Kalkar "Betten frei" für Flüchtlinge in Kalkar

Kalkar · Neben den beiden Unterkünften am Schafweg und am Deichweg hält die Stadt Kalkar auch 52 Wohnungen für Asylbewerber vor. 15 davon stehen derzeit allerdings leer. Wann Neuzuweisungen kommen, ist nicht abzuschätzen.

 Zwei Flüchtlinge radeln zu der Unterkunft am Schafweg.

Zwei Flüchtlinge radeln zu der Unterkunft am Schafweg.

Foto: Gottfried Evers

Die Stadt Kalkar hält 15 Mietwohnungen auf Halde, um für eventuell demnächst wieder zugewiesene Flüchtlinge gewappnet zu sein. Fachbereichsleiter Andreas Stechling versicherte den Mitgliedern des Ausschusses für Bürgerbeteiligung und Gemeinwesen sowie den Zuhörern in der jüngsten Sitzung, dass für die Wohnungen ortsübliche Mieten gezahlt würden. "Nicht Phantasiepreise von zwölf oder mehr Euro wie in vielen Großstädten." Dennoch zeigten sich einige Männer und Frauen aus der Runde betroffen über diese Nachricht, denn die Haushaltssituation der Stadt Kalkar ist bekanntlich mehr als angespannt.

"Wir befinden uns da in einem Dilemma", sagte Stechling. Natürlich würde man sich diese Kosten lieber sparen, aber niemand wisse, wann der nächste Schub Asylbewerber eintreffe. Fachleute gingen davon aus, dass damit ab Mitte des Jahres zu rechnen sei - und was, wenn dann keine Wohnungen für sie frei wären? Die Mehrzweckhalle in Wissel stehe nun einmal nicht mehr zur Verfügung; im Ferienpark hat die touristische Saison begonnen.

Kalkar werde zurzeit noch geschont, weil Kommunen, die Landeseinrichtungen beherbergt haben, wie die in Wissel eine war, noch für Monate nach Auslaufen des Vertrags offenbar Zeit zum Durchatmen bekommen sollen. Allzu lange werde diese Phase vermutlich nicht mehr anhalten. Auch mit den bereits in Kalkar lebenden 164 Flüchtlingen, die in den Einrichtungen am Deichweg und am Schafweg sowie in 37 Wohnungen untergebracht sind, habe die Stadt genügend zu tun und hohe Kosten obendrein: Von 1,22 Millionen Euro, die für die zugewiesenen Menschen im Jahr 2015 aufgebracht werden mussten, hat das Land 785 000 Euro erstattet, blieb also ein Defizit von 435 000 Euro zulasten des städtischen Etats. Die Kosten für die Landeseinrichtung trug das Land alleine.

Obwohl die Balkanroute seit Februar dicht ist und über Land kaum mehr Flüchtlinge nach Deutschland geraten, rechne das Innenministerium nach wie vor auch für das Jahr 2016 mit rund 1,1 Millionen Flüchtlingen - die zu verteilen sind. Stechling erklärte weiter, dass etwa ein Drittel der Flüchtlinge (solche mit guter Bleibeprognose, die bald dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen könnten) nicht mehr im Asylverfahren sind, sondern jetzt nach SGB II (Hartz IV) behandelt werden. Stechling sagt: "Jetzt muss die tatsächliche Integration erfolgen."

Wofür sich ganz überwiegend Ehrenamtler einsetzen, die zum Beispiel in der Gruppe "Kalkar hilft" engagiert sind. Sie haben die Menschen in der Landesunterkunft mit Kleidung unterstützt, Möbel und Kinderspielzeug gesammelt, inzwischen geht es überwiegend um das Sprachcafé, um Begleitung zu Ämtern und Ärzten oder um Hilfe bei der Fahrrad-Restaurierung. Eine Patenschaftsinitiative freut sich über weitere Mitstreiter.

Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz sagte mit Blick auf die Kreisverwaltung, die dies, darin von der CDU-Mehrheitsfraktion unterstützt, bislang ablehnt, die Kommunen bräuchten dringend ein kommunales Integrationszentrum zur Koordination der Aufgaben. Andere äußerten, der Sachverstand gehöre in die Kommune vor Ort. Richtig sei in jedem Fall, dass die Ehrenamtler, die am Rande ihrer Belastbarkeit arbeiteten, mehr Unterstützung von Hauptamtlichen bräuchten.

"Nur, wenn wir uns der Menschen gemeinsam mit großem Einsatz widmen, wird unser Zusammenleben weiterhin relativ problemlos funktionieren", betonte Viktor Weyers von der Hilfsinitiative in der Nicolaistadt.

(RP)
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