Kleve Bahnhof: Millionen Euro für Stückwerk

Kleve · Rund 2,5 Millionen Euro hat der neue Klever Bahnhof gekostet: Er sollte den direkten Übergang von Bahn zu Bus bringen. Doch die Züge halten weiterhin vor dem Bahnhofsgebäude und vor dem maroden, nicht standsicheren Dach.

 Bus und Bahn sollen sich am neuen Bahnhof (rechts) begegnen. Doch der Zug hält weiter am alten Dach. Für die umstrittene Treppe ist auch keine Lösung in Sicht.

Bus und Bahn sollen sich am neuen Bahnhof (rechts) begegnen. Doch der Zug hält weiter am alten Dach. Für die umstrittene Treppe ist auch keine Lösung in Sicht.

Foto: peter Graupner

Der Bahnhof in Kleve ist unfertiges Stückwerk. Teures Stückwerk, das im April 2016 eingeweiht wurde: 2,34 Millionen Euro hat der Halt für Bus und Bahn gekostet, 1,76 Millionen Euro schoss der kommunale Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) hinzu. Verhandelt hatten den Bahnhof Stadt und Bahnentwicklungsgesellschaft. Dabei haben sie wohl den Übergang zum Park&Ride-Parkplatz aus den Augen verloren als auch den Halt am neuen Dach und nicht zuletzt den konkreten Abriss des alten Daches: Denn nicht einmal die Nordwestbahn nimmt den neuen Halt an, die Züge stehen weiterhin vor dem maroden, mit Hilfsstützen abgesicherten dunklen Dach, das eigentlich abgerissen werden soll.

Zwar haben Politik und Verwaltungsspitze und Bürgermeisterin Sonja Northing mit großem Brimborium den neuen Zentralen Omnibusbahnhof, kurz ZOB genannt, eröffnet, doch wurde das Haltesignal für den Zug anscheinend nicht umgesetzt: Dass die Nordwestbahn weiterhin am alten Dach hält und den neuen Bahnhof ignoriert, hat seinen Grund: "Wir müssen an dem von der Deutschen Bahn aufgestellten Haltesignal anhalten. Und das steht an der selben Stellen, wie immer. Nur, wenn wir mehrere Züge zu einem langen Zug gekoppelt haben, steht der in Teilen auch vor dem neuen Klever Bahnhofsdach", sagt Nordwestbahn-Sprecher Maik Seete. Es sei Vorschrift, an diesem Signal zu halten.

Bei der Eröffnung wurde der Halt vor eineinhalb Jahren hoch gelobt: In seiner Anbindung an die Bahn habe der neue ZOB in Kleve eine vorbildliche Situation, sagte Martin Husmann, Vorstandssprecher des VRR zur Eröffnung.

Vorbildlich? Das sehen Pendler wie Tanja Pellen, die jeden Tag mit der Bahn gen Düsseldorf fahren muss, ganz anders. "Ich wohne in Rindern und bin darauf angewiesen, mit dem Auto zu fahren, da ich den Zug um 5.25 Uhr nach Düsseldorf nehme. Heißt für mich, dass ich zwischen 5.10 Uhr und 5.15 Uhr am Bahnhof bin. Zu der Zeit fahren ab Rindern noch keine Busse, also muss ich mit dem Auto fahren und den Pendlerparkplatz nutzen", schreibt sie. Der erste Ärger: Auf den ausgewiesenen Frauenparkplätzen stehen nicht nur Fahrzeuge, die von Frauen gefahren werden, weil ja "massenhaft" Schilder darauf hinweisen: "Nämlich genau eins!", hat sie gezählt.

"Und dann kommt ja noch die Treppe. Teilweise ist sie im Winter so spiegelglatt, dass ich dann lieber über die Gleise "kracksel" als mich der Gefahr auszusetzen, mir da den Hals zu brechen", schildert sie ihre Erfahrungen. Eigentümerin der Brücke ist die Bahn. Die habe, so erfuhr Pellen, ihre Streupflicht an die Stadt abgegeben, die wiederum einen Vertrag mit der Deutsche Bahn-Service gemacht habe. Pellen: "Schilda läßt grüßen".

Aus Sicht Pellens ist das Bahnsteigdach nicht nur undicht, sondern gefährlich, so provisorisch, wie das abgestützt sei: "Wahrscheinlich muss erst wieder etwas passieren, bevor mal endlich gehandelt wird", mahnt sie. Mit der abblätternden Farbe des Bahnhofs ergebe sich ein "malerisches Bild", schreibt Pellen. Das ist dann der nächste Schildbürgerstreich: Denn der Bahnhof kann nicht gestrichen werden, solange die Bahndachfrage ungeklärt ist, wie der Besitzer des Bahngebäudes im RP-Gespräch erklärt.

Das Dach über der noch schäbigen Bahnhofsgebäude-Rückseite wird vom nicht nur in Kleve typischen "Bahnhofsklientel" bei schlechtem Wetter als erweiterter Unterstand genutzt. Pellens Erfahrung: Die Menschen benutzen bei gutem Wetter die Treppe zum Park&Ride-Parkplatz zudem als Sitzgelegenheit. Den Pendler, so Pellen, erwarte dann auch noch ein Slalomlauf auf steiler Treppe.

Mit Blick auf den Bahnhof bleibt Pellen nur ein Stoßseufzer: "Ich bin gespannt ob ich es vor meinem Renteneintritt noch erleben darf, das sich am und um den Bahnhof herum etwas zum Positiven verändert. Das sind immerhin noch 20 Jahre." Unrecht hat sie nicht: Denn seit mehreren Jahren fordert die Politik von der Stadt vehement eine Lösung für die Treppe. Passiert ist nichts.

(mgr)
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