Kleve Der Zauber der Mozart-Musik mit gezauberter Illusion

Kleve · Eröffnung der Muziek Biennale Niederrhein und der Reihenkonzerte der Stadt Kleve: das in Verbindung an einem Abend war ein Publikumsmagnet sondergleichen. Selten erlebt man die Stadthalle so brechend voll, dass die Menschen schon vor dem Eingang warten und nahezu alle Plätze ausverkauft sind.

Die Eröffnungsreden, u.a. von Ministerin Dr. Barbara Hendricks, wiesen dann auf den Zusammenhang der beiden Veranstaltungsteile hin: unter dem Motto "Morgen" behandelt die Muziek Biennale das Thema "Zukunftsmusik" mit historischen und zeitgenössischen Facetten, ein Spielraum für den Aufbau auf Althergebrachtem genauso wie auf Innovation.

So verknüpfte das 1. Reihenkonzert den großen Meister der zauberhaften Musik, W. A. Mozart, mit Live-Magie - den Zauber der bekannten Musik mit gezauberter Illusion, unterstrichen von dem Orchester als "tönender Illusionsmaschine", wie es in dem Programmheft so treffend stand. Der Magier Sascha Simon führte mit kleinen Zaubertricks durch das Programm, das das WDR Funkhausorchester Köln grandios bestritt. Mit wahrlich zauberhaften Werken bewegten sich die Musiker, die auch die Bühne der Stadthalle bis zum Letzten füllten, auf einem glänzenden Parkett zwischen Mozarts Ouvertüre der "Zauberflöte", Manuel de Fallas "Feuertanz", Rossinis Ouvertüre zu "Die diebische Elster" und Gershwins Ouvertüre zu "Girl Crazy".

Ein rasanter und perfekt vollzogener Wechsel zwischen Genres, mit klassischer Finesse bis hin zu mitreißendem Swing in "Adagio goes Swing" von Mozart/Artie Shaw - sehr unterhaltsam auch die Hut-Performance von Magier Simon zu Peter Wesenauers "Chapeaugraphie". "Mozarts Crazy Girl" von Mozart/Wesenauer und Max Regers Thema aus den Mozart-Variationen holten immer wieder den Bezug zur Mozart Magie ein.

Großartig stellten sich Brigitte Schreiner an der Flöte, Andy Miles an der Klarinette und Reinhard Ehritt an der Trompete für unterhaltsame Solo-Einlagen zur Verfügung, in denen Sascha Simon eindrucksvoll bewies, dass eine Trompete am besten mit einem Glas Milch geschmiert funktioniert und es kein Akt ist, eine Piccolo oder gar ein Mikrofon aus dem Kästchen (kein Hut) zu zaubern. Regisseur Daniel Finkernagel hat hier Musik und Zauber miteinander verwoben, ohne die Musik zu schmälern oder ihr den Wert abzuknapsen; eigentlich war es eher eine Verbeugung vor der großen Musikkunst, bis hin zum Potpourri bekannter Mozart-Top Five für das Finale, die der Magier gekonnt aus dem Gedanken einer "Freiwilligen" aus dem Publikum herauskitzelte. Hat es den Magier wirklich gebraucht? Wohl eher nicht - die Musik selbst hatte eine Magie, die eigentlich keine Unterstreichung benötigte.

Wayne Marshall, Leiter und Dirigent, erschien selbst als charismatischer und packender Dirigent, das erstklassige Orchester hätte auch für sich gewirkt. Dennoch verlieh die Zauberkunst dem Abend einen kleinen charismatischen Extrapunkt.

Unterhaltsam war dies allemal und entließ die Zuhörer beschwingt aus dem Saal.

(RP)
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