Kleve Die Toleranz der Gesellschaft steht wieder unter Beschuss

Kleve · Mehr als 150 Menschen versammelten sich am Platz der Synagoge und erinnerten an die verfolgten Juden.

 Die Schüler der Karl Kisters Realschule trugen auf der Bühne Briefe von Zeitzeugen vor und stellten mit Schildern einen Zug aus Waggons dar.

Die Schüler der Karl Kisters Realschule trugen auf der Bühne Briefe von Zeitzeugen vor und stellten mit Schildern einen Zug aus Waggons dar.

Foto: van offern

In der Nacht vom 9. November 1938 zogen die Nationalsozialisten in Kleve und überall in Deutschland durch die Straßen, brannten Geschäfte nieder, warfen Scheiben ein und vertrieben Juden aus ihren Häusern und Synagogen. Es war der Anfang vom größten Massenmord in der Geschichte. Gestern, 79 Jahre später, hat die Stadt Kleve und der Verein "Nachbarn ohne Grenzen/Buren zonder grenzen" an die Reichspogromnacht erinnert. Mehr als 150 Menschen kamen zum Platz der alten Synagoge - darunter Schüler der Klassen 7b und 10d der Karl-Kisters-Realschule aus Kellen.

Bürgermeisterin Sonja Northing mahnt, das Erinnern nicht zu vergessen: "Nur wer die Wahrheit kennt, kann die Zukunft verändern", sagt sie. Ben van Hess, Beigeordneter der Stadt Nimwegen, fügt hinzu: "Die Toleranz unserer Gesellschaft steht wieder unter Beschuss. Noch immer werden Menschen wegen ihrer Religion oder Sexualität verfolgt."

Die Redner, unter ihnen auch Wiel Lenders, Direktor des Bevrijdingsmuseums Groesbeek, waren sich einig, dass es heute mehr denn je wichtig ist, an die Schrecken des Holocausts zu erinnern. "Die Generation derer, die davon berichten können, stirbt langsam aus", sagt Lenders. "Das Erinnern ist kein Vorwurf an gestern, sondern ein Aufruf an morgen." Den Holocausts nennt er eine "Narbe in der Weltgeschichte".

Die Schüler der Karl-Kisters-Realschule trugen auf der Bühne Briefe von Zeitzeugen vor und stellten mit Schildern einen Zug aus Waggons dar. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von den Schülern und jüdischen Quartetts.

(atrie)
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