Kreis Kleve Crowdfunding für den eigenen Roman

Kreis Kleve · Jasmin Jülicher (27) aus Straelen hat einen Steampunk-Roman geschrieben. Covergestaltung, Layout und Lektorat hat sie selbst bezahlt. Per Crowdfunding will sie jetzt das Geld für den Druck zusammenbekommen.

Kreis Kleve: Crowdfunding für den eigenen Roman
Foto: Seybert Gerhard

Was ist das für ein Gefühl, wenn man seinen Namen auf dem Cover eines Buches sieht? "Es ist auf jeden Fall extrem seltsam", sagt Jasmin Jülicher. Das Cover ist genau so, dass die Straelenerin in der Buchhandlung sofort zugreifen würde. Doch es wird noch eine Weile dauern, bis sie das komplette Werk in den Händen halten wird. Um den Druck zu finanzieren, hat sie eine Crowdfundingaktion angestoßen.

Auf der Internetplattform Visionbakery können alle Leute, die möchten, dass das Buch gedruckt wird, Geld einzahlen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man findet das Projekt einfach toll und spendet, oder man bestellt sich quasi ein Buch im exklusiven Hardcoverformat und hinterlegt dafür Geld. Das Crowdfunding funktioniert ohne Risiko. Kann das Projekt nicht umgesetzt werden, weil zu wenig finanzielle Unterstützung zusammenkommt, kriegen die Spender ihr Geld zurück. Bis zum 23. Juli läuft die Aktion. Zielmarke: 1900 Euro.

"Man stellt sich das so einfach vor, du schreibst ein Buch und veröffentlichst das", beschreibt Jasmin Jülicher, was ihr so durch den Kopf ging. Tatsächlich sei das Schreiben der 320 Seiten noch relativ schnell gegangen. Danach brauchte sie vor allem eines: Geduld.

Zwei kleine Verlage interessierten sich für ihre Unterwassergeschichte im Steampunk-Genre. Ein Krimi ist es geworden, nachdem sie mehr durch Zufall ein Krimiseminar besucht hatte und sie das Schreiben regelrecht gepackt hatte. Ihr Held in der Geschichte ist Alexander, der Hüter. Er soll den Menschen in der Unterwasserwelt Biota im Jahr 1888 das Gefühl von Sicherheit geben. Das dürfte eigentlich kein Problem sein, denn vor dem Umzug in diese Welt sind die Menschen einer Art Gehirnwäsche unterzogen worden, bei der auch alles Böse ausgelöscht werden sollte.

Allerdings spricht das Cover des Buches eine andere Sprache. Zu sehen ist ein blutverschmiertes Skalpell. Es geschieht tatsächlich ein Mord. Das, was nicht hätte passieren dürfen. Alexander will ermitteln, bekommt aber jede Menge Gegenwind und er wird misstrauisch. Hilfe hat er durch die junge Biologin Nic. Die beiden tauchen auch in den Folgebänden auf. Insgesamt vier hat Jasmin Jülicher geplant.

Sie ist übrigens selbst studierte Biologin und möchte bald ihren Doktor machen. Die Forschung, die fehle ihr schon, sagt die 27-Jährige. Und sie will neben dem Schreiben nicht auf die Promotion verzichten: "Jetzt wo die Weichen gestellt sind, würde ich schon gerne etwas mit meinem Studium anfangen", sagt sie lachend. "Die Weichen", das heißt: Zwei Verlage hatten Interesse an ihren Erstlingswerk "Der Hüter-Stadt der Tiefe" gezeigt. Schnell machte sich aber Ernüchterung breit. "Die Antwort des Verlages hat sich immer weiter verzögert, und als ich die korrigierte Fassung zurückbekam, waren mehr Fehler drin als vorher", sagt Jasmin Jülicher.

So wollte sie ihr Buch keineswegs auf den Markt bringen und kümmerte sich selbst um alles. "Ein teurer Spaß", stellt sie fest. 3500 Euro ihrer Ersparnisse gingen für professionelles Lektorat plus Satz und Layout drauf. Dafür bekam sie wertvolle Tipps, eine korrigierte Fassung zurück, und auf einigen Seiten ihres Buches tummeln sich künstlerisch Tintenfisch-Arme oder ein Kabeljau.

600 Euro zahlte sie an die Coverdesignerin und ist hellauf begeistert. "Ich hatte keine Vorstellungen, habe ihr nur das Exposé gegeben und ein paar diffuse Anweisungen", sagt Jasmin Jülicher. "Und nun sieht das Cover genau so aus, wie ich es mir vorgestellt habe." Immerhin sei das das Aushängeschild: Das was den Leser als allererstes anspringt. "Es ist fast das Wichtigste."

Auf die ersten Reaktionen von Leuten, die nicht Freunde oder Familie sind, ist sie gespannt. Einige Blogger sind gerade dabei, den ersten Band von "Der Hüter" zu lesen. Und weil sie so in Schreiblaune war, hat sie gleich noch einen Jugendroman hinterhergeschoben, der, wie kann es anders sein, in einer alternativen Unterwasserwelt spielt.

(RP)
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