Rp-Serie Unsere Seelsorger (xx) Johannes Baptist Ludes Die Sorge und der Selige

Kleve · Johannes Baptist Ludes war von 1970 bis 1994 Pfarrer von St.-Maria-Magdalena in Goch. In seiner Zeit stürzte der Kirchturm des Gotteshauses ein. Die Seligsprechung von Pater Arnold Janssen war ein Höhepunkt seines seelsorglichen Lebens.

 Nach dem Einsturz des Turms der Maria Magdalena Kirche: Pastor Ludes (li.) im Gespräch mit dem evangelischen Pfarrer Klaus Schlimm (r.), zwischen denen sich eine intensive Freundschaft entwickelte.

Nach dem Einsturz des Turms der Maria Magdalena Kirche: Pastor Ludes (li.) im Gespräch mit dem evangelischen Pfarrer Klaus Schlimm (r.), zwischen denen sich eine intensive Freundschaft entwickelte.

Foto: Klaus Stade

GOCH Darin sind sich alle drei Gesprächspartner einig: Seit seiner Emeritierung 1994 war Pastor Johannes Baptist Ludes ein ganz anderer Mensch. "Die ganze Last der Verantwortung war von ihm abgefallen, er hatte sich sehr gewandelt", sagten sie. Von 1970 bis 1994 war er Pfarrer von St.-Maria-Magdalena in Goch. Er wurde am 9. Mai 1926 in Oberhausen-Osterfeld als Sohn eines Bergbaubeamten geboren. Die Priesterweihe empfing er am 21. Dezember 1953 im Dom zu Münster. Nach drei Kaplanstellen wurde er 1964 Pfarrer in St. Barbara Duisburg-Rheinhausen und 1970 Pfarrer in Goch, St.-Maria-Magdalena. 1974 wurde er Dechant des Dekanates Goch.

 Am 24. Mai 1993 brach der Turm der Pfarrkirche Maria Magdalena in sich zusammen.

Am 24. Mai 1993 brach der Turm der Pfarrkirche Maria Magdalena in sich zusammen.

Foto: K. Stade

Höhepunkte seines priesterlichen Lebens waren die Seligsprechung von Arnold Janssen und die Gründung der Arnold-Janssen-Gemeinde. Heinrich Much (74) kannte als Gemeindemitglied den Gocher Pastor von seiner Einführung bis zu seinem Tod am 20. Mai 2014. Als Vorsitzender der "Missionshilfe Kuba" schätzte er den Einsatz von Renate Schmidt, die Jahrzehnte Haushälterin von Pastor Ludes war. Durch Renate Schmidt gab es für den Gocher Pfarrer viele Reisen, beispielsweise nach Kuba, Mexiko, Israel, Mallorca, Toscana oder Rom. "Der Pastor hat immer viel über den Krieg erzählt", weiß Heinrich Much, "vor allem über die Zeit in der englischen Gefangenschaft auf den überfüllten, berüchtigten Rheinwiesen, wo er einen Offizier kennen lernte, der ihm das Leben rettete."

Der evangelische Pfarrer Klaus Schlimm (86), der am 1. November 1967 in Goch eingeführt wurde, erlebte wie Pfarrer Ludes die Zeit nach dem Zusammenbruch. Beide stellten die Frage, wie wird die Zukunft aussehen? Geschichtlich bedingt sei der Pastor anfänglich kein Freund der Ökumene gewesen, doch das Konzil unter Papst Johannes XXIII. habe eine Wandlung bewirkt. So habe man in Rom gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert, und Renate Schmidt war mit Zustimmung ihres Pastors im Kreis "Bibel teilen". Erschütternd sei für seinen katholischen Bruder, "der das Haus Gottes liebte", der plötzliche Einsturz des Turmes der Pfarrkirche St.-Maria- Magdalena im Mai 1993 gewesen. "Eine Begegnung, direkt am Ort des Geschehens, war für uns der Beginn einer intensiven Freundschaft", blickt Pfarrer Schlimm zurück. Der Gottesdienst fand vorübergehend in der Evangelischen Kirche statt. Für Herbert Maassen war Pastor Ludes sein "Dienstherr", als Messdiener, Lektor und Kommunionhelfer. Zugleich war der Gocher direkter Nachbar. "Eine bessere Nachbarschaft kann ich mir nicht vorstellen", habe er gesagt. Gerne hackte Johannes Baptist Ludes Brennholz für seinen geliebten Kamin, den er täglich reinigte, oder er mähte, solange er konnte, den Rasen. Herbert Maassen erinnerte an die zahlreichen Aktivitäten des Pastors als Präses kirchlicher Vereine, als großer Förderer der Steyler Missionare, als engagiertes Kuratoriumsmitglied des Gocher Krankenhauses und im Provisorenkollegium "Unserer Lieben Frau".

Im Ruhestand half Pastor Johannes B. Ludes noch seelsorglich unter anderem in Herongen, im Petrusheim Weeze und besonders in St. Stephanus Kessel. Er empfing Besucher aus aller Welt und hatte durch seine Reisen und durch die Steyler Patres Souvenirs, beispielsweise aus Afrika.

Zwei Andenken schätzte er besonders, eine persönliche Unterschrift von Papst Johannes Paul II. und einen Rosenkranz von Papst Johannes XXIII.

(RP)
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