Kleve Die Nähe zu Beuys als Verpflichtung

Kleve · Ein echter Niederrheiner: Der 61-jährige Kurt Kreiten leitet seit 25 Jahren die Wasserburg Rindern

 Dr. Kurt Kreiten ist seit 25 Jahren Direktor der Wasserburg Rindern. Aus dem Fenster seines Büros kann er direkt auf die idyllische Gartenanlage mit dem Kolk blicken.

Dr. Kurt Kreiten ist seit 25 Jahren Direktor der Wasserburg Rindern. Aus dem Fenster seines Büros kann er direkt auf die idyllische Gartenanlage mit dem Kolk blicken.

Foto: Christian Breuer

Ohne den Computer würde nichts mehr gehen. Mails schreiben, Buchungsfragen beantworten, Referenten engagieren, das Personal verwalten: "Wenn der Rechner ausfällt, haben wir hier ein riesiges Problem" sagt Dr. Kurt Kreiten, Direktor der Wasserburg Rindern. Als er vor 25 Jahren seine Stelle antrat, war das noch anders. Kreiten muss schmunzeln: "Damals gab es nur einen Computer. Der stand verpackt im Originalkarton in einem Büro und niemand hatte sich getraut, ihn anzuschließen."

Heute ist es selbstverständlich, dass nicht nur Kreiten und seine 34 Mitarbeiter die modernste Technik nutzen, auch auf den Gästezimmern müssen die Kursteilnehmer die Möglichkeit haben, jederzeit im Internet zu surfen, mit oder ohne Kabel. "Das ist ein Standard, den die Menschen in allen Bildungshäusern erwarten", sagt Kreiten. Wer nicht mit der Zeit gehe und entsprechende Angebote vorhalte, der bleibe irgendwann auf der Strecke. Dass das mit der Wasserburg - eine katholische Heimvolkshochschule in Trägerschaft des Bistums Münster - nicht passiert, war eine der vordringlichsten Aufgaben, als Kreiten vor 25 Jahren seinen Dienst antrat. "Damals standen dringend bauliche Veränderungen und Modernisierungen an", erinnert er sich, "es gab einen Architektenwettbewerb, den ich von Anfang an mit begleiten konnte." Von der ersten Jurysitzung bis zur vollständigen Umsetzung aller Baumaßnahmen dauerte es rund zehn Jahre. Die beiden bis dahin noch getrennten Gebäudeteile wurden, mit dem Forum als neue Mitte, zusammengeführt. Viel Wert wurde auf transparente Architektur gelegt, große Fenster ermöglichen einen Blick auf die Parkanlage samt Kolk.

Das ist dem 61 Jahre alten Kreiten besonders wichtig. Die Lage der Wasserburg sei ein Alleinstellungsmerkmal, das von vielen Teilnehmern, die immer wiederkommen, sehr geschätzt werde. "Wir sind ein Ort, der ihnen eine Heimat bietet, einen Ruhepol zum Atem holen, ein Ort mit Ambiente", sagt Kreiten, während er einen Blick aus seinem Bürofenster auf die allmählich ausschlagenden Bäume und den Kolk wirft, auf dessen Oberfläche sich kleine Wellen bilden. "Manche sagen", erzählt er, "dass ich den schönsten Büroarbeitsplatz in Kleve habe." Die Wasserburg sei ein Abschluss der barocken Gartenanlagen, die Kleve einst berühmt gemacht haben. Gleich dahinter beginnt der Stadtteil Rindern - der Ort, an dem Joseph Beuys aufwuchs. Für Kreiten ist das eine Verpflichtung: "Die Nähe zu Beuys ist ein Vermächtnis, hier in der Wasserburg soll man Kunst und Kultur erleben können."

Kreiten selbst bleibt dafür manchmal jedoch kaum Zeit. Die Arbeitswoche ist eng getaktet, der Direktor trägt nicht nur die Verantwortung für das Personal und die wirtschaftliche Situation des Bildungshauses, er gibt zudem selbst Kurse. Im politischen ebenso wie im künstlerisch-musikalischen Bereich, und auch zu geographischen Themen. Schließlich ist Kreiten studierter Diplom-Geograph. Daneben ist er Mitglied in zahlreichen Vereinen und Verbänden, seit 18 Jahren ist er etwa Vorsitzender des Arbeitskreises der Bildungsstätten und Akademien auf Landesebene. "Netzwerke knüpfen" ist das Motto, im Gespräch mit anderen Akademieleitern und Politikern sollen die Angebote der Bildungshäuser zukunftsfähig bleiben. Mancher Abend und manches Wochenende ist für solche Termine reserviert. Das ist nicht immer einfach für den dreifachen Familienvater.

Einen Ausgleich bietet ihm der Fußball. Auch wenn Kreiten in Saarbrücken geboren wurde, so ist er in Viersen aufgewachsen. Bei Heimspielen der Borussia Mönchengladbach sitzt er in der Nordkurve, mit Schal und Käppi - wie seine Söhne hat er eine Dauerkarte für den Borussia-Park. "Ich bin ein echter Niederrheiner" sagt Kreiten überzeugt. Noch rund vier Jahre lang wird er, wenn alles nach Plan läuft und die Gesundheit mitspielt, als Direktor die Geschicke der Wasserburg leiten. "Wir müssen", sagt er über die anstehende Zeit, "Themenangebote für Jugendliche und junge Erwachsene ganz neu konzipieren. Dazu gehört, dass wir durch neue, junge Mitarbeiter am Puls der Zeit bleiben und uns neuen Themen öffnen. Da haben wir noch Nachholbedarf. Ich möchte das Haus stabil und mit guter Perspektive weitergeben."

Auch wenn der Kalender oft komplett ausgebucht ist und die Erholung leidet: "Ich habe nach 25 Jahren noch immer nicht das Gefühl, dass die Zeit lang geworden ist und ich versuche weiterhin, nicht in den immer gleichen Trott zu verfallen", sagt Kreiten. Und dann gönnt er sich einen Blick aus dem Fenster, auf die grüne Wiese und den Kolk, auf dessen Mitte sich eine Ente treiben lässt.

(pbm)
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