Kleve Derzeit gibt es keinerlei Spur zu dem vermissten Michel Diallo

Kleve · "Solange wir keine neuen Hinweise bekommen, können wir nirgendwo ansetzen. Wir sind in der Sache so langsam am Ende." Wenn ein Polizeibeamter den Ermittlungsstand in einer "Vermissten-Sache" so beschreibt, dann stehen die Chancen auf eine Klärung des Falles "Michel Diallo" nicht gut. Man könnte auch sagen: Die Erfolgsaussicht geht gegen Null.

 Michel Diallo gilt seit dem 10. April als vermisst.

Michel Diallo gilt seit dem 10. April als vermisst.

Foto: Polizei

Dabei gab es Spuren. Der 17 Jahre alte Westafrikaner aus Guinea, der als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling Mitte Oktober 2015 aus der "Notunterkunft" am Klever Berufskolleg in eine Klever Pflegefamilie gekommen war, hatte am 10. April dieses Jahres gegen 11 Uhr das Haus seiner Pflegeeltern zum Joggen verlassen. Suchhunde nahmen Tage später seine Witterung auf - fanden den Vermissten aber nicht. Es gab einen Hinweis, Michel Diallo könnte sich zu einem "Bekannten" nach Skandinavien abgesetzt haben. Doch dort war der 17-Jährige auch nicht. Handy-Ortungen ergaben, dass sein Mobilgerät am Tag des Verschwindens in einer Funkzelle in der Klever Unterstadt eingeloggt war. Am 15. April war das Handy um 0.06 kurz an der Bahnhofstraße in Kalkar eingeschaltet. Die Polizei suchte auch dort - ergebnislos. Weitere Handy-Ortungen zeigten, dass die Telefone seither "tot" waren.

Erschwert wird laut der Polizei die Suche nach dem Vermissten zudem dadurch, dass der 17-Jährige noch nicht registriert worden ist. So gebe es beispielsweise keine Fingerabdrücke von ihm. Warum das so ist, obwohl Michel Diallo schon Mitte Oktober 2015 in der Notunterkunft und der Pflegefamilie aufgenommen worden war - die Beamten zucken mit den Achseln.

Doch aufgegeben haben die Beamten noch nicht. Die Fahnder verfolgen etwa noch die "Arbeitshypothese", es könne sich im Fall "Michel Diallo" um eine "gesicherte Schleusung" handeln. Dabei erhalten die Schleuser zu Beginn der Flucht die Hälfte der vereinbarten Summe. Den Rest bekommen sie erst, wenn der Flüchtling sein Ziel erreicht hat. "Und wir wissen: Kleve war nicht das Fluchtziel von Michel Diallo", sagt ein Polizeibeamter. Aber wie gesagt - dies ist eine "Arbeitshypothese". Denkbar ist nach Einschätzung der Ermittler "alles".

Für die Pflegeeltern des 17-Jährigen ist dessen Verschwinden ein Rätsel. Das Klever Jugendamt, das für die Betreuung des Westafrikaners zuständig war, und der gesetzliche Vormund des Minderjährigen, ein Rechtsanwalt aus Kevelaer, machen kaum detaillierte Angaben zu Michel Diallo. Beide wollen seine "Persönlichkeitsrechte" schützen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort