Rp-Serie Unsere Seelsorger (20) Engelbert Lentz Der Wegbereiter von Materborn

Kleve · Bis zu seinem Tod 1969 war Engelbert Lentz Pfarrer an St. Anna Materborn. Es war eine Zeit, in der sich der Klever Ortsteil sehr veränderte. Neben Häusern in Neubaugebieten, weihte er die Marienschule ein und sorgte für den Bau von zwei Kirchen.

KLEVE-MATERBORN Die drei Herren, zwei davon Ur-Materborner und einer jahrelang dort tätig, kamen geradezu ins Schwärmen, als sie von Pastor Engelbert Lentz und seiner großen Liebe, der traditionsreichen St.-Anna-Prozession, erzählten.

Der Pfarrer an St. Anna Materborn, von 1953 bis zu seinem Tod am 11. März 1969, wurde am 9. Juni 1906 in Ruhrort geboren und am 20. Dezember 1930 in Münster zum Priester geweiht. Er war zunächst Kaplan in Gelsenkirchen-Horst, 1933 Kaplan in Telgte, dann 1940 Kaplan in Rheinhausen, St. Peter, von 1943 bis 1945 im Militärdienst und anschließend in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, dann 1947 Kaplan in Kamp-Lintfort, St. Josef, bis er 1953 Pastor in Materborn wurde.

Pfarrer em. Ernst Geerkens (86) hat ihn erlebt, als er selbst Kaplan in der Klever Unterstadtkirche war. Pastor Lentz war Initiator zum Bau zweier Kirchen, der Herz-Jesu-Kirche in Reichswalde (Grundsteinlegung November 1955, Weihe November 1956) und der neuen Materborner Kirche, die inzwischen abgerissen wurde, (Grundsteinlegung Juli 1964, Weihe Juli 1966). Pfarrer Geerkens wurde 1969 sein unmittelbarer Nachfolger als Hirte in Materborn. Auch Pastor Lentz war wie er Schönstattpriester.

Eine andere Erfahrung, vor allem durch seinen Vater Heinrich Thissen, der im Kirchenvorstand und Rendant war, hat Norbert Thissen (77) mit Pastor Lentz gemacht. "Er war ein hervorragender Seelsorger, sehr streng und korrekt", sagt er. So hat er die Jugend zusammengehalten und legte großen Wert darauf, dass der junge Norbert und seine Freunde aus der katholischen Jugend bei allen kirchlichen Anlässen mit der Fahne vertreten waren. Worauf er ebenfalls großen Wert lag, war die Ehevorbereitung. Es war seine persönliche Sache, ebenso wie die Haussegnung während der Bauwelle in Materborn.

In den 50er Jahren wurde Schornsteinfegermeister Theodor Brauer (90) vom Pastor beauftragt, ein Dohlennest im Pfarrhauskamin zu entfernen. Als Theodor Brauer einige Dachziegel brauchte, kam unter dem Stapel der Dachpfannen die wertvolle Materborner Pfarrchronik zutage. Von der dominierenden Haushälterin Elisabeth Lentz, einer Zwillingsschwester des Pastors, gab es zum Dank Kakao mit Plätzchen. Theodor Brauer weiß, dass Pfarrer Lentz Mitglied in zahlreichen Materborner Vereinen war, dass vom Heimatverein, dessen Gründung er 1963 unterstützte, der erste Blumenschmuck in die neue Kirche kam und die Palmstocktradition nach dem Krieg in Materbon wieder eingeführt wurde.

Er hat sich für den Namen "Marienschule" stark gemacht und diese eingeweiht und einen katholischen Kindergarten in der ehemaligen Außenschule (Schweizer Straße) eingerichtet, wissen die Zeitzeugen zu berichten.

Sein ganz großes Anliegen war die Anna-Verehrung und die St.-Anna-Prozession. Im Jahr 1954 säumten am Straßenrand vom Altar an der Königsallee bis zum zweiten Altar am Materborner Kreuz etwa 4000 Menschen den mit Fahnen und Maien geschmückten Prozessionsweg. Erst nach dem Schlusssegen in der Alten Kirche wurde die Materborner Kirmes eröffnet und der dritte Altar sofort abgebrochen, weil dort eine Fischbude Platz finden musste.

(RP)
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