Wirtschaftsförderung Kreis Kleve Und RP Präsentieren Serie "Bauen & Wohnen" (2) Die Richtschnur für den Häuserpreis

Kreis Kleve · Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Kleve, gebildet aus Architekten, Immobilienkaufleuten oder Experten für die landwirtschaftlichen Flächen erstellt jedes Jahr einen Grundstücksmarktbericht mit Zahlen für alle 16 Kommunen.

83 Prozent aller verkauften bebauten Grundstücke im Kreis Kleve waren im Jahr 2015 Ein- oder Zweifamilienhäuser. Eigentumswohnungen waren weiter gefragt. 457 Millionen Euro wurden kreisweit umgesetzt, weil Häuser oder Grundstücke ihren Besitzer wechselten. Die mit Abstand meisten Kauffälle gab's in den großen Städten, weit vorne liegt die Kreisstadt Kleve mit 472 Immobilien, die bebaut oder unbebaut den Besitzer wechselten, es folgen Emmerich (336) und Goch (312), Kevelaer und (289) und Geldern (284).

Allein im Stadtgebiet Kleve wurden so 90 Millionen Euro im Jahr 2015 umgesetzt, in Geldern mit 43 Millionen Euro weniger als die Hälfte, in Goch und Emmerich waren es um die 50 Millionen Euro, die in diese Immobiliengeschäfte flossen. Grundstücke in mittlerer Wohnlage liegen in Kleve im Schnitt bei 150 Euro/Quadratmeter, ähnlich dem Preisniveau, das im Süden des Kreises erzielt wird. Hier hat der Ballungsraum Rhein-Ruhr schon Einfluss auf die Nachfrage, so dass Kerken ebenfalls die 150 Euro erzielt, die anderen Süd-Kommunen liegen im Schnitt bei 140 Euro, in Straelen kostet Bauland in mittlerer Lage 160 Euro/Quadratmeter.

In den nördlichen Kommunen liegen die Preise für diese Lage im Schnitt um 130 Euro. Ein Quadratmeter neu gebaute Eigentumswohnung kostet in Kleve im Schnitt 2600 Euro, in Straelen und Geldern rund 2500 Euro. Der Preis für gebrauchte Eigentumswohnungen ist leicht rückläufig, der für gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser steigt.

Es ist der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Kleve, der die Preise für alle Verkaufsfälle von Grundeigentum, bebaut oder nicht bebaut, privat oder gewerblich, Acker- oder Grünland sammelt, auswertet und daraus verlässliche Richtwerte für die Ermittlung von Immobilienpreisen entwickelt und Formeln mit an die Hand gibt, mit denen jedermann den Wert seines Hauses schätzen kann. Norbert Wilbert ist Vorsitzender des Gutachterausschusses, einer Einrichtung des Landes mit Sitz in der Kreisverwaltung Kleve, und Geschäftsführer der Geschäftsstelle. Dirk Brammen ist stellvertretender Geschäftsführer. Beide sind Vermessungsingenieure und im Kreis Kleve die Herren der Zahlen rund um das Bauwesen - was die Richtwerte betrifft. Sie erfüllen hoheitliche Aufgaben und sind so zwar Beamte des Kreises Kleve, aber dem Land NRW zugeordnet. An ihren Richtwerten orientieren sich Makler, Immobilienkaufleute und auch das Finanzamt. Beispielsweise, wenn bei einer Schenkung ein Preis geschätzt werden muss. Letztlich benötigen vor allem Gutachter, die ein Haus zu bewerten haben, die Zahlen des Gutachterausschusses als Richtschnur.

Die Geschäftsstelle sammelt alle Preise, die bei Käufen und Verkäufen erzielt wurden. "Die Kaufpreise werden uns gemeldet: Jeder Notarvertrag, der mit dem Eigentumswechsel einer Immobilie zu tun hat, geht an den Ausschuss", sagt Wilbert. Das sind immerhin 4000 jährlich. So bekommt der Ausschuss belastbare Zahlen, die schließlich beispielsweise bei Baulandpreisen ein Gesamtbild verschiedener Zonen ergeben und zeigen, was dort ein Quadratmeter Grund kostet. Für die Bereiche, in denen es keine Verkaufsfälle gibt, werden die Grundstückspreise aus vergleichbaren Grundstücklagen abgeleitet.

Beide arbeiten mit weiteren sechs Mitarbeitern in der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses. Der Ausschuss besteht aus knapp 20 ehrenamtlichen Gutachtern. Es sind zwei vom zuständigen Finanzamt, es sind Architekten, Immobilienkaufleute oder Experten für die landwirtschaftlichen Flächen wie Landwirtschaftsdirektor a.D. Dr. Wehren dabei.

Das Gremium diskutiert die von der Geschäftsstelle ermittelten Zahlen, bevor daraus der Grundstücksmarktbericht entsteht, den der Gutachterausschuss Jahr für Jahr vorlegt. Der ist seit 2016 sogar komplett kostenfrei und kann unter www.boris.nrw.de von jedermann genutzt werden. Die Bodenrichtwerte sind außerdem über App fürs Smartphone mit aktuellen Luftaufnahmen der Flächen abrufbar.

Die Auswertungszahlen aus dem Kreis Kleve fließt dann in den Landesbericht ebenso ein, wie in den Immobilienmarktbericht Deutschland.

Wilbert und Brammen arbeiten auch an den Mietspiegeln für die Kommunen des Kreises mit. Sie würden die Mietspiegel gerne wie den Grundstücksmarktbericht angehen. "Wenn man uns die vereinbarten Mieten beim Abschluss eines Mietvertrages mitteilen würde, könnten wir qualifiziert mit marktgerechten Preisen arbeiten", sagt Wilbert. Eine Mitteilungspflicht würde die Transparenz im Bereich des Mietwohnungsmarktes deutlich erhöhen. Derzeit werden Mietspiegel in der Regel ohne eine Befragung alle zwei jahre fortgeschrieben.

(RP)
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