Kleve Barrierefrei durch die Klever City

Kleve · Der Planungsspaziergang "Barrierefreie Innenstadt Kleve" führte an neuralgische Punkte in der City. NIAG baut neuen City-Bus für Kleve, der zwei Rollstuhlfahrer aufnehmen kann. Ziel: Leitfaden für den barrierefreien Ausbau der City.

Kleve: Barrierefrei durch die Klever City
Foto: Evers, Gottfried (eve)

Zwei Zentimeter können zur Barriere werden, zum unüberwindbaren Hindernis. "Wenn wir eine Kante haben, die höher ist und nicht abgeschrägt, haben wir ein Problem", sagt Dr. Alexander Eckert. Der einstige ärztliche Leiter der LVR-Klinik Bedburg-Hau sitzt seit Jahrzehnten im Rollstuhl - und stand mit seinen präzisen Aussagen beim Planungsspaziergang "Barrierefreie Innenstadt Kleve" immer wieder im Zentrum der Diskussion. Behindertenvertreter, Behinderte, Vertreter der Stadt und vor allem Mitglieder des Generationenausschusses hatten sich mit Mitarbeitern des Büros "Plansocietät" getroffen, um bei diesem zweistündigen Gang durch die City neuralgische Punkte kennenzulernen und die Stadt künftig behindertengrechter umgestalten zu können.

Die Diskussion zeigte auch, wie schwierig es ist, eine Innenstadt behindertengerecht anzulegen. Denn während für den Rollstuhlfahrer eine zwei Zentimeter hohe Kante Barriere ist, ist sie für den Blinden zu niedrig, als dass er sich mit seinem langen weißen Blindenstock als "Sehhelfer" dort entlangtasten könnte. Da braucht's mehr. Besser noch: eine klar erkennbare Markierung mit in der Mitte geriffelten Steinen, wie sie jetzt am Opschlag entlang der Volksbank eingebaut werden sollen. Ein weißes Band, möglichst von dunkleren Steinen abgehoben hilft Sehbehinderten, die geriffelte Spur in der Mitte führt den Blindenstock.

Es ist ein langer Weg, auf den sich die Stadt Kleve begeben hat, eine barrierefreie Innenstadt zu bekommen. Zumal in der Kreisstadt noch die topographischen Besonderheiten, jene Schief- und Schräglagen, die steilen Anstiege mitten in der City Richtung Burg- und Kirchberg, auf den Heideberg, hinzukommen. Eigentlich das, was den Charme der Stadt ausmacht. Doch gerade in den Gassen sind die Bürgersteige oft zu schmal. Dann kann ein Telekom-Kasten neben dem Haus für den Rollstuhlfahrer das Ende der Reise bedeuten, wie Eckert am Kloppberg anzeigte.

Traute Arnold begrüßte den City-Bus, ohne den sie mit ihrer Gehhilfe kaum die Stadt hinauf könne. Dieser Bus sei für behinderte Menschen wichtig, betonte sie. Zugleich bemängelte Arnold aber den fehlenden Platz in den Bussen für Rollstuhlfahrer und Rollatoren. Gut zu hören, dass die NIAG bei Mercedes einen Bus bauen lässt, der zwei Rollstuhlfahrer aufnehmen kann. Es sei eines der ersten Fahrzeuge, die dafür zugelassen werden, erklärte Stephan Kreth von der NIAG. Der Wagen soll Anfang 2016 seinen Dienst aufnehmen.

Behinderten-Parkplätze gebe es genügend in der Stadt, hieß es aus der Gruppe. Aber, so zeigte Christian Bexen, Raum- und Verkehrsplaner bei der Plansocietät, auf: Wer sein Auto abgestellt hat, wird danach alleine gelassen. Es fehlen Schilder - wo geht es zur Innenstadt, sind die Wege dorthin für Behinderte zu meistern, gibt es Treppen, Steigungen?

Ziel der Planung für eine barrierefreie City soll ein Leitfaden werden, wie die Stadt in Zukunft verfahren sollte, damit die City nach und nach behindertengerecht wird. Dass beispielsweise künftig keine unnötigen Schrägen in den Gehsteig gebaut werden oder dass Leitlinien durch die City führen und die Schilder nicht vergessen werden.

(RP)
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