Kleve Damit Studenten eine Bleibe finden

Kleve · An der Hochschule Rhein-Waal helfen junge Tutoren den Studienanfängern bei ihren alltäglichen Problemen. Der Bedarf ist extrem hoch, denn der Mangel an Wohnraum stellt gerade ausländische Studenten vor große Probleme.

 Tutorin Viktoriia Sakun (l., 26) und ihr Teamkollege Michael Müller (r.,25) helfen den beiden Studenten Abainav Srirastava (Mitte links) und Vinekananda Rao, bei der Orientierung rund um den Campus.

Tutorin Viktoriia Sakun (l., 26) und ihr Teamkollege Michael Müller (r.,25) helfen den beiden Studenten Abainav Srirastava (Mitte links) und Vinekananda Rao, bei der Orientierung rund um den Campus.

Foto: Gottfried Evers

Wenn Michael Müller Sprechstunde hat, ist sein Büro rappelvoll. Als Tutor der Hochschule Rhein-Waal ist er erste Anlaufstation für Studenten bei nahezu jeder Art von Problem - von Schwierigkeiten mit dem Lehrplan, bis hin zum Ausfüllen von Formularen. Doch ein Problem stellt den 25-Jährigen und seine 13 Teamkollegen am Hochschul-Standort Kleve schon seit längerer Zeit vor schwierige Aufgaben: der Mangel an Unterkünften für Studenten. "Im Jahr erreichen uns rund 1000 E-Mails in Sachen Wohnungssuche", sagt Müller. "Und pro Stunde kommen etwa zehn Studenten in unser Büro, die noch keine Bleibe haben." Und jeder Einzelne werde angehört.

Rund 6000 Studenten beherbergt die Fachhochschule an ihren beiden Standorten, mehr als zwei Drittel in Kleve, der Rest in Kamp-Lintfort. Rund 30 Prozent davon kommen aus dem Ausland. In den drei Wohnheimen, die vom Studentenwerk Düsseldorf betrieben werden, finden jedoch nur insgesamt 275 Klever Studenten Platz. Selbst die zwei zusätzlichen Wohnhäuser mit insgesamt 90 Plätzen, die zum kommenden Wintersemester fertiggestellt sein sollen, werden den Wohnungsmarkt nicht sonderlich entspannen. "Wir werden weiterhin nicht ausreichend Wohnraum zur Verfügung haben", sagt Hochschul-Wohnungsbeauftragte Petra Hübers. "Nicht nur in Uninähe, sondern in der ganzen Stadt ist es für Studenten sehr schwer, etwas Bezahlbares zu finden." Die Warteliste sei enorm lang, Chancen für Bewerber vor dem nächsten Wintersemester ausgeschlossen. Auch in den umliegenden Städten wie Goch, Kevelaer oder Geldern werde der Wohnraum knapp - Wohnorte mit optimaler Bahnanbindung seien ebenso heiß begehrte Mangelware.

Besonders für ausländische Studenten - mit insgesamt 90 Nationen auf dem Campus vertreten - ist es schwierig, den Wohnungsmarkt zu überblicken und rechtzeitig zum Semesterstart ein Zimmer zu finden. "Einige Studenten standen mit gepackten Koffern vor unserer Tür und wussten nicht weiter", sagt Hochschul-Sprecherin Christin Hasken. "Gerade Spätankömmlinge, die zusätzlich noch Probleme mit ihrem Visum haben, wissen gar nicht, wo sie suchen sollen." In diesen Fällen schreiten die Tutoren ein. "Wir nutzen private Kontakte oder helfen bei der Suche im Internet", sagt Tutorin Viktoriia Sakun. Möglichkeiten bieten Online-Plattformen wie "WG-gesucht", Aufrufe bei Facebook (etwa in der Gruppe "Non official Kleve Housing Centre"), Zeitungsanzeigen oder ein Bekannter, der übergangsweise ein Zimmer frei hat - das "Welcome Centre" der Hochschule habe bisher fast jeden Studenten unterbringen können.

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Foto: Thomas Hartmann

Auch bei alltäglichen Angelegenheit geben die Tutoren den ausländischen Studenten Hilfestellung, etwa beim ersten Einkauf in einem deutschen Supermarkt, bei Ämter-Formularen oder bei der Eröffnung eines Kontos. "Es ist wichtig, dass die Neuankömmlinge diese Hürden überwinden und ihre Berührungsängste mit der Bürokratie abbauen", sagt Michael Müller, der in zwei Jahren als Tutor auch schon einige Extremfälle erlebt hat. "Erst vor wenigen Wochen stand ein verzweifelter Student aus Nigeria jeden Tag bei uns im Büro und wusste nicht, wo er schlafen sollte." Über Couch-Surfing-Angebote, die inzwischen in Kleve sehr verbreitet sind, konnte er zumindest vorerst untergebracht werden. Auch die Behördengänge erledigte der Nigerianer gemeinsam mit den Tutoren. Ein anderer Student wurde von seinem Vermieter durch überhöhte Internetrechnungen um viel Geld betrogen. "Zwar können wir da keine Rechtsberatung geben", sagt Müller, "aber wir haben uns intensiv damit beschäftigt und anhand der Rechnungen nachweisen können, dass dem Studenten hier Unrecht getan wurde."

Leichter werde der Tutoren-Job an der noch jungen Hochschule in Zukunft nicht. "Die Studenten werden auf die Platznot reagieren und sich mittelfristig besser auf die umliegenden Städte verteilen", sagt Viktoriia Sakun. "Und bis dahin werden wir sie weiterhin so gut wie möglich unterstützen."

Infos zu den Tutoren im Internet unter www.hochschule-rhein-waal.de

(RP)
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