Bedburg-Hau-Moyland Auf Hasenjagd im Museum Moyland

Bedburg-Hau-Moyland · Immer den Spuren nach, heißt es nicht nur Ostern im Schloss: Der Hase führt zu Beuys und lädt zu einem Hörstück im Familienraum ein. Meister Lampe erklärt darin die Kunst.

 Stürmt in Richtung Familienraum auf der Beuys-Etage: Der Hase, der den Beuys erklärt.

Stürmt in Richtung Familienraum auf der Beuys-Etage: Der Hase, der den Beuys erklärt.

Foto: Gottfried Evers

Zwei kleine Pfotenabdrücke vorne, leicht versetzt dahinter, breiter ausgetreten, zwei etwas dickere: Das ist ganz klar die Spur von Meister Lampe, dem gewöhnlichen Feldhasen. Hier hat Hase die Spur auf mattweißem Marmor gesetzt, der ganz Moyland in diffuses Licht hüllt. Lampe rennt in ziemlichem Tempo durch das Schloss, man sieht nur noch seinen Schatten an den Wänden. Er kennt sich aus, nimmt die Kurven im Galopp und ist schon hinter der nächsten Ecke verschwunden.

Also den Spuren folgen und nichts wie hinterher - wer so zielsicher durch die einst ins Dunkel führenden Flure und Gänge des Schlosses galoppiert, der kennt sich aus. Und der kann auch was erzählen, wenn er angekommen ist: Meister Lampe erklärt in Schloss Moyland den Beuys. "Findest Du es eigentlich komisch, dass Dir ein Hase die Kunst erklären will? Das ist nicht komisch, überhaupt nicht komisch. Joseph Beuys hat in einer Aktion dem toten Hasen die Bilder erklärt. Jajaa! Da lachst du - das darfst du auch, ohne Lachen ist die Kunst ja gar nicht auszuhalten ...", empfängt das Pelztier mit den langen Ohren seinen Gast.

Bedburg-Hau-Moyland: Auf Hasenjagd im Museum Moyland
Foto: Evers Gottfried

Lampe kann den Beuys gut erklären, denn einst hatte der Schamane vom Niederrhein ihm die Bilder und seine Kunst erklärt. Damals, vor einem halben Jahrhundert in der Galerie Schmela in Düsseldorf. Da hatte Joseph Beuys am 26. November 1965 Meister Lampe auf dem Arm und so begaben sich die beiden durch die kleine Galerie von Bild zu Bild. Die Zuschauer mussten draußen bleiben - sie konnten nur zusehen, wie Beuys, den Kopf vollständig mit Blattgold, Honig und Goldstaub bedeckt, und der tote Hase scheinbar miteinander erzählten. Lampe hat sich alles gemerkt, was Beuys ihm gesagt hat - und so kann er jetzt den Beuys erklären. Bei Hase dürfen alle zuhören, da muss der Besucher nicht draußen bleiben, wie damals bei Schmela, als die Gäste das stumme Schauspiel geboten bekamen.

Das Hörspiel "Joseph Beuys und der Hase" mit Meister Lampe ist einer der Höhepunkte in der neuen ständigen Einrichtung auf der Beuys-Etage von Schloss Moyland, das in Zusammenarbeit zwischen Museumspädagogin Nina Schulze, Linda König vom Landschaftsverband Rheinland und Drehbuchautorin Maria Riederer entstand. "Es ist eines unserer neuen Herzstücke", sagt Nina Schulze. Die Museumspädagogin strahlt zu Recht: Eigentlich auf Kinder und junge Erwachsene zugeschnitten, macht Meister Lampe auch Erwachsenen Spaß. Man muss aber etwas Zeit mitbringen. 20 Minuten dauert das Stück, in fünf Kapitel eingeteilt. Man muss nur den Kopfhörer überziehen, Hase erklärt auch Kunstwerke des Künstlers, dessen Capri-Batterie, jene Zitrone mit gelber Glühlampe, er macht Station am Hasengrab, das Telefon fehlt nicht (zwei Büchsen mit einer Schnur) und natürlich der Schlitten, der Beuys ganzes Werk durchzieht. Sprecher des Hasen ist Jonathan Schimmer. Später sollen an den Wänden in dem Turmkabinett, in dem das Hörspiel abrufbar ist, diese Werke auch zu sehen sein, verspricht Schulze. "Beuys war Hasomane", sagt Schulze und fügt an, dass sein Bentley einen gegossen Hasen als Kühlerfigur gehabt habe.

Bettina Paust, derzeit stellvertretende Direktorin, ergänzt: "Der Hase zieht sich durch das ganze Werk". Er sei ein gutes Mittel, Beuys' Arbeit und Ideen zu vermitteln und aufzuzeigen, welche Relevanz der Künstler hat. Mit dem Hörspiel könne man das schon spannend auch den jungen Besuchern im Schloss vermitteln. "Beuys ist hochaktuell", sagt sie.

Zusammen mit den Kommunikationsdesignern von "dasbuero", Ralf Puder und Leonie Barenbrock, hat Museumspädagogin Nina Schulze die Gestaltung der Einrichtung ausgearbeitet. Sie haben die Spuren über den Marmor gelegt und die Hasensilhouetten auf die Wand gesetzt, die den Weg zu Beuys zeigen.

Des Künstlers, der im Mittelpunkt des Hauses steht und den es zu erklären gilt. Das wird auch künftig interaktiv sein: Denn die schwarzen Wände, die auf den Galerien das Leben des Künstlers beschreiben, sind magnetisch. Dort lassen sich Ideen oder Gedankenfetzen zu Beuys während der Workshops der Museumspädagogik bestens anbringen. Doch zuerst heißt es: immer dem Hasen nach . . .

Das Museum Schloss Moyland sowie das Café sind Karsamstag, 15. April, Ostersonntag, 16. April und Ostermontag, 17. April in der Zeit von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am 16. und 17. April, jeweils um 15 Uhr, werden Führungen durch die neue Präsentation angeboten.

(RP)
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