Kleve Die Schätze des Xantener Stiftsmuseums

Kleve · Elisabeth Maas hat die Einrichtung im Schatten des Viktor-Doms mit aufgebaut. Heute ist sie deren stellvertretende Leiterin.

 Elisabeth Maas in ihrem Lieblingsraum des Museums. Hier gibt es zwei nahezu identische Vortragekreuze aus dem 14. und 15. Jahrhundert zu bestaunen.

Elisabeth Maas in ihrem Lieblingsraum des Museums. Hier gibt es zwei nahezu identische Vortragekreuze aus dem 14. und 15. Jahrhundert zu bestaunen.

Foto: Armin Fischer

KREIS WESEL "Unbekannter Bischof": Gleich drei offensichtlich zusammengehörige, gleichgroße Bilder fand Elisabeth Maas vor Jahren in einem Auktionskatalog. Für die Mitarbeiterin des Xantener Stiftsarchivs hatten die drei dargestellten Herren jedoch auf den ersten Blick Namen: Norbert von Xanten, Bruno von Köln und und Ignatius von Loyola. Die Gründer des Prämonstratenser-, des Karthäuser- und des Jesuitenordens. Die heute 49-jährige Kunstgeschichtlerin griff sofort zu. Für einen kleinen Gulden-Betrag wechselten die Bilder den Besitzer. Heute finden sie sich - restauriert und gerahmt - im Raum zehn des Xantener Stiftsmuseums. Dort verdeutlichen sie mitsamt zahlreicher Bücher ihrer Orden verschiedene Abschnitte der Geschichte des alten Stifts.

Elisabeth Maas ist die stellvertretende Leiterin eines Hauses der Xantener Propsteigemeinde, das gleichzeitig Museum, Archiv und Bibliothek ist. Eine "sensationelle Mischung aus wichtigen Hinterlassenschaften aus Hunderten von Jahren", nennt sie "ihr Zuhause", in dem seit sechs Jahren die ganze Kirchenpracht des Viktor-Doms und ihrer "Herren" öffentlich zugänglich ist. Elisabeth Maas konnte mit Museumsleiter Dr. Udo Grote maßgeblich an der Gestaltung eines solchen Schatzes mitwirken. Und wer kann schon von sich behaupten, ein Museum mit aufgebaut zu haben?

Davon hatte Maas früher nicht einmal geräumt. Aufgewachsen ist die Bergmanns-Tochter mit fünf Geschwistern in Voerde. Nach dem Abitur ging sie in der Dinslakener Buchhandlung Jacobs in die Lehre, wurde Buchhändlerin. Bei einem "Betriebsausflug" führte Archivar und Kunsthistoriker Grote die Gruppe durch die Stiftsbibliothek. Gerade erst hatte er den Auftrag bekommen, "mal ein Museum für das Stiftsarchiv, die Stiftsbibliothek sowie den Kirchenschatz zu planen", und so nebenher erwähnte er, dass er eine Mitarbeiterin suche. Als einige Tage später die Ausschreibung in der Rheinischen Post erschien, bewarb sich die damals 26-Jährige um eine Anstellung als Sachbearbeiterin. Sie bekam den Job in einem Haus, das vom teils feuchten Keller bis zum Dach voll alter wertvoller Paramente, Gold-, Silber- und Elfenbeingefäße, voller Kelche, Skulpturen, uralter Bücher und tausender Dokumente war. "Damals habe ich mich Tag um Tag durch diese Schätze gewühlt und dann auch noch zehn Jahre lang in Düsseldorf studiert", erzählt Maas von einer anstrengenden Zeit - bis sie 2009 endlich ihren Magister in der Hand hatte - und damit auch quasi die höhere Weihe für einen verantwortungsvollen Job im Museum.

Und das alles "nebenher" - neben all den Bauanträgen, Restaurierungsaufträgen und dem Ankauf von Kunstgegenständen, mit der die spätere Schau didaktisch aufgearbeitet werden konnte. Die Bilder der Ordensgründer gehören ebenso dazu wie beispielsweise eine Bleistiftzeichnung von Jan de Beyer, der 1746 das alte Rheintor festgehalten hatte - das bis heute einzige Zeugnis über das frühere Aussehen des alten Xantener Stadttors.

Auch die Anwerbung von Drittmitteln gehörte zur Arbeit: Die "Bettelbriefe" wurden mit der Schreibmaschine verfasst, zwischendrin ein aufgeklebtes hochwertiges Foto eines wertvollen Kirchenschatz-Objektes. "Fünf Aufnahmen im Quartal haben wir von einem Fotografen machen lassen", erinnert sich Elisabeth Maas. "Für mehr reichte unser Etat einfach nicht."

Bistum Münster, Land, Bund Sparkasse, Banken, Landschaftsverband, Förderverein und viele Privatsponsoren halfen schließlich, dass das ursprünglich auf 15 Millionen Mark veranschlagte Projekt mit einem Kostenaufwand von 9,3 Millionen Euro fertiggestellt werden konnte - von der räumlichen Gestaltung bis zur unendlichen Kleinarbeit der Präsentation mit Unterstützung der bekannten Museumsgestalterin Ingrid Bussenius aus Köln. Am Christi-Himmelfahrtstag im Mai 2010 gab es eine fulminante Eröffnung mit einem Katalog, der erst am Abend zuvor druckwarm angeliefert worden war. Erst nach und nach wurden dann Programme für Erwachsene und Kinder erarbeitet, gab es mit Unterstützung der Klever Kommunikationsberaterin Claudia Kressin erste Newsletter und die Stiftszeitung, wurden Gästeführer ausgebildet, Adressenlisten angelegt, Busreisen eingeworben. Heute sind 15 Mitarbeiter (und einige Ehrenamtliche) für das Museum verantwortlich.

(RP)
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