Kleve Auch Haupt (FDP) wird Landtagsmitglied

Kleve · Völlig unerwartet darf jetzt die FDP des Kreises Kleve einen Vertreter nach Düsseldorf schicken: Der in Bedburg-Hau lebende 46-jährige Stephan Haupt, Kandidat im nördlichen Wahlkreis 54/Kleve II, konnte es gestern noch kaum fassen.

 Noch auf der Baustelle - bald schon im NRW-Landtag: der FDP-Politiker Stephan Haupt.

Noch auf der Baustelle - bald schon im NRW-Landtag: der FDP-Politiker Stephan Haupt.

Foto: Klaus Dieter Stade

Bedburg-Hau Völlig überraschend genügt für Stephan Haupt aus Bedburg-Hau Platz 27 auf der Landesliste, um in den künftigen Landtag einzuziehen. Der FDP stehen für ihre 12,6 Prozent der Stimmen bei (nur) 8,6 Prozent der Erststimmen mehr Mandate zu als gedacht. "Die Liste zieht bis Platz 28, und Kollege Haupt steht auf Platz 27. Deshalb muss noch nicht einmal jemand auf seinen Platz verzichten, damit er in den Landtag kommt. Dieses Mandat haben wir sicher", stellte Prof. Ralf Klapdor, FDP-Chef im Kreis Kleve, gestern im RP-Gespräch fest.

Haupt wird damit das erste liberale Landtagsmitglied aus dem Kreis Kleve sein. Lediglich ein hiesiger FDP-Politiker hatte eine noch prominentere Funktion inne: Paul K. Friedhoff, im Jahr 2015 verstorben, war im Bundesvorstand seiner Partei und gehörte von 1997 bis 1999 und von 2005 bis 2012 dem Bundestag an. Der "Spectro"-Gründer aus Kleve war in Berlin unter anderem wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion.

In seine großen Fußstapfen möchte demnächst sehr gerne Ralf Klapdor treten. Der Hochschulprofessor bewirbt sich zum zweiten Mal um ein Bundestagsmandat und wird jetzt sehr schnell in den Bundestagswahlkampf einsteigen. Umso besser, dass er um die Vertretung des Kreises Kleve im Landtag nun wohl nicht mehr bangen muss. Haupt wird sein Mandat annehmen, das sagte er der RP schon am Wahlabend, als die Chance aufs Mandat noch recht vage schien.

Gestern war der 46-jährige Bauleiter, der bei der Stadt Geldern angestellt ist, schon wieder dort, wo er bisher hingehört: auf einer Baustelle. In Geldern-Kapellen überwacht er die Sanierung der Gartenstraße. Doch diese Aufgabe wird er bald jemand anderem überlassen müssen, denn Haupt wird für seinen nächsten "Job" kurzfristig freigestellt. Bereits im Juni ist die konstituierende Sitzung des Landtags, "und für heute bin ich schon zur ersten Fraktionssitzung eingeladen", sagte er gestern. Er könne noch kaum fassen, was da passiert sei. "Ich bin gestern Abend ganz normal ins Bett gegangen, und als ich heute morgen aufstand, um zur Arbeit zu fahren, war ich Landtagsmitglied. Das hat der Landeswahlleiter mit dem vorläufigen Wahlergebnis so mitgeteilt - da muss ich es wohl glauben."

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Demnächst statt Baustellenhelm und Sicherheitsschuhen Anzug tragen, nahe des Düsseldorfer Medienhafens residieren und in der Mittagspause (vielleicht) an der Rheinuferpromenade spazierengehen - das ist eine Aussicht, die der Familienvater aus Bedburg-Hau erstmal verdauen muss. "Mir ist das Ganze noch etwas suspekt", gibt er zu. Immerhin müssen seine Frau Silke, die den Offenen Ganztag der Hauer Grundschule leitet, und die beiden heranwachsenden Kinder nicht umziehen. Nach Düsseldorf kann man ja pendeln.

Anders als Freiberufler oder Großverdiener, die fürchten müssen, finanziell schlecht dazustehen, wenn sie ihr Mandat nach einer Legislaturperiode verlieren (Pensionsansprüche gibt's im Regelfall erst nach acht Jahren) könnte Haupt in diesem Fall wohl sogar an seinen alten Arbeitsplatz zurück - der Vorteil des öffentlichen Dienstes. Mit dieser Beruhigung im Hintergrund kann er sich jetzt komplett auf die unerwartete Herausforderung konzentrieren.

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Wegbegleiter des Mannes, der Ortsverbandsvorsitzender der Liberalen in der Gemeinde Bedburg-Hau war, in der Fraktion aktiv ist und Mitglied der Landschaftsversammlung beim LVR ist, loben seine Sachkenntnis und seinen Einsatz. "Ich kann mir vorstellen, dass er sich im Landtag im Bereich Verkehrsinfrastruktur, vielleicht auch für die Bildung, engagieren wird", sagt Klapdor.

Insbesondere der zweispurige Ausbau der Bahnlinie nach Krefeld und die Fortführung der Strecke in die Niederlande seien wichtige Anliegen. Zumal Haupt selbst wie bisher auch weiter mit dem Niersexpress fahren will.Er steigt dann nur nicht mehr in Geldern, sondern in Düsseldorf aus.

(RP)
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