Kleve Das Klever Land im Aquarell

Kleve · Paul Theissen, der 2015 hundert Jahre alt geworden wäre, porträtierte die Landschaft des Niederrheins. Haus Koekkoek zeigt jetzt die Aquarelle des Malers und Mitglieds vom Niederrheinischen Künstlerbund. Sonntag ist Eröffnung.

 Nächtlicher Blick von Paul Theissen von Spyck auf Kleve.

Nächtlicher Blick von Paul Theissen von Spyck auf Kleve.

Foto: Gottfried Evers

Die Sonne bricht durch den Dunst, der träge über Himmel und Landschaft liegt. Noch wärmen die Sonnenstrahlen nicht, die durch die diesige Stimmung auf den grünen Fluss-Segler scheinen, der irgendwo am Rhein festgemacht ist. Auf einem anderen Bild hängt grauer Himmel über die tief geduckte Landschaft. Wolken türmen sich. Grau in Grau. Ein Unwetter bahnt sich an, vielleicht grollt bald Donner über die flache Landschaft.

 Frisch renovierte Ausstellungsräume für Paul Theissen mit neuer Wandfarbe, neuem Licht und neuer Bodenfarbe.

Frisch renovierte Ausstellungsräume für Paul Theissen mit neuer Wandfarbe, neuem Licht und neuer Bodenfarbe.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Grau in Grau ist der Himmel dort über dem Kalflack - und doch schön. Irgendwie leicht wirkt der Himmel auf dem Bild, das Paul Theissen aufs Papier setzte. Akribisch wie ein Öl- oder Acrylgemälde, doch leicht in der Farbigkeit des Aquarells und in der Stimmung, die es ausstrahlt. Es ist diese Stimmung einer angehaltenen, vielleicht schon vergangenen Leichtigkeit einer Landschaft, die im Mittelpunkt der 72 Bilder und vielen Zeichnungen in der Herbstausstellung im Haus Koekkoek steht, die am morgigen Sonntag, 20. September, 11.30 Uhr eröffnet wird. Sie ist dem Maler und Illustrator Paul Theissen gewidmet, der die Landschaft des Niederrheins lieben lernte, nachdem er, 1915 in Essen geboren, 1942 in Kleve heimisch wurde. Die Bilder entstanden zwischen 1950 und 1980.

Schon 1946 wurde er nach der Flucht aus der Kriegsgefangenschaft in den Niederrheinischen Künstlerbund aufgenommen, saß neben Hanns Lamers und Achilles Moortgat am langen Tisch bei den Treffen der Klever Künstler. Er, der immer Maler werden wollte und mit 17 die Folkwang-Schule in Essen besuchte. Dann aber "Schildermaler" werden musste, um Mutter und Geschwister zu unterhalten. Ab 1937 arbeitete Theissen als Illustrator beim Bildgut-Verlag in Essen und schuf Bilder zu Kinderbüchern. Arbeits- und Kriegsdienst machten endgültig den Traum vom Kunststudium zunichte. In Kleve porträtierte er als Maler unter anderem den Niederrhein, gab lange Jahre dem Kalender für das Klever Land mit seinen Illustrationen ein Bild. Theissen fuhr mit dem Fahrrad, später mit dem Auto durch die Lande. Er suchte und fand die Motive für seine Bilder, die Idee der vielleicht auch historisierenden Ansicht, er fand die Idyllen, die die Landschaft auch heute noch bereithält. Die Bild-Ideen zeichnete er vor Ort in den Skizzenblock, warf Kompositionen mit dem Bleistift aufs Blatt, das er mit nach Hause nahm, um dort im Atelier aus der flüchtig bis akribisch aufgezeichneten Komposition das Bild zu machen. Das lässt sich in der Ausstellung erleben. Denn Ursula Geisselbrecht, die künstlerische Leiterin des Hauses, hat mit Christiane Theissen, der Schwiegertochter des Malers, auch die Zeichnungen ausgesucht, die in den Vitrinen liegend von der Spontaneität erzählen, von der vor Ort entstandenen Bild-Idee, die später detailliert ausgeführt wurde. So wie die Skizze der Bahnquerung im Forstgarten mit schnellen Strichen auf Blatt geworfen ist. Das ausgeführte Bild hängt unmittelbar darüber.

Heute sind diese Bilder Erinnerungen an die Landschaft. Wie der Blick über die Bahnstrecke auf das am frühen Abend noch spärlich beleuchtete Kleve. Ein Nachtbild, in das die Signalanlage der Bahn ein buntes Ausrufezeichen setzt. Viele der Motive lassen sich sofort einordnen. Aber viele lassen sich nicht mehr genau einordnen, weil Theissen sie nicht datiert und nicht beschrieben hat. Deshalb bittet Ursula Geisselbrecht alle Besucher, sich bei der Aufsicht zu melden, wenn sie wissen, wo das genaue Motiv liegt. "Schön fände ich es auch, wenn uns Besucher Fotos mitbringen, wenn sie auf einer Radtour das Motiv entdeckt haben. Dann kann man vergleichen, wie es früher war und wie es heute aussieht", sagt sie.

(RP)
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