Kleve Collegium Rhenanum mit Bachs h-Moll-Messe

Kleve · Bei diesem Konzert stimmte einfach alles: Ein großartiger Chor, glänzende Gesangs- und Instrumentalsolisten, ein hellwaches, sensibel musizierendes Orchester - und ein Dirigent, der sowohl den großen Bogen als auch die unzähligen herrlichen Details im Blick hatte. In der gut besuchten Christus-König-Kirche Kleve brachte das Bach Collegium Rhenanum unter der Leitung von Hans Linnartz eine grandiose Aufführung von Johann Sebastian Bachs Messe in h-Moll auf die Bühne.

Das Ensemble aus Profi- und Laienmusikern, das regelmäßig Bachkantaten in kammermusikalischer Besetzung aufführt, war für das opulente Werk zu entsprechender Größe angewachsen. Hans Linnartz, Alte-Musik-Spezialist mit schier unerschöpflicher Energie und Liebe zu Bachs Musik, hatte sich das ambitionierte Projekt quasi selbst zum achtzigsten Geburtstag geschenkt. Er konnte stolz auf sich und seine Musiker sein.

In seiner h-Moll-Messe vertont Bach den Text der lateinischen Liturgie zu einem über zweistündigen Werk. Doch es wurden keine Längen spürbar: Die bis auf zwei kurze Stimm- und Verschnaufpausen ohne Unterbrechung aufgeführte Messe war durchglüht von Spannung und Leben.

Wunderbar festlich die von virtuosen Trompeten überstrahlten Dur-Sätze wie der Beginn des Gloria und die Passagen über die Auferstehung Christi. Doch Linnartz und sein Ensemble loteten auch die dunklen und abgründigen Seiten des Werkes aus. Gänsehaut erzeugten Chor und Orchester etwa im Gloria bei "Qui tollis peccata mundi", als man die Last der Sünden buchstäblich auf den Schultern fühlte, oder in den sphärisch-düsteren Harmonien, mit denen Bach im Credo die Fleischwerdung und Kreuzigung Jesu vertont.

Einen ähnlich magischen Moment erlebte man am Ende des Credo, als zwischen den freudig vorwärtsstürmenden Passagen plötzlich die Zeit stillzustehen schien ("Et expecto resurrectionem mortuorum") und man schaudernd in die Tiefe blickte.

Auch die Soloarien und Duette, begleitet von stets brillanten Instrumentalsoli, ließen keine Wünsche offen. Die kernigen, schlanken Sopranstimmen von Karin Schulte und Marjon Strijk waren sowohl solistisch als auch im Duett ein Genuss. Ebenso gerne hörte man Merel van Schies metallisch-herbem Alt zu.

Adrian Fernandes gab einen angenehm unprätentiösen Tenor, Janko Fraanje überzeugte mit tiefglänzendem Bass. Die Tempoübergänge und Schlussritardandi gelangen präzise und hochkonzentriert - nichts wackelte oder blieb dem Zufall überlassen.

So erhob sich schließlich das gebannt lauschende Publikum einhellig zu einem nicht enden wollenden Applaus.

(RP)
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