Wirtschaftsförderung Kreis Kleve Und Rp Präsentieren Serie "bauen & Wohnen" (4) Die Sorge um bezahlbaren Wohnraum

Kleve · In den Städten des Kreises Kleve gibt es sie noch, die kommunalen Wohnbaugesellschaften, wie die GWS in Geldern, die GeWoGe in Kleve, die WohBau in Goch oder die Emmericher Baugenossenschaft. Aber auch private Bauherren investieren.

 Der Wohnbau boomt: Die WohnBau Goch investiert in neue Bauten. In Goch entsteht der "Wasserhof", in Kleve sind acht Mehrfamilienhäuser der WohnBau im Passivhausstandard (Foto) in Bau.

Der Wohnbau boomt: Die WohnBau Goch investiert in neue Bauten. In Goch entsteht der "Wasserhof", in Kleve sind acht Mehrfamilienhäuser der WohnBau im Passivhausstandard (Foto) in Bau.

Foto: Markus van Offern

Kreis kleve In den Städten und Gemeinden des Kreises Kleve halten die Gesellschaften mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung das Fähnlein des kommunalen Wohnungsbaus hoch. Sie investieren derzeit kräftig. Die Klever GeWoGe investiert in der Kreisstadt einen zweistelligen Millionenbetrag für ein neues Quartier, die Gelderner GWS-Wohnungsgenossenschaft in Projekte in vielen Ortschaften im Süden und in der Mitte des Kreises Kleve. Die GWS hat gerade in Weeze 16 Wohneinheiten fertig gestellt, in Wachtendonk wird gebaut, und in Geldern entsteht eine neue Geschäftsstelle mit drei Wohneinheiten, listet Paul Düllings, Geschäftsführer der GWS, die Vorhaben auf. Ein gutes Dutzend Mehrfamilienhäuser zieht derzeit auch die WohnBau Goch hoch.

Der Nachholbedarf ist groß, es wurde in der Vergangenheit zu wenig öffentlich gefördert gebaut. Warum? "Es sind die Auflagen - Wärmeschutz, technische Dinge, Barrierefreiheit, es sind die Anforderungen die von Bund, Land, EU an uns gestellt werden. Das alles ist enorm bürokratisch", sagt der Geschäftsführer der GWS, die derzeit rund 1100 Wohnungen verwaltet.

Deshalb habe man sich aus dem Bau von öffentlich geförderten Wohnungen zurückgezogen, sagt Düllings. "Dann kann man freier agieren, muss bei Sanierungsarbeiten nicht einen solchen großen Verwaltungsaufwand betreiben", sagt der GWS-Geschäftsführer. Dennoch habe man auch günstige Wohnungen im Angebot, fügt er an.

Hilfreich beim Bauen und Sanieren sind vor allem die niedrigen Zinsen. Ohne die würde sich auf dem Markt nichts bewegen, ist Düllings überzeugt. "Die fangen die gestiegenen Preise wieder auf", kommentiert er die hohen Kosten. Der Bedarf an Wohnungen, vor allem an kleineren Wohnungen, im Kreis Kleve steige, sagt er. Auch sei die Einwohnerprognose für den Kreis Kleve besser als für den Kreis Wesel.

Von der öffentlichen Förderung verabschiedet hat sich auch Manfred Tielkes, Geschäftsführer der WohnBau Goch. Man habe sämtliche öffentlichen Mittel abgelöst und baue nur noch frei finanziert. Der öffentlich finanzierte Wohnungsbau sei zu bürokratisch. "Das heißt nicht, dass wir keine preiswerten Wohnungen im Bestand haben", sagt auch der Gocher WohnBau-Geschäftsführer.

Den steigenden Bedarf an Wohnungen bestätigt Michael Dorißen, Geschäftsführer der Klever GeWoGe. Wie Düllings sieht er einen Bedarf vor allem an kleinen Wohnungen. Dorißen: "Die Nachfrage ist enorm." Das liege nicht nur an Kleves Sonderrolle als Hochschulstandort. "Wir haben auch viele ältere Menschen, die kleinere Wohnungen suchen", sagt er.

Das sehen nicht nur die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften so: Die Zevens-Grundbesitz hat gerade in Kleve mit öffentlichen Mitteln ein komplettes Quartier gebaut. "Die Wohnungen sind gefragt", sagt Geschäftsführer Bernd Zevens. Der Klever Architekt Friedhelm Hülsmann geht einen Schritt weiter: Er macht in einem Neubau einen Wohnversuch für neue Wohnformen mit der Caritas als Partner. Außerdem habe er in seinen Häusern Einraumwohnungen bis 42 Quadratmeter, die bei älteren, alleinstehenden Mietern gefragt sind, sagt Hülsmann.

Dorißen setzt dagegen weiterhin auf eine Durchmischung seiner Wohnquartiere mit frei finanzierten und öffentlich geförderten Wohnungen. "Als Wohnungsbaugesellschaft wollen wir dafür Sorge tragen, dass es bezahlbaren Wohnraum gibt", sagt er. Er sehe es als Aufgabe der GeWoGe, auch diese Wohnungen mit der festvereinbarten gesetzlichen Miete von 5,25 Euro/Quadratmeter im Angebot zu haben.

Alle Neubauten bekommen Aufzüge, die Quartiere werden sorgfältig geplant, Barrierefreiheit ist Gebot. Nur so seien die Wohnungen langfristig vermietbar, sagen alle. Manfred Tielkes WohnBau baut gerade an attraktivem Standort direkt an der Niers in Goch: Mit klingendem Namen "Wasserhof" entsteht dort städtisches Wohnen, in der Kreisstadt wachsen acht Mehrfamilienhäuser in Passivhausstandard in der Klimaschutzsiedlung empor. Allesamt seniorengerecht. Er hat keine Sorge, dafür Mieter zu finden.

Wo auch immer: Neuer Wohnraum ist gefragt - in Geldern wie in den anderen Städten, in Kleve kommt der Druck der Studenten dazu. Eine Blase sehen sie alle nicht. Aber: "Wer seine Wohnungen nicht regelmäßig auf den neuesten Stand bringt, wer nicht saniert, modernisiert, der kann in wenigen Jahren hintenüber fallen", sagt Dorißen.

(RP)
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