Kleve Auf den Spuren des Märtyrers

Kleve · Neun Pfarrer und ein Diakon pilgerten zu den Stätten, an denen Karl Leisner spürbar wird.

 Eine Station war die Karl-Leisner-Begegnungsstätte.

Eine Station war die Karl-Leisner-Begegnungsstätte.

Foto: Gottfried Evers

Warum begeben sich neun Priester und ein Diakon auf einen Karl-Leisner-Pilgermarsch? Pfarrer Christoph Scholten (45) aus Kranenburg wusste eine Antwort: "Einmal, weil mir Karl Leisner persönlich ein großes Vorbild und ein Fürsprecher ist. Und zweitens, weil wir von den Schönstätter Priestergemeinschaften für geistliche Berufe, für Priester und Diakone, beten möchten."

Eine Station auf dem Pilgerweg war die Karl-Leisner-Begegnungsstätte auf der Flandrischen Straße. Hier wohnte die Familie Leisner seit 1929. Unter einer Kreuzdarstellung von Bert Gerresheim am Elternhaus des seliggesprochenen Märtyrers lautet eine Inschrift: Karl Leisner, gestorben am 12. August 1945, nach fünfeinhalb Jahren KZ-Haft, als Märtyrer des Glaubens, Seligsprechung am 23. Juni 1996, Vater Wilhelm gestorben am 13. Oktober 1964, Mutter Amalie gestorben am 19. Februar 1983."

Die Priester-Pilgergruppe war zum Marsch nach Kleve im Reichswald gestartet und erreichte das ehemalige Grab des Märtyrers auf dem Klever Friedhof. Dann gab es Nachmittagskaffee in der Begegnungsstätte und das obligatorische Rosenkranzgebet in der Küche des Elternhauses, gefolgt von einer Anbetungszeit und einer Heiligen Messe in der Klever Stiftskirche. Pfarrer Scholten wies auf das Thema des Pilgermarsches im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit hin: "Hier bin ich - Missionar der Barmherzigkeit." Jeder Tag, an dem gewandert wurde, stand unter einem bestimmten Leitwort. Pfarrer em. Theo Hoffacker (90) sagte als ältester Teilnehmer: "Es geht auf unserem Pilgermarsch um neue Leute, denn ohne die Jugend geht die Kirche kaputt. Wir haben uns vorgenommen, nicht nur zu beten, sondern auch für neue Priester und Diakone zu marschieren." Eigentlich stand auch eine Bootsfahrt auf der Niers auf dem Programm, die jedoch wegen des schlechten Wetters abgesagt werden musste. Pfarrer Hoffacker unterstrich auch die religiösen Begegnungen, unter anderem in Kevelaer, Marienbaum und Xanten. Für Diakon Holger Weikamp (53) aus Straelen ist Karl Leisner ein Vorbild, weil er mutig war, für den Glauben einzustehen, "auch wenn das Umfeld, wenn die Gesellschaft, die Politik, ihm eigentlich bedeutete, Gefahren auf sich zu holen." Gerade auch für seine Schüler am Kardinal-von Galen-Gymnasium in Kevelaer wäre Karl Leisner wie ein Schild, das darauf hinweise, wie ein sinnvolles Leben, versehen mit Mut, gelingen könne. Wilma Geurts aus Materborn berichtete über den am 2. Juni in Ochtrup verstorbenen KZ-Priester Hermann Scheipers, der 102 Jahre alt wurde. Mit ihrem Sohn Martin erarbeitete sie 2010 für ihn und mit seiner Unterstützung ein Gedächtnisblatt für das Gedächtnisbuch der Häftlinge des KZ Dachau. Beim Ökumenischen Kirchentag in München stellten sie sein Porträt in der Ausstellung "Geistliche im KZ Dachau" in der Todesangst-Christi-Kapelle der KZ-Gedenkstätte vor. Als Kennerin des Lebens des KZ-Priesters Hermann Scheipers berichtete Wilma Geurts über seine Kindheit, seine Berufung zum Priester und über seine Studienzeit. 1937 geweiht, war Scheipers Kaplan in Hubertusburg, wo er sich verbotenerweise um polnische Zwangsarbeiter bemühte. 1940 wurde er verhaftet, kam ins Gefängnis in Leipzig und 1941 in das KZ Dachau. Als Häftling Nr. 24255 hatte er dort denkwürdige Begegnungen mit Karl Leisner.

(RP)
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