Kleve Ausverkauf am Aussichtsturm

Kleve · Der Niederländer Ernest van der Kwast las aus seinem Buch "Die Eismacher".

Das Areal rund um den Klever Aussichtsturm erfüllt etliche Voraussetzungen für ein stimmungsvolles Ambiente. Deutlich wurde dies erneut bei der Lesung des niederländischen Autors Ernest van der Kwast, die auf dem Plateau unter freiem Himmel stattfand. Auf Einladung von Ludger Kazmierczak, Leiter des Klever WDR-Büros, war der Schriftsteller gekommen, um seinen neuen Roman "Die Eismacher" vorzustellen. Der smarte van der Kwast, der im Nachbarland mittlerweile als begnadeter Schriftsteller gefeiert wird, schreibt in seinem Werk über eine Menschengruppe aus einem Tal in den Dolomiten. Es ist die Region, aus der die hiesigen Eisdielen-Besitzer stammen, die über Generationen hinweg die kalte Speise herstellen.

Kazmierczak moderierte die Lesung in gewohnter Qualität. Er schaffte es unter anderem, seinen Gast, der sich an mehreren Stellen in einen Rausch redete, immer wieder einzufangen. Die Gespräche zwischen den Vorträgen waren derart unterhaltsam, dass es das Buch für eine gelungene Veranstaltung nicht zwingend gebraucht hätte.

Als es ans Eingemachte ging wurde deutlich, dass der Roman autobiografische Züge aufweist. So gab es etwa Probleme mit dem Elternhaus als es um die Berufswahl ging. Statt etwas "Vernünftiges zu lernen" wurde sowohl dem Autor als auch seinem Protagonisten die Liebe zur Poesie zum Verhängnis.

Der Niederländer ist ein genauer Beobachter. So beschreibt er etwa die Produktion des Speiseeises derart detailliert und umfangreich, dass das Werk durchaus als Anleitung zur Herstellung dienen könnte. Bei seinem Vortrag konnte man an einigen Stellen den Eindruck gewinnen, van der Kwast hatte beim Schreiben zu wenig Satzzeichen zur Verfügung. So gab es einige Wortfolgen, deren Ende lange nicht in Sicht waren.

Die nackten Zahlen sprechen dafür, dass die Lesung und der Roman bei den Zuhörern am Aussichtsturm bestens ankamen. So hatte die Klever Buchhandlung Hintzen das Werk kartonweise mitgebracht. Schon während der Pause war es nahezu vergriffen. Ausverkauft hieß es am Ende der Gespräche. Dass es zu Hause nicht zu einer Produktenttäuschung kam, dafür sorgte der Niederländer auch im zweiten Teil.

Ein weiterer Grund für den Erfolg der Veranstaltung war, dass der Schriftsteller die Gespräche mit Moderator Kazmierczak als äußerst angenehm würdigte. Keine Phrasen, kein Geschwätz und vor allem keine Fragen, wie sie der Autor bei vorangegangenen Lesungen zu beantworten hatte. Welche aus der Serie: Sie schreiben hier auf Seite 41 . . ., was wollen Sie uns damit sagen? Van der Kwast blickt zurück: "Das war teilweise mühsam. So war es hier nicht, hier war's herrlich." Dem ist nichts hinzuzufügen. PETER JANSSEN

(RP)
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