Kunstprojekt In der Ebene Die Kartoffel als Kunstobjekt

Kleve · In Bislich begann das Projekt, bei dem Kunst und Literatur auf Höfen und in Kunstvereinen am gesamten Niederrhein im Mittelpunkt stehen. Seit Sonntag zeigt das Haus im Park Werke der Klever Künstlerin Barbara Schroeder.

Die Kartoffel hat Barabara Schroeder schon immer fasziniert. Für die aus Kleve stammende Künstlerin, die seit 30 Jahren in Bordeaux lebt und arbeitet, ist sie mehr als nur ein einfaches und günstiges Grundnahrungsmittel - sie ist zu einem der wichtigsten Themen ihrer künstlerischen Arbeit geworden. Die Kartoffeln, die bei ihr aus Porzellan sind, schickt sie auf Reisen. Lässt sie als Felder auf Felsen an der Atlantikküste entstehen, am Strand von Wellen umspülen oder auf einem Schrottplatz zwischen Drahtgeflecht "wachsen".

Ein wenig Poesie in einer harten, schroffen Umwelt. Die seit Sonntag im Emmericher Haus im Park zu sehenden Werke Schroeders sind Bestandteil der Ausstellungsreihe "In der Ebene", die in Bislich eröffnet wurde. Kunst und Literatur auf Höfen und in Kunstvereinen am gesamten Niederrhein stehen dabei im Mittelpunkt - von Emmerich im Norden bis Xanten im Süden. Zusammen mit dem Emmericher Kunstverein, dem Verein für Heimatschutz Kranenburg sowie dem Klever Kunstverein "projektraum-bahnhof25.

de" hat die Reeser Künstlerin Carla Gottwein das Projekt ins Leben gerufen. Barbara Schroeders Sujet passt dabei bestens ins Konzept: Ländliches als Kunstobjekt. In ihren Arbeiten kommen Kindheitserinnerungen zum Tragen. So etwa in der Installation, die im Erdgeschoss des Hauses im Park zu sehen ist: ein Berg aus Kartoffeln, aufgeschüttet auf Erde. "So wie sie früher übers Kellerfenster angeliefert wurden", erklärt die Künstlerin.

Ihre Kartoffeln hat sie in einem aufwändigen Verfahren angefertigt. Aus 72 Formen ließ sie 500 Knollen aus Porzellan entstehen, die auf unterschiedliche Weise eingesetzt werden. Auch großflächige Bilder, auf denen Kartoffelschalen in reduzierter Farbenkombination eingesetzt werden, oder Bilderserien, die wie kleine Trickfilme wirken, sind zu sehen. Und dass es dabei nicht immer bierernst zugeht, ist das Sympathische an Barbara Schroeders Arbeiten.

So etwa in jener Bilderserie, in der sich ein Gebiss eine Kartoffel schmecken lässt. Das Unsichtbare, das unter der Erde reift, die Mutterkartoffel als Grundprinzip des Lebens - das sind die Dinge, die Schroeder an den Erdäpfeln reizen. Eine Faszination, die für sie schier unerschöpflich zu sein scheint. Denn die Ideen gehen ihr nicht aus. Derzeit arbeitet sie an einer neun mal vier Meter großen Collage, auf der 352 verschiedene Variationen von Kartoffeln - eine für jeden Tag des Jahres - abgebildet sein werden.

200 sind schon zu sehen. Bis September soll das Werk, das sie gerne am Niederrhein ausstellen würde, fertig sein. Zur Eröffnung sagte Schroeder: "Für mich ein großer Moment, da ich noch nie alleine am Niederrhein ausgestellt habe". Und ganz ernst ging es auch dabei nicht zu: Leonie Kersten trug als Poetry-Slam einen Rap aus zahllosen Kartoffelnamen vor

(RP)
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