel, Didakus und Dionysius im Kloster auf. Gegen 13.30 Uhr erschien der Kreissekretär erneut, diesmal in Begleitung von Gendarmen. Als die Ordensleute erneut protestierten, wurden sie zwangsweise zur Klosterpforte herausgeführt. Vor der Klosterpforte hatte sich inzwischen eine große Volksmenge angesammelt, die sich bei den Kapuzinern für deren Arbeit bedankte und gerührt Abschied nahm. Begleitet von den Gendarmen bewegte sich der immer länger werdende Zug durch die Tiergartenstraße in die Stadt, wo die Ordensleute für einige Tage Quartier nahmen.

Die Abreise der Kapuziner war auf den 20. August festgesetzt. An diesem Tag drängten sich über 500 Menschen auf dem Klever Bahnhof, um den Vertriebenen Lebewohl zuzurufen. Der Zug brachte die Mönche über Griethausen nach Zevenaar, von wo aus sie nach Rotterdam weiterfuhren und sich nach Amerika einschifften.

(RP/rl)
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