Niederrhein Den Körper schwingen lassen

Niederrhein · Türchen Nummer 21: Der Dinslakener Chor DIN A Capella hat sich dem Chorgesang ohne Instrumentalbegleitung verschworen. Dabei steht eine besondere Singmethode im Mittelpunkt.

Niederrhein: Den Körper schwingen lassen
Foto: Reimann

Sie wollen es anders machen. Einfacher könnte man sagen, doch ganz so einfach ist es eben nicht, wenn man ganz ohne Begleitung von Instrumenten singt. DIN A Capella nennt sich der Chor aus Dinslaken, der sich mit nur einem "p" schreibt, sich aber mit vollem Herzen dem A-cappella-Gesang verschrieben hat.

"Wenn neben dem Chor ein Pianist spielt, kann man viel verbergen", sagt der erst 20-jährige Chorleiter Robin Uhlig. "A cappella ist eine zusätzliche Herausforderung für einen Chor." Doch das Schöne daran: Man hat gemeinsame Erfolgserlebnisse.

So wie 2010 zum Beispiel, als der Chor im Rahmen von Ruhr.2010, als Essen für das Ruhrgebiet als europäische Kulturhauptstadt antrat, im Gelsenkirchener Stadion sang. 60.000 Sängerinnen und Sänger hatten sich für ein Weltrekordsingen "auf Schalke" zusammengefunden - mit dabei waren auch die Dinslakenerinnen.

Doch auch im kleine Rahmen versucht der Chor immer wieder, Besonderes auf die Beine zu stellen. So tritt die Gruppe bei Konzerten auch mal in Kleingruppen auf, die sich in verschiedenen Ecken des Raumes verteilen und so das Publikum mit Einlagen aus verschiedenen Richtungen überraschen. Oft bauen die Mitglieder zwischen den Liedern kleine Wortbeiträge ein und berichten den Zuhörern, woher der Minnegesang kommt oder was den Künstler ausmacht, von dem das nächste Lied ist.

Im Jahr 2001 gründete sich der Chor auf Initiative von sieben Frauen via Zeitungsanzeige. Mit 15 interessierten Sängerinnen startete dann das Chorleben. Inzwischen hat sich die Mitgliederanzahl verdoppelt. Viel mehr wollen sie auch gar nicht werden, sagt Birgit Uhlig (47), Gründungsmitglied und bis vor kurzem Chorleiterin. "Wir haben uns die Obergrenze von 35 gesetzt", sagt sie. Und ihr Sohn, der derzeitige Chorleiter, fügt hinzu: "Bei Proben wird es sonst unübersichtlich." Schon jetzt macht der Chor ein Mal im Monat eine halbe Stunde früher Schluss, damit sich alle in Ruhe unterhalten können. Hinzu kommen regelmäßige Chorausflüge, gerne erinnert sich der Chor an das Wochenende auf Schloss Baum, bei dem nicht nur intensiv an der Musik gearbeitet wurde: "Wir hatten das ganze Schloss für uns, haben gesungen und hatten sogar ein Lagerfeuer", sagt Heide Fischer (55). "Das war wirklich toll", fügt Birgit Uhlig hinzu.

Doch auch bei der wöchentlichen Chorprobe in Bruckhausen arbeiten die Mitglieder diszipliniert an ihren Stimmen. Und das auf besondere Art: mit der Lichtenberger Methode. Dabei soll der Klang im Körper besonders wahrgenommen werden. "Das ganze Gewebe wird dem Gesang zur Verfügung gestellt. Die Knochen und das weiche Gewebe, alles kann dann schwingen", erklärt Birgit Uhlig, die die Methode fünf Jahre lang berufsbegleitend studiert hat und bis vor Kurzem den Chor mit passenden Übungen unterrichtete. Da sangen die Mitglieder schon mal im Liegen oder stellten sich beim Singen vor, wie ein Wasserfall ihre Kehle runter floss. "Das Tolle ist, dass man das ganz schnell spürt", sagt Sängerin Lydia Link (52).

Auch sprachlich probiert der Chor immer wieder Neues aus: "Wir machen vor keiner Sprache Halt, auch nicht vor Deutsch", scherzt Birgit Uhlig. Ob Afrikaans oder Russisch, alles wird versucht. Auch wenn nicht immer alle Chormitglieder die Aussprache auf Anhieb hinbekommen. Doch dann wird zusammen gelacht. Und dabei unterscheidet sich der Chor nicht im Geringsten von anderen Gruppen.

Auf den Facebookseiten unserer Redaktionen finden Sie ein Weihnachtsvideo vom Chor, zum Beispiel unter RP Kleve oder über die Adresse www.facebook.com/rp.kleve

(mre)
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